Der Schweizer Marc-Andrea Hüsler gewinnt beim Hallenturnier in Sofia im Endspiel 6:4, 7:6 (10:8) gegen den als Nummer 5 gesetzten Dänen Holger Rune.
Vor dem Beginn des Finals zwischen Marc-Andrea Hüsler (ATP 95) und dem 64 Plätze höher klassierten Holger Rune dröhnte «Highway to Hell» durch die Halle in der bulgarischen Hauptstadt. Für den 26-jährigen Zürcher war die Reise in den Osten jedoch keine in die Hölle, sondern in den (Tennis-)Himmel.
«Es ist ein komplettes Märchen», freute sich der Schweizer Davis-Cup-Leader im Siegerinterview. «Ich wäre bereits zufrieden gewesen, ein paar Runden zu gewinnen.» So hätte es durchaus auch kommen können, denn im Viertelfinal gegen den Polen Kamil Majchrzak wehrte Hüsler zwei Matchbälle ab. Auf zwei Säulen seines in diesem Jahr so stark verbesserten Spiels konnte er sich auch in seinem ersten ATP-Final gegen den hoch talentierten Rune stützen: den guten Aufschlag und seine Nervenstärke.
Ohne Worte, aber nervenstark
Das einzige Break der Partie gelang Hüsler gleich im ersten Game. Am Ende des zweiten Durchgangs wehrte der 1,96 m grosse Linkshänder beim Stand von 5:6 und danach im Tiebreak insgesamt vier Satzbälle des Dänen ab, ehe er nach knapp eindreiviertel Stunden seinen zweiten Matchball passend mit einem Aufschlagwinner verwertete.
«Es war ein grossartiger, echt grossartiger Match», zeigte sich Hüsler zurecht euphorisch. «Im Moment fehlen mir etwas die Worte.» Er sei ja in jedem Spiel ein wenig der Underdog gewesen. «Das half mir vielleicht, gewisse Risiken einzugehen. Und das Spiel in der Halle kommt mir mit meinem Aufschlag als Stärke entgegen.»
Hüslers grosser Triumph beim 250er-Turnier in Sofia hat etwas Historisches. Es ist der erste Schweizer Erfolg bei einem ATP-Turnier seit Roger Federers letztem Sieg an den Swiss Indoors im Oktober 2019. Und Hüsler ist in den letzten 20 Jahren der erste Schweizer ATP-Champion, der nicht Federer oder Stan Wawrinka heisst.
Neu die Nummer 64
Vor allem aber profitiert er persönlich vom Exploit, der sich im Lauf des Jahres abgezeichnet hatte. Der smarte und stets freundliche Zürcher aus Rüschlikon gewann in Mexiko zwei Challenger-Turniere, schaffte es in Wimbledon und am US Open erstmals an Grand-Slams und wird in der Weltrangliste neu die Nummer 64 der Welt sein. Damit muss er sich um die Qualifikation für die grossen Hauptfelder vorerst keine Sorgen mehr machen.
Diese Woche profitiert er beim Turnier der 500er-Kategorie in der kasachischen Hauptstadt Astana von einer Ausnahme, da er wegen seines Erfolgs die Qualifikation nicht bestreiten konnte. In der 1. Runde trifft Hüsler auf den Finnen Emil Ruusuvuori (ATP 54). Rune hat weniger Glück. Er bekommt es mit der Weltnummer 1 Carlos Alcaraz zu tun.
ck, sda