Moralisch zweifelhaft Amazon kann jetzt «Angst» erkennen

dj

14.8.2019

Amazons Gesichtserkennungssoftware soll nun auch «Angst» erkennen können.
Amazons Gesichtserkennungssoftware soll nun auch «Angst» erkennen können.
iStock

Die Gesichtserkennungsoftware von Amazon soll jetzt auch «Angst» erkennen können. Doch der Konzern steht wegen der Technik und seinen Kunden in der Kritik.

Rekognition, eine Gesichtserkennungssoftware von Amazon Web Services (AWS), der Cloud-Abteilung des Tech-Giganten, soll nun auch das Gefühl «Angst» erkennen können. Bisher schon konnte die Software laut Amazon die Gefühle «glücklich», «traurig», «wütend», «überrascht», «angewidert», «ruhig» und «verwirrt» erkennen.

Ausserdem soll Rekognition auch in der Lage sein, das Alter einer Person zu erkennen. Die Genauigkeit dabei sowie bei der Erkennung des Geschlechts wurden bei Rekognition nun ebenfalls verbessert, so Amazon. Sowohl die Technik selbst als auch Amazons Kunden sind allerdings hochkontrovers.

Forschung zweifelt 

So zeigt zum einem wissenschaftliche Forschung, dass Menschen aus unterschiedlichen Kulturen auch ihre Emotionen in unterschiedlichen Gesichtsausdrücken wiedergeben. Menschliche Emotionen sind hochkomplex und lassen sich nicht mit einigen wenigen Kategorien erfassen, so wie es Rekognition tut.

Dann arbeitet Amazon auch mit dem US-Heimatschutzministerium zusammen, das wegen den Lagern an der US-Mexiko-Grenze sowie der Trennung von Familien seit Monaten massiv in der Kritik steht. Ob hierbei auch Rekognition zum Einsatz kommt ist unklar, Amazon verweigert eine klare Aussage. Es hat die Software aber auf jeden Fall schon diversen US-Behörden zum Kauf angeboten.

Moralische Verantwortung von Amazon-Mitarbeitern?

Dass Amazon nun auch noch stolz verkündet, mit Rekognition auch «Angst» erkennen zu können, wird im Angesicht der Bilder von weinenden Kindern, die von ihren Eltern getrennt wurden, von Beobachtern als hochgradig zynisch empfunden. Amazon-Mitarbeiter wird hier auch ein moralische Mitverantwortung zugeschrieben.

Amazon hat eine komplizierte Beziehung zur US-Regierung. Offenkundig ist man an lukrativen Staatsverträgen interessiert und so bewirbt sich der Konzern auch um einen milliardenschweren Cloud-Auftrag des US-Verteidigungsministerium. Anderseits zeigte US-Präsident Donald Trump vielfach eine wohl auf Gegenseitigkeit beruhende Animosität gegenüber Amazon-Chef Jeff Bezos, die in dessen Besitz der «Washington Post» begründet ist.

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