WinterdepressionSo kannst du den November-Blues vermeiden
Von Monique Misteli
31.10.2022
Je kürzer die Tage, desto trüber die Stimmung. Tritt das Tief saisonal und regelmässig auf, kann es sich um eine Winterdepression handeln. Die ist keine Ausrede für schlechte Laune, sondern eine Krankheit.
Von Monique Misteli
31.10.2022, 06:55
31.10.2022, 16:15
Von Monique Misteli
Keine Energie für irgendetwas, selbst schöne Dinge sind zu anstrengend und du hast eine Riesenlust auf Süsses? Wenn du das bei dir oder deinen Freund*innen beobachtest, könnte eine Winterdepression die Ursache sein. Die tritt auf, wenn die Tage kürzer werden – gerade jetzt bei der Zeitumstellung.
Was du zur Winterdepression wissen musst und was du dagegen tun kannst, liest du hier in den wichtigsten Fragen und Antworten nach:
Was ist eine Winterdepression?
Während der dunklen Jahreszeit leiden in der Schweiz ungefähr 160'000 Personen an einem psychischen Stimmungstief.
Tritt es in zwei oder mehr aufeinander folgenden Jahren auf, spricht man von einer «Seasonal Affective Disorder (SAD), übersetzt: jahreszeitliche Störung der Stimmungslage. Man nennt die SAD umgangssprachlich auch Winterdepression, Winterblues, Herbstblues oder Novemberblues.
Das spezielle an der Winterdepression ist, dass sie es sich um ein saisonales Leiden handelt, typischerweise im Herbst und im Winter.
Was ist die Ursache für eine Winterdepression?
Licht ist der wichtigste Taktgeber des Menschen. Dementsprechend ist die Ursache für Stimmungstiefs und SAD primär der Lichtmangel. Die Netzhaut unseres Auges dient nicht nur dem Sehen, sondern empfängt auch «Lichtsignale», die im Gehirn biochemische Vorgänge steuern.
Das Auge teilt dem Gehirn mit, ob es Tag oder Nacht ist. Heisst die Information «Nacht», produziert das Gehirn Melatonin, was müde macht. Die Aktivität des Körpers wird auf Sparflamme geschaltet. Ausserdem drückt ein hoher Melatoninspiegel die Stimmung.
Am Tag wird das Melatonin wieder abgebaut. Dafür wird während der hellen Stunden vermehrt Serotonin gebildet, umgangssprachlich auch Glückshormon genannt. Dieses aktiviert den Körper und hebt die Stimmung.
Typisch für eine Winterdepression ist ein erhöhtes Schlafbedürfnis – besonders morgens. Hinzu kommen Antriebs- und Energielosigkeit, teilweise Gereiztheit sowie eine freudlose Grundstimmung.
Ausserdem haben Betroffene mehr Appetit bis hin zu Heisshunger, wobei Süsses als Stimmungsaufheller eine besondere Rolle spielt. Das ist anders als bei einer normalen Depression, wo eher Appetitlosigkeit auftritt.
Stellt man solche Symptome fest, sollte man sich fragen, ob die Verstimmung anders begründet sein könnte – etwa durch berufliche oder familiäre Probleme. Wenn man das ausschliessen kann und die Symptome länger als zwei Wochen anhalten, ist eine Winterdepression möglich.
Ob es sich tatsächlich um eine Winterdepression handelt, kann letztlich aber nur eine Ärztin oder ein Arzt beurteilen.
Was kann man dagegen tun?
Halten die Symptome über mehrere Tage an, solle man einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Je nach Schwere der Winterdepression sind Psychotherapie und Medikamente eine Lösung.
Bei einer leichten oder mittelschweren Winterdepression kann eine Lichttherapie helfen. Dabei kommen spezielle Lampen zum Einsatz, die mit einer halben Stunde Licht pro Tag den Betroffenen helfen.
Zusätzlich hilft Tageslicht und frische Luft. Ideal wäre es, jeden Tag ein bis zwei Stunden im Freien zu verbringen. Auch bei trübem Wetter ist genügend Licht vorhanden, um den Körper und die Stimmung zu aktivieren.
Doch für viele ist das mit dem normalen Tagesablauf nicht vereinbar. Deshalb sollte man jede Gelegenheit nutzen, ans Tageslicht zu kommen. Etwa bei einem Spaziergang während der Mittagspause.
Dabei nimmt man nicht nur Licht, sondern auch Sauerstoff auf, was in Kombination mit der Bewegung Herz und Kreislauf anregt. Das hilft gegen die Trägheit.
Wer ist betroffen?
Winterdepression betrifft vor allem Menschen, die weiter weg vom Äquator leben. Etwa in Mittel- und Nordeuropa. In der Schweiz sind das etwa 2,2 Prozent der erwachsenen Bevölkerung, also rund 160'000 Personen. Studien haben zudem gezeigt, dass häufiger jüngere und weibliche Personen von Winterdepressionen betroffen sind.