Roger Federer Federer: «Wahrscheinlich war ich es, der sich wie eine Schnecke bewegte»

aus Wimbledon: Luca Betschart

2.7.2019

Fand er nach einem Satz in seine Auftaktpartie in Wimbledon: Roger Federer
Fand er nach einem Satz in seine Auftaktpartie in Wimbledon: Roger Federer
Bild: Getty

Trotz eines veritablen Fehlstarts bezwingt Roger Federer den Südafrikaner Lloyd Harris in der ersten Runde von Wimbledon souverän. Nach der Partie erklärt der Schweizer, was im ersten Satz alles schief gelaufen ist. 

Nach 28 Minuten war der erste Satz zwischen Roger Federer und Lloyd Harris bereits Geschichte – eigentlich nichts Ungewöhnliches, wenn der Schweizer in Wimbledon auf dem Platz steht. Diesmal rieben sich die Zuschauer auf dem Centre Court aber verwundert die Augen: Nicht Federer, sondern sein Gegner aus Südafrika entschied den Startsatz mit 6:3 für sich und stellte die Welt in der Londoner Vorstadt kurzzeitig auf den Kopf. «Er machte seinen Job gut, retournierte stark. Ich glaube, ich hatte in den ersten beiden Sätzen kein einziges Ass. Und es war nicht so, dass ich schlecht servierte – aber er konnte meine Aufschläge gut lesen.»

Neben dem Aufschlag passte beim Schweizer im ersten Satz aber wenig zusammen. «Ich denke, es war eine Kombination einiger Dinge. Ich fühlte mich etwas hölzern, bewegte meine Beine zu wenig und es lief einfach nicht», erklärt Federer. «Die ersten Tage hier in Wimbledon sind ziemlich ungewöhnlich – es ist anders als auf jedem anderen Court dieser Welt. Die Art und Weise wie der Ball abspringt oder ob der Kick funktioniert oder eben nicht.»



So langsame Verhältnisse wie noch nie?

Der 37-Jährige hatte zu Beginn Mühe mit den Verhältnissen, empfand diese als sehr langsam – und das kommt Federers Spiel bekanntlich nicht entgegen. «Ich dachte mir während der Partie, dass es so langsam wie noch nie ist.»

Im Verlauf der Partie fand er seinen Rhythmus besser – und erkannte dann andere Gründe für sein langsames Spiel: «Wahrscheinlich war ich es, der sich wie eine Schnecke bewegte. Mit der Zeit fand ich meinen Rhythmus und die Dinge wurden wieder normal.» Trotzdem sei die Unterlage in Wimbledon für ihn nicht mehr die schnellste. «Die Länge der Ballwechsel am US Open ist durchschnittlich kürzer als in Wimbledon. Das sagt einiges aus.»

Verunsichern liess sich Federer deswegen aber nicht, obwohl der Puls nach verlorenem Startsatz deutlich höher sei. «Aber ich denke, dank meiner Erfahrung blieb ich ruhig. Ich wusste, dass ich andere Dinge im Repertoire habe oder Tricks beherrsche, die ich noch auspacken kann. Es brauchte nur ein bisschen Zeit (…) Das erste Break war sehr wichtig, um die Dinge zu wenden. Dann fand ich in die Partie», zieht Federer Bilanz.

Der nächste Unbekannte wartet

Angesprochen auf die zahlreichen Favoritenstürze, inbesondere der jüngeren Spieler, zeigt sich der bald 38-Jährige überrascht: «Es ist ja nicht so, dass diese Spieler nicht gesetzt sind. Immer wenn ein Gesetzter oder ein Top-10-Spieler in der ersten Woche verliert, kommt das überraschend. Da ist es egal, wer der Gegner ist. Gestern und heute verloren zu viele solche Spieler, aber das passiert. Die Margen sind klein. Nadal hatte früh in der Partie Mühe, ich hatte Probleme. Es kann einfach passieren.»

In der zweiten Runde trifft Federer mit dem britischen Wildcard-Inhaber Jay Clarke (ATP 169) auf einen weiteren unbekannten Kontrahenten. «Ich kenne ihn nicht sehr gut, habe ihn aber auch schon gesehen und kenne ihn ein bisschen besser als Lloyd (Harris, Anm. d. Red.).» Ausserdem kennt Federer nun die diesjährigen Bedingungen auf dem Centre Court – ein erneuter Fehlstart ist also nicht zu erwarten.


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