Mit dem zehnten Turniersieg in Halle und dem 102. ATP-Titel erreicht Roger Federer den nächsten Meilenstein in seiner Karriere. Nach dem Sieg über David Goffin wird aber klar: Nach Halle ist vor Wimbledon.
In seinem 13. Endspiel in Halle behält Roger Federer zum zehnten Mal das bessere Ende für sich und jubelt über seinen 102. Turniersieg auf ATP-Stufe. Es sind Zahlen, die selbst Federer beeindrucken: «Es sind einfach nicht normale Zahlen, dass weiss ich selber auch. Und darum sind solche Momente speziell. Wenn du den 100. Titel gewinnen kannst, oder wieder die Nummer eins sein kannst, oder dass du den Titel zum zehnten Mal holen kannst am gleichen Turnier – ich weiss, dass solche Momente nicht normal sind.»
16 Jahre nach seinem ersten Triumph muss Federer im Final vor allem im ersten Satz hart kämpfen. Der Belgier David Goffin macht ihm das Leben schwer, verpasst es aber, seine Chancen zu verwerten. Der Schweizer sieht das ähnlich: «Ich hatte das Gefühl, in den ersten zehn Games war David besser. Bis zum 5:5 hatte er mehr Chancen und hatte mehr vom Spiel. (…) Es tut mir leid, dass ich ihm den ersten Satz ein bisschen gestohlen habe.»
Auf die schwächere Phase gewartet
Wie so oft findet der 37-Jährige aber einen Weg und ist insbesondere in den wichtigen Punkten zur Stelle. «Ich konnte mich befreien, oft durch meinen Service. Mental blieb ich hart und ich wusste: Wenn ich hier rauskomme, wird irgendwann auch meine Chance kommen. Weil so gut konnte er (Goffin, Anm. d. Red.) nicht weiter aufschlagen. Prompt ist es dann so gekommen im Tiebreak und zu Beginn des zweiten Satzes. Danach konnte ich es heimbringen», sagt Federer im Interview mit «SRF».
Als er die Woche in Deutschland bilanziert, richtet Federer den Blick aber schnell nach vorne – in acht Tagen startet das Grand-Slam-Turnier in Wimbledon. «Es war eine unglaubliche Woche. Ich habe gut gespielt, immer besser gespielt. Und es ist natürlich auch im Hinblick auf Wimbledon perfekt.»
«Ich weiss, was es bedeutet, in Halle zu gewinnen»
Denn wenn seine Form in der Vergangenheit bereits im westfälischen Halle gut passte, spielte der Schweizer meist auch in London stark auf: «Ich weiss, was es bedeutet, hier in Halle zu gewinnen. Meistens spielst du dann auch sehr gut in Wimbledon. Viele Male habe ich Wimbledon sogar gewonnen nachher. Aber eine Garantie gibt es nie.»
Der Fahrplan jedenfalls stimmt. Tatsächlich hat Federer das Double mit dem Turniersieg in Halle und Wimbledon bereits fünfmal geschafft – zuletzt vor zwei Jahren. Wann er nach Wimbledon reisen wird, weiss er allerdings noch nicht genau. «Das müssen wir alles noch schauen. Ich muss mal noch mit Mirka reden, mit den Kindern schauen und mit den Coaches reden.» Immerhin wisse er dank dem heutigen Sieg, dass er in London als Nummer zwei gesetzt wird und deshalb wohl erst am Dienstag erstmals antreten muss. «Das gibt mir noch einen Tag mehr Pause bis zur ersten Runde. Von dem her kann man ein bisschen anders planen.»
Erst will er das «Halle-Stängeli» aber noch auskosten und zeigt sich nach dem Triumph zum Scherzen aufgelegt. «Ich fühle mich wieder jung. Im Flieger und wenn ich morgen früh aufwache, fühle ich mich wieder alt.» Bis zu den Vorbereitungen auf Wimbledon bleiben ihm immerhin noch etwas Zeit: «Solche Momente gilt es auch zu geniessen. Das werde ich auch machen. Heute, morgen und übermorgen – so lange ich kann, bevor ich beginne, mich auf Wimbledon vorzubereiten.»