Die New Orleans Pelicans haben sich im NBA-Draft in New York erwartungsgemäss die Dienste von Zion Williamson gesichert. Der 18-Jährige ist der Top-Pick in diesem Jahr. Nun gilt es, dem Hype um seine Person Taten folgen zu lassen – und die Bodenhaftung nicht zu verlieren.
Man nennt ihn eigentlich nur «Zion» und eine ganze Nation erwartet vom erst 18-Jährigen nicht weniger, als das nächste globale Sportphänomen zu werden. Zion Williamson ist 2.01 Meter gross und 130 Kilogramm schwer, aber als er im ersten Interview nach Bekanntwerden seines Drafts nach New Orleans befragt wird, sind die Emotionen beim Basketballer im Körper eines Schwergewichtsboxers wuchtiger als seine Physis.
An seiner Seite steht Mutter Sharonda, die ihren Sohn über viele Jahre gecoacht hatte und nun dafür zu sorgen haben wird, dass ihr Zion auf dem Boden bleibt. Die Chancen stehen nicht schlecht, wenngleich Basketballer normalerweise von Amtes wegen das Gegenteil tun: Williamson wird eine grosse Reife zugesprochen. Einher gehen sein Fleiss und die Demut, die ihn nicht grösser lassen werden sollen, als der Sport selbst ist.
Schon bei der ersten Frage von ESPN-Reporterin Maria Tylor wird klar, wie nahe Williamson dieser Moment geht (s. Video oben): «Sie haben auf diesen Augenblick gewartet, seit Sie fünf Jahre alt sind. Was sagen Sie, jetzt da Sie der Nr.1-Pick in diesem Draft sind?» Zion stockt. Er wisse nicht, was er dazu sagen solle. Nach ein paar Sekunden findet er schliesslich einige Worte: «Ich dachte nicht, dass ich in dieser Position sein werde.» Dann wendet ihr sich an seine Mutter.
«Alles für mich getan»
«Sie hat viel für mich geopfert. Das wäre nicht möglich ohne sie. Sie hat alles für mich getan. Ich möchte mich einfach bei ihr bedanken.» Tylor hakt nach: «Ihre Mutter hat Sie trainiert, was denken Sie, was sie alles dafür opferte?» Dann wird die Sache richtig emotional, als Zion sagt: «Sie hat ihre Träume für mich aufgegeben. Sie hat sich immer zuerst um die Familie gekümmert und nicht um sich selbst.»
Nun geht bei Zion nichts mehr und die Mutter, die seit fünf Jahren von Zions Vater Lateef getrennt lebt, übernimmt. «Er hat so viel für diesen Moment gearbeitet. Man hat es vielleicht kommen sehen, aber jetzt, da es passiert ist, dass sich die harte Arbeit auszahlt ... wir sind so glücklich für ihn.»
Während Zion nebenan weiter schluchzt, beantwortet die Mutter die nächste Frage. Sie habe gesehen, dass ihr Sohn an seine Entwicklung geglaubt habe. «Deswegen stehen wir heute hier.» Die letzten Worte gehören dann wieder dem potenziellen Superstar, der sich wieder etwas gefangen hat. «Was sagen Sie zu Ihrer neuen Familie in New Orleans?», will Tylor wissen. «Lasst uns tanzen», so Williamson.
Die Stimmung in «Big Easy» erreicht derweil ihren Höhepunkt. Bereits den ganzen Tag hatte man in New Orleans den Moment herbeigesehnt, dass Williamsons Name als Top-Draft verkündet wird.
David Griffin, Funktionär der Pelicans, freut sich jedenfalls diebisch über sein neues Zugpferd. «Er ist wie von der Hand Gottes berührt, wenn er Basketball spielt», sagt der entzückte Vize-Präsident.
Dass die New Orleans Pelicans beim Draft als erstes der 30 NBA-Klubs zum Zug kommen würden, konnte vor der komplexen «Lottery» nicht erwartet werden. Immerhin schlossen sechs Klubs die Qualifikation der abgelaufenen Saison schlechter ab als New Orleans. Die Chance, in der Lotterie den First-Pick zu erhalten, lag für die Pelicans nur bei sechs Prozent. Hoffnungen auf eine Verpflichtung des Ausnahmetalents machten sich insbesondere die seit Jahren darbenden New York Knicks. Die wiederum erfreuen sich nun an der Verpflichtung von RJ Barrett. Ein Blick in die Geschichtsbücher zeigt: Michael Jordan wurde seinerzeit auch an dritter Stelle gezogen – und erorberte danach die Welt.