OnlyFans und Co. «Abonnier mich» – wie man im Internet direkt Geld verdienen kann

dj

25.9.2020

Mehrere Online-Plattformen verbinden «Creators» direkt mit zahlenden Abonnenten.
Mehrere Online-Plattformen verbinden «Creators» direkt mit zahlenden Abonnenten.
OnlyFans

Patreon, OnlyFans, Substack: Die Pandemie hat dem Geschäft mit Bezahl-Inhalten im Web Aufwind gegeben. Wer Bilder oder andere Inhalte von sich – auch freizügige – anbieten will, hat eine wachsende Zahl von Optionen. 

Im Netz ist längst nicht mehr alles einfach gratis: Ein Grossteil der Internetnutzer hat sich längst daran gewöhnt, monatlich gutes Geld für Netflix, Spotify und manchmal sogar auch noch für Abonnements von Nachrichtenmedien auszugeben. Findet man die angebotenen Inhalte interessant und unterhaltsam, geben viele dafür gerne Geld aus.

Warum also sollte man nicht auch Menschen im Netz abonnieren können, die man interessant findet? Eine ganze Reihe von Online-Plattformen bietet genau das an und verbindet Menschen, die irgendwas zu sagen, zeigen oder tun haben, mit jenen, die bereit sind, dafür zu zahlen. Dieses Geschäftsmodell boomt vor allem in der Coronapandemie, bei der zum einen viele Menschen viel Zeit zu Hause haben und andere Menschen ihre einstigen konventionellen Arbeitsplätze verloren haben. Wir stellen einige dieser Plattformen vor.

Patreon: Für Kreative und Künstler

Zu den Pionieren der Idee, regelmässig interessante Menschen finanziell zu unterstützen, gehört Patreon. Es ist bei Kreativen jeglicher Art populär, seien es Podcaster, Musiker oder visuelle Künstler. Denn nicht jeder ergattert einen Plattenvertrag oder kann in einer Galerie ausstellen. Mit Patreon kann man die eigenen Künste dagegen gleich der ganzen Welt ohne Filter anbieten.

Patreon-Nutzer bieten meist mehrere Abostufen an. Die unterste ist oft einfach eine monatliche Spende, bei der Abonnenten (die «Patrons») keine konkrete Gegenleistung bekommen, sondern einfach nur ihre Wertschätzung ausdrücken.

Mit höheren monatlichen Beträgen gibt es dann meist exklusive Inhalte als Belohnung. Das kann ein persönliches Porträt, eine namentliche Erwähnung in einer Podcast-Folge oder ein speziell komponierter Song sein. Knapp 90 Prozent der Einnahmen gehen an die Kreativen, den Rest behält die Plattform.

Unabhängigkeit vom Mainstream

Patreon liefert auch eine gewisse Unabhängigkeit von der etablierten Kulturindustrie. Nummer 2 auf Patreon ist etwa der enorm populäre linksradikale US-Podcast «Chapo Trap House», der durchschnittlich die stattliche Summe von 150’000 Dollar pro Monat einnimmt. Die fanatischen Bernie-Sanders-Unterstützer mit Hunderttausenden politisch interessierten Hörern waren bei US-Vorwahl durchaus einflussreich, obwohl ihr Kandidat am Ende natürlich unterlag.

Über 150'000 Dollar nehmen die Macher des Podcasts «Chapo Trap House» ein.
Über 150'000 Dollar nehmen die Macher des Podcasts «Chapo Trap House» ein.
Patreon

Andere erfolgreiche Podcasts mit solchen Hörerzahlen finanzieren sich meistens durch Sponsoring von Grossunternehmen. Doch aus irgendwie nachvollziehbaren Gründen ist das keine Option für einen Podcast, dessen Moderatoren regelmässig für grossflächige Enteignungen und die Einführung des Kommunismus plädieren.

Auch auf Patreon ist allerdings nicht alles erlaubt. So wird zwar erotische Kunst gestattet, aber keine Pornografie. Auch hat Patreon wiederholt Neonazis und andere Rechtsextreme wegen Hassrede von seiner Plattform entfernt.

OnlyFans: Für DIY-Pornos

Den grössten Hype gibt es derzeit um OnlyFans, zweifellos, weil dort hauptsächlich pornografische Inhalte angeboten werden. Gegen eine monatliche Gebühr von meistens zehn bis zwanzig Dollar kann man hier einzelne Nutzer abonnieren – es gibt also kein Flatrate-Angebot für alle OnlyFans-Inhalte auf einmal.

Was gezeigt wird, hängt von den einzelnen Nutzern ab. Das Angebot reicht hier von Unterwäsche-Fotos bis zu Hardcore-Sexvideos – die auf Patreon, wie erwähnt, verboten sind. Manche Creators bieten mehrfach am Tag neue Inhalte an, andere viel seltener. Die meisten sind weiblich, die meisten Abonnenten, die «Fans», männlich. Aber es lassen sich auch Nischen und spezielle Geschmäcker besetzen, die in der traditionellen Pornoindustrie vielleicht nicht bedient werden, wo Inhalte weiterhin grösstenteils für die Interessen des heterosexuellen Mannes produziert werden.

Die Spitzenverdiener auf OnlyFans nehmen im Monat fünfstellige, vereinzelt sogar sechsstellige Summen ein. 80 Prozent gehen an die Nutzer, 20 Prozent Provision kassiert OnlyFans. Im Kontrast zur «traditionellen» Pornobranche ist das für die Darsteller ein phänomenaler Deal. Dort verbleibt ein Grossteil der Einnahmen immer noch bei den meist alten und meist männlichen Produzenten. Hinzu kommt noch das Risiko von Übergriffen an einem oft von fremden Menschen bevölkerten Set. Wenn dann die OnlyFans-Inhalte im heimischen Schlafzimmer mit der Smartphone-Kamera erstellt werden können, liegen aber dann zudem auch noch die Produktionskosten gen null.

Ohne Bezahlung sieht man bei OnlyFans nichts.
Ohne Bezahlung sieht man bei OnlyFans nichts.
OnlyFans

Reichtum nur für wenige

Auf OnlyFans kann man also schon mit wenigen hundert Abonnenten einen ordentlichen Betrag verdienen, der schnell einmal auch zum Lebensunterhalt reicht. Mit Privatnachrichten an einzelne Abonnenten kann man zusätzlich zu den Abogebühren extra verdienen. Aber natürlich ist OnlyFans für die überwiegende Mehrheit der Creators eher ein Zubrot, denn die Haupteinnahmequelle. Einnahmestatistiken verrät OnlyFans natürlich nicht, eine unabhängige Analyse geht von einem Medianeinkommen von 136 Dollar im Monat aus.

Zu den Menschen, die ihre Inhalte auf OnlyFans anbieten, zählen zu einem bereits zuvor in der Sexarbeit tätige Menschen wie Stripper, Cam-Models, Prostituierte oder Pornodarsteller, zum anderen aber auch solche, die zuvor keine erotischen Inhalte von sich veröffentlicht haben. Das können etwa Instagram-, Twitch-, YouTube- oder TikTok-Influencer sein, die ihren bescheidenen Ruhm vergolden möchten.

Prominente stören den Hausfrieden

Immer häufiger melden sich auch Mainstream-Stars wie etwa Rapperin Cardi B oder Schauspielerin Bella Thorne auf der Plattform an, obwohl sie es natürlich zumindest monetär nicht nötig hätten. Cardi B präsentierte dort Behind-the-Scenes-Aufnahmen vom Videodreh ihres Mega-Hits «WAP», Thorne laszive aber noch bekleidete Fotos von sich. Von den etablierten Nutzern werden die Berühmtheiten eher als Eindringlinge wahrgenommen, weil sie natürlich Konkurrenz um das begrenzte Geld der Abonnenten darstellen.

Thorne sah sich sogar schon zu einer Entschuldigung gezwungen, nachdem ihr vorgeworfen wurde, eine Richtlinienänderung bei OnlyFans provoziert zu haben, die das Einkommen der normalsterblichen Nutzer reduzierte. Sie selbst hatte in einer Woche zwei Millionen Dollar bei OnlyFans verdient.

Schauspielerin Bella Thorne störte den OnlyFans-Hausfrieden.
Schauspielerin Bella Thorne störte den OnlyFans-Hausfrieden.
Bella Thorne

Notlösung bei Arbeitslosigkeit

Die Pandemie erwies sich als Glücksfall für die OnlyFans-Betreiber. Bordelle und Strip-Clubs wurden geschlossen, ebenso gastronomische Betriebe, die oftmals die einzige Job-Option für junge Berufseinsteiger waren. Und da die staatliche Unterstützung bei Arbeitslosigkeit im OnlyFans-Kernmarkt USA arg begrenzt ist, kamen viele in existenzielle Nöte, die sie mit OnlyFans zu lindern versuchten.

Aber auch die zunehmende Enttabuisierung der Sexarbeit in der Gesellschaft hilft OnlyFans. Ausser wenn man in erzkonservativen Kreisen verkehrt, ist es heutzutage nicht mehr reputationszerstörend, wenn eigene Nacktfotos oder -videos im Internet zirkulieren. Die Motive, sich auf OnlyFans zu zeigen, variieren entsprechend. Sicherlich steht bei sehr vielen der monetäre Aspekt im Vordergrund, aber auch Lust an der selbstbewussten Eigendarstellung oder der Wunsch nach Bestätigung kommen vor.

Substack: Für die Mitteilungsbedürftigen

Die Pandemie hat den ohnehin schon schwer gebeutelten Journalismus noch mal hart getroffen. Zusammenbrechende Werbeeinnahmen sorgten für Kurzarbeit und Entlassungen bei unzähligen Medienunternehmen weltweit. Und wenn es schon für grosse Medienkonzerne schwierig ist, ihr Nachrichtenangebot über Werbung zu finanzieren, ist das für einen einzelnen Autor quasi unmöglich.

Wenn man dann nicht zur dunklen Seite der Macht wechseln will und in die PR geht, aber anderseits auch nicht die eigenen Gedanken kostenlos auf Twitter verbreiten will, bietet sich Substack als Alternative an. Völlig frei in der Themenwahl kann man hier Worte unmittelbar zu Geld machen.

Comeback des Newsletters

Substack vermarktet sich nicht primär als Plattform für Nachrichten, sondern als Anbieter für Newsletter. E-Mail-Newsletter erleben schon seit einiger Zeit eine Renaissance. Viele Leser bevorzugen es, auch längere Texte in einem simplen, einfach formatierten E-Mail zu konsumieren, anstatt auf einer Website voller Videos und blinkender Werbebanner.

Der altehrwürdige Newsletter feiert auf Substack sein Comeback. Nur diesmal kostet er etwas.
Der altehrwürdige Newsletter feiert auf Substack sein Comeback. Nur diesmal kostet er etwas.
Substack

So lassen sich die Texte der Substack-Autoren zwar auch auf der Website lesen, Kernstück sind aber die versendeten E-Mails. Setzt man hier auf eine Abomodell, sind Gebühren um die zehn Dollar pro Monat üblich. Zu den erfolgreichsten Autoren zählen hier derzeit solche, die sich zuvor in konventionellen Medien einen Namen gemacht haben und ihre Leser zu Substack mitnehmen konnten. Sie haben meist um die Zehntausend zahlende Abonnenten.

Aber auch bei Substack kann man mit den passenden Nischen ordentlich Kasse machen. Ein monothematischer Newsletter über Konkursanträge in den USA verlangt etwa stolze 49 Dollar im Monat. Er hat zwar nur um die Tausend Abonnenten, die beträchtlichen Einnahmen kann man sich aber selbst ausrechnen.

Dieses Beispiel zeigt auch die Möglichkeiten von Plattformen wie Patreon, OnlyFans oder Substack. Um seinen Lebensunterhalt mit dem Bereitstellen von Inhalten im Netz zu finanzieren, braucht man nicht zwangsläufig ein riesiges Publikum. Es reichen einige treue Patrons, Fans oder Abonnenten, die bereit sind, für Leistung zu zahlen.

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