Daniela Ryf wird nach vier Siegen in Folge als Ironman-Weltmeisterin entthront. Die 32-jährige Solothurnerin muss sich auf Big Island, Hawaii, mit dem 13. Rang begnügen.
Für das Schweizer Topresultat sorgte überraschend Philipp Koutny, der als Achter bei den Männern als einziger Schweizer die Top Ten und damit die Preisgeld-Ränge erreichte. Und bei den Frauen war die unmittelbar vor Ryf klassierte Imogen Simmonds die beste Schweizerin.
Es siegte erstmals die laufstarke Deutsche Anne Haug (36), die bei km 25 des hügeligen Marathons (307 Höhenmeter) die seit dem Start führende Vorjahres-Zweite Lucy Charles-Barclay als Leaderin ablöste und auf den 2. Rang verwies. Dritte wurde die Australierin Sarah Crowley.
Die Vorjahres-Dritte Haug hatte mit der fünftbesten Ironman-Zeit der Frauen am Ironman Kopenhagen (8:31:32 Stunden) in diesem Jahr bereits ihre Ambitionen unterstrichen. In Hawaii siegte Haug in 8:40:10 Stunden.
Bei den Männern ging der Sieg ebenfalls nach Deutschland. Der 38-jährige Jan Frodeno ist der erste Deutsche, der zum dritten Mal auf Hawaii triumphierte. Frodeno setzte sich nach 150 Kilometern von der Spitzengruppe ab und unterbot am Ende den Streckenrekord des Vorjahres von Patrick Lange (7:52:39 Stunden) in 7:51:13 Stunden. Frodeno verwies den Amerikaner Tim O'Donnell und seinen Landsmann Sebastian Kienle auf die weiteren Podestplätze.
Der Olympiasieger von 2008 und Ironman-Weltmeister von 2015 und 2016 hatte im Vorjahr wegen eines Ermüdungsbruchs nicht starten können. Und 2017 konnte Frodeno wegen Rückenschmerzen den Marathon mehr humpelnd als rennend bestreiten. Er beendete das Rennen damals auch weit ausserhalb eines Top-Resultats dennoch.
Koutny als Spätzünder in die Weltspitze
Philipp Koutny schaffte als erster Schweizer Mann seit Mike Aigroz (6./2011) die Preisgeld-Ränge. Die Top Ten verpasste der zweite Schweizer im Männer-Feld, der zweifache Ironman-Switzerland-Gewinner Jan van Berkel, nach einer fulminanten Aufholjagd im Marathon (in 2:47 Stunden von Rang 28 auf 11) nur um einen Platz und 101 Sekunden. Koutny, der 36-jährige Wahlzürcher mit Basler und St. Galler Wurzeln, hatte die Laufstrecke bereits im 8. Rang in Angriff genommen.
Der frühere Altersklassen-Athlet Koutny schaffte es als Spätzünder in die Weltspitze. Er ist zwar schon lange Triathlet, bestreitet aber erst seit 2013 Ironman-Wettkämpfe und hatte im Vorjahr bei seiner erstmaligen Qualifikation für das Profifeld auf Hawaii bereits den beachtlichen 15. Rang erreicht.
«Ich will mich nicht blind verstecken, sondern aggressiv sein und eine Show bieten», hatte Koutny gegenüber der «Basellandschaftlichen Zeitung» im Vorfeld versprochen. Er setzte seine Ankündigung um. Nur hochdekorierte Ironman-Cracks klassierten sich vor Koutny, der bislang einen Ironman-Titel gewann (2018 Ironman Estland).
Schon im Radfahren hatte sich Koutny früh in die Schlagdistanz zur erweiterten Spitze vorgekämpft und sich dann mit Fortdauer der 180 km in die Top Ten vorarbeiten können.
Ryf erwachte nur kurzzeitig
Für Daniela Ryf ist es der erste Langdistanz-Triathlon seit ihrem Ironman-WM-Debüt 2014 in Kona (2. Rang), den sie mit Zieleinlauf nicht im ersten Rang beendete. Und der erste Triathlon seit Anfang 2018, an dem sie nicht als Siegerin einlief.
Nach gut zehn Laufkilometern zog Ryf zwischenzeitlich an und kämpfte sich mit den teilweise zweitbesten Laufsplits nach Haug vom 9. auf den 7. Rang vor, liess dann aber wieder nach, verpflegte sich an den entsprechenden Posten auf den letzten Kilometern teilweise stehend und fiel schliesslich auf den 13. Rang zurück.
Die von Ryf im Laufen zwischenzeitliche Landsfrau Imogen Simmonds (11.) zog bei Kilometer 37 wieder an der Solothurnerin vorbei. Simmonds befand sich nach dem Schwimmen von Beginn an in der ersten Verfolgergruppe, während Ryf den Anschluss an diese knapp verpasste und die Lücke anschliessend nicht schliessen konnte.
Ryf wirkte schon auf dem Velo, ihrer eigentlichen Parade-Disziplin, nie so energiegeladen und druckvoll wie bei ihren vorherigen fünf Teilnahmen und vier vergangenen Triumphen auf Hawaii. Die 4:54:20 Stunden waren – wenn auch bei anspruchsvollen Windverhältnissen – ihre bislang klar schlechteste Zeit in der zweiten Disziplin auf Hawaii.
Schliesslich nahm sie die Laufstrecke mit einem Rückstand von gut 13 Minuten auf Charles-Barclay in Angriff. Dabei hatte Ryf im Schwimmen nur fünf Minuten auf Charles-Barclay verloren. Im Vorjahr waren es wegen der Quallen-Attacke rund das Doppelte gewesen.
Gut sechseinhalb Minuten betrug Ryfs Rückstand dann nach 20 Radkilometern. Und beim Rad-Wendepunkt in Hawi beim km 96 vergrösserte sich das Handicap auf neuneinhalb Minuten. 40 km vor Ende der Radstrecke waren es dann zehneinhalb Minuten an 9. Stelle liegend, und die vor ihr liegenden Athletinnen fuhren zu diesem Zeitpunkt auch hinten hinaus schneller.
SDA