ATPEine Lücke in Federers imposanter Rekordliste: Djokovic schon bald die «ewige Nummer 1»
Von Luca Betschart
19.1.2021
Im März wird Roger Federer als «ewige Nummer 1» abgelöst und verliert damit einen prestigeträchtigen Rekord. Obwohl die Liste des Maestros schrumpft, ist sie nach wie vor beeindruckend lang – und unvollendet?
Dank seines 13. Triumphes bei den French Open zieht Rafael Nadal erst im vergangenen Oktober in Sachen Grand-Slam-Titel mit Roger Federer gleich und egalisiert damit die womöglich bedeutendste Bestmarke im eindrücklichen Palmares des Schweizers. Und die Gefahr scheint gross, dass der spanische Sandplatz-König den Maestro diesbezüglich schon bald übertrumpfen wird. Mittlerweile bereits besiegelt ist dagegen, dass der Baselbieter auch als «ewige Nummer 1» abgelöst wird – nicht von Nadal, aber von Novak Djokovic.
Weil die ATP die Corona-Sonderregelung für das Ranking zumindest bis Anfang März beibehält, ist bereits jetzt klar: Der Serbe wird am 8. März seine 311. Woche an der Weltranglistenspitze beginnen und Federers bisherigen Rekord von 310 Wochen übertreffen. Ab da gilt der Baselbieter nicht länger als die «ewige Nummer 1», was zweifellos eine Lücke in Federers schrumpfender Rekordliste hinterlässt. Und dennoch ist diese nach wie vor imponierend. Zudem ist die Rekordjagd des 39-Jährigen noch nicht beendet – hoffentlich. Eine Übersicht:
Die unheimliche Final-Serie
Im Juli 2003 – nur sieben Tage nach seinem ersten Wimbledon-Triumph – verliert Roger Federer das Endspiel in Gstaad gegen Jiri Novak in fünf Sätzen. Auch die dritte Finalteilnahme vor heimischem Publikum endet mit einer Enttäuschung (wie zuvor bereits in Basel 2000/2001), es soll aber für lange Zeit die letzte bleiben.
Danach gewinnt Federer unglaubliche 24 Finalpartien in Folge, bis er im November 2005 im Endspiel des Masters Cup auf David Nalbandian trifft. Obwohl der Schweizer in den Sätzen zwischenzeitlich mit 2:0 führt, verliert er das Spiel noch. Seine über zwei Jahre anhaltende Serie ist indes bis heute ungeschlagen.
Der achtfache Rekordsieger
Acht gewonnene Grand-Slam-Titel in Wimbledon, zehn Turniersiege in Basel und Halle sowie acht Vollerfolge in Dubai – Federer ist gleich in mehreren Destinationen der Turnier-Rekordsieger. Auch die sieben Triumphe in Cincinnati sind unerreicht, genau wie die sechs Siege bei den ATP Finals zum Saisonabschluss. Auch in Katar und Bangkok ist Federer der Mann mit den meisten Trophäen.
Die beeindruckende Grand-Slam-Bilanz
Federer stösst insgesamt 57 Mal in einen Grand-Slam-Viertelfinal vor, zwischen Wimbledon 2004 und den French Open 2013 schafft er das 35 Mal in Folge. Im selben Zeitraum stellt er mit 23 Halbfinal-Teilnahmen den nächsten Rekord auf, zudem steht er in zehn Major-Endspielen am Stück (Wimbledon 2005 – US Open 2007). Federer ist auch der Spieler mit den meisten Finalteilnahmen (31) bei Grand Slams, auch wenn ihm Nadal (28) und Djokovic (27) bereits dicht auf den Fersen sind.
Sonstige Meilensteine
Federer ist der Gewinner der aktuell längsten Partie über zwei Gewinnsätze (seit der Open Era 1968). Bei den Olympischen Spielen in London 2012 ringt er Juan Martin del Potro in einem packenden Fight mit 4:6, 7:6 und 19:17 nieder – nach geschlagenen 4 Stunden und 26 Minuten.
Als Federer im Februar 2018 noch einmal die Spitze der Weltrangliste erklimmt, ist er 36 Jahre und 10 Monate alt – und damit die älteste Weltnummer 1 der Geschichte.
Im vergangenen November knackt der 20-fache Grand-Slam-Sieger eine weitere neue Bestmarke. Als erster Spieler steht Federer seit 1000 Wochen in den Top 20 der Weltrangliste. Ein Rekord, den er trotz des aufgeschobenen Comeback Woche für Woche ausbaut.
Diese Rekorde sind greifbar
Gelingt Federer die Rückkehr auf die ATP-Tour nach Wunsch, ist die Rekordliste womöglich noch längst nicht vollständig. So rüttelt der Schweizer bereits an Jimmy Connors Bestwert von 1274 Siegen im Einzel – Federer steht bereits bei der 1235.
Und ein Rekord von Ken Rosewall würde Federer wohl noch so gerne brechen. Der Australier ist bei seinem letzten Grand-Slam-Sieg 37 Jahre alt – und damit der älteste Major-Champion. Stand heute …