Ob wie bisher bei den Atlanta Hawks oder bald bei den Dallas Mavericks: Der Genfer Weltklasse-Basketballer Clint Capela träumt mit 29 Jahren weiter vom NBA-Titel. Der Schweizer Nationalmannschaft erteilt er eine Abfuhr.
Clint Capela bereitet sich derzeit auf seine zehnte NBA-Saison vor, von der er nicht weiss, ob er sie vollständig mit den Atlanta Hawks absolvieren wird. Ist er nicht Gegenstand von Gerüchten, die ihn mit den Dallas Mavericks in Verbindung bringen? «Ich bin ein Spieler der Atlanta Hawks mit einem garantierten Vertrag für die nächsten zwei Saisons», betont der Mann mit einem Jahressalär über 20 Millionen Dollar. «Aber es ist normal, dass solche Gerüchte aufkommen, wenn du nicht gewinnst. Wir haben vor zwei Jahren im Final der Eastern Conference gespielt. Seitdem konnten wir dieses Abschneiden nicht mehr bestätigen.»
Zum zweiten Mal in Folge schied Atlanta in der abgelaufenen Saison in der ersten Playoff-Runde aus, diesmal gegen die Boston Celtics. Derweil schafften es die Miami Heat, jener Gegner, gegen den sich die Hawks in den Pre-Playoffs durchgesetzt hatten, bis in den Final. «Es hat mir wehgetan, den Weg von Miami zu verfolgen. Sie in den Playoffs zu Hause geschlagen zu haben, zeigt, dass wir das Niveau gehabt hätten. Es war eine wirklich komplizierte Saison», meint Capela.
Nein zur Schweizer Nationalmannschaft
Der Schweizer Nationalmannschaft steht der NBA-Profi auch in diesem Sommer nicht zur Verfügung. Der Genfer hat sich entschieden, nicht mit dem Nationalteam an der Vorqualifikation für die EM 2025 teilzunehmen: «Ich möchte den Sommer nutzen, um an meinen Defiziten zu arbeiten», erklärt er. «Die Bedingungen sind nicht gut genug, dass ich diesen Sommer wieder für die Nationalmannschaft spielen kann.»
Capelas letzter Auftritt im Schweizer Dress bleibt damit der grossartige 109:85-Sieg gegen Island im August 2019 in der Qualifikation für die EM. «Das bleibt ein einzigartiger Moment in meiner Karriere», sagt Capela. «Es gibt nichts, was vom Gefühl her stärker ist, als mit der Schweizer Nationalmannschaft zu gewinnen. Das kann ich Ihnen versichern.» In seinen Augen hat der Schweizer Basketball jedoch nicht aus dieser Leistung Kapital schlagen können, um den erhofften Schritt nach vorne zu machen. «Ich glaube, dass es in der Schweiz nicht genug Interesse gibt, damit sich Investoren voll engagieren.»
Capela sagt ausserdem, dass er für jene Sommerkampagne 2019 einen hohen Preis bezahlt hat: «Ich habe mich drei Monate später verletzt. Wir mussten mit Houston wirklich eine schwierige Saison durchstehen. Ich wurde nach Atlanta versetzt, später wurden der General Manager und der Trainer gefeuert. Ich denke mir, dass die Dinge anders hätten ausgehen können, wenn ich normal hätte spielen können.»
Capela erinnert auch daran, wie sehr sich die medizinische Betreuung eines NBA-Teams von der des Schweizer Teams unterscheiden kann: «In der NBA fühlen wir uns wie grosse Babys mit all der Aufmerksamkeit, die uns zuteil wird», sagt er. «Das ist keine Kritik an die Adresse des Schweizer Teams. Nur ist es Realität, dass in der NBA Milliardäre in die Teams investieren.»
Gegen Victor Wembanyama verteidigen
Schliesslich spricht Capela auch über die Ankunft des Wunderkindes Victor Wembanyama in der NBA, der Nummer 1 des Drafts 2023. «Er ist erst 19 Jahre alt und sehr jung. Auf ihn wartet eine grosse Karriere», betont der Genfer Aufbauspieler. «Er wird in den nächsten Jahren körperlich noch stärker werden. Aber ich glaube nicht, dass San Antonio ihn in seinem ersten Jahr alle 82 Spiele der regulären Saison spielen lassen wird.»
Capela ist bereit, gegen das französische Wunderkind zu verteidigen: «Wenn du gegen Kevin Durant verteidigt hast, kannst du gegen jeden verteidigen», sagt er.
Die Zukunft wird zeigen, ob Clint Capela über Victor Wembanyamas Kopf dunken muss, um den Gral zu erreichen, den NBA-Titel, dem er 2018 und vor zwei Jahren mit Atlanta nahe gekommen war. «Ich will ihn», sagt er. «Ich bin immer noch in meinen besten Jahren.» Als wolle er signalisieren, dass seine Zeit noch lange nicht vorbei ist. Und vielleicht ist es auch ein kleines Augenzwinkern an die Adresse von Luka Doncic, dem Star von Dallas, der das gleiche Ziel verfolgt.