7. Platz ein Lichtblick Neuer Optimismus bei Sauber auf dem beschwerlichen Weg nach oben

SDA

16.3.2025 - 12:06

Nach dem desaströsen letzten Jahr hofft man im Formel-1-Team Sauber 2025 auf Besserung. Der 7. Platz von Nico Hülkenberg beim Saisonstart in Melbourne ist ein Lichtblick.

Keystone-SDA

Zugegeben, die Zuversicht bei Sauber war nicht sehr gross, als es im Vorfeld der WM-Saison 2025 darum ging, eine Prognose für das letzte Jahr vor dem offiziellen Werkseinstieg von Audi zu machen. Schliesslich wurde der Zürcher Rennstall im 2024 Letzter und konnte erst im vorletzten Rennen überhaupt die ersten Punkte einfahren. Quantensprünge sind bei fast gleichbleibendem Reglement vor der grossen Reform 2026 keine zu erwarten.

Gedämpfter Optimismus vor Saisonstart

Nach den schwierigen Wintertests versprühte Saubers CEO Mattia Binotto logischerweise nur wenig Optimismus. «Wenn alles normal läuft, schnappen uns allein die beiden McLaren, Ferrari, Red Bull und Mercedes sowie Sainz und Gasly die zehn Punkteplätze weg», rechnete der in Lausanne geborene Italiener im Gespräch mit dem Blick vor. Und er schob nach: «Ein schnelles Punkteresultat würde unserem Team sicher helfen.»

Binottos Wunsch ging schon am Startwochenende in Erfüllung. Nico Hülkenberg machte im Grand Prix von Australien, was ein Fahrer aus einem Aussenseiter-Team tun muss: Er schlug dann zu, wenn die Konkurrenz patzt. Während andere sich bei Regen auf dem tückischen Albert Park Circuit Fehler leisteten, blieb der 37-jährige Deutsche tadellos und schaffte dank einer gewieften Reifen-Strategie des Teams als Siebenter den Sprung in die Punkteränge. «Wir haben es geschafft, genau im richtigen Moment vor den anderen an die Box zu kommen. Manchmal muss man einfach Glück haben», resümierte Hülkenberg sein erstes Rennen nach seiner Rückkehr zu Sauber, nachdem er 2013 schon einmal eine Saison für die Hinwiler gefahren war.

Bei Sauber erhofft man sich vom Routinier, dass er das Team mit seiner Erfahrung ein gutes Stück voranbringen kann. Dass er das kann, hat Hülkenberg bewiesen. Er konnte sich in den vergangenen zwei Jahren bei Haas so einbringen, dass der Rennstall vom letzten auf den siebten WM-Platz nach vorne klettern konnte.

Von Hülkenbergs Erfahrung soll letztlich auch Gabriel Bortoleto profitieren, der 17 Jahre jüngere Teamkollege aus Brasilien, der im letzten Jahr (wie Hülkenberg 2009) die Formel-2-Meisterschaft gewonnen hat. Bei seinem Formel-1-Debüt zahlte der Südamerikaner am Sonntag Lehrgeld und schied wie zahlreiche andere Fahrer im Regen-Chaos aus.

Ein Schritt in die richtige Richtung

Bei Sauber ist mit voll des Lobes für Hülkenberg. «Er ist extrem ruhig im Auto. Er wird nie nervös. Das zeichnet ihn aus», schwärmte etwa der langjährige Teammanager Beat Zehnder im Sky-Interview über den Mann, der nach 228 Grands Prix in der Formel 1 noch auf seinen ersten Podestplatz wartet und damit einen unrühmlichen Rekord hält.

Zehnder sprach am Sonntag von einem «grossen Schritt nach vorne». Noch sei das Team sicher nicht so weit, um regelmässig um die WM-Punkte mitfahren zu können. «Aber wir konzentrieren uns weiterhin darauf, die Herausforderungen anzugehen, mit denen wir konfrontiert waren, um sicherzustellen, dass wir konstant um Punkte kämpfen können.»

Hülkenberg unterschrieb mit Sauber einen Mehrjahresvertrag. Er soll Audi den Einstieg in die Formel 1 erleichtern. Das Projekt der Automarke mit den vier Ringen ist langfristig ausgelegt, allerdings mit grossen Zielen. «Unser Ziel ist es, 2030 um die Weltmeisterschaft zu kämpfen», machte Teamchef Binotto kürzlich im Gespräch mit «auto motor und sport» eine mutige Ansage.

Jonathan Wheatley ab 1. April neuer Teamchef

Um sich mit den Topteams auf Augenhöhe zu bewegen, soll in den kommenden Jahren im Werk in Hinwil personell weiter aufgerüstet werden. Ab 1. April wird Jonathan Wheatley Binotto in seiner Arbeit als Teamchef entlasten. Der Engländer, der beim Grand Prix von Japan ein erstes Mal am Kommandostand zu sehen sein wird, war zuvor 18 Jahre lang als Sportdirektor bei Red Bull tätig.

Doch mehr Personal ist noch lange kein Garant für Erfolg in der Formel 1, das weiss auch Binotto. «Es reicht nicht, nur neue Leute einzustellen. Sie müssen zu einem Team, zu einer Gemeinschaft zusammenwachsen», erklärt der ehemalige Ferrari-Teamchef.

Resultate wie der unerwartete 7. Platz von Hülkenberg wirken nach den schwierigen letzten Monaten wie Balsam auf die Seele des Teams – und als zusätzliche Motivationsspritze auf dem langen Weg nach oben.