Schlechte Verliererin? Serena Williams beschuldigt den Schiedsrichter des Sexismus

Aus New York: Jan Arnet

9.9.2018

Serena Williams verpasst an den US Open ihren 24. Grand-Slam-Titel. Die US-Amerikanerin verliert den Final gegen Naomi Osaka klar in zwei Sätzen. Schon während der Partie greift Serena den Stuhlschiedsrichter verbal an, nach dem Spiel legt die 36-Jährige nach.

Selten stand ein Stuhlschiedsrichter in einem Grand-Slam-Final so sehr im Mittelpunkt wie beim diesjährigen Frauen-Endspiel zwischen Williams und Osaka. Die US-Amerikanerin kassierte vom Unparteiischen Carlos Ramos insgesamt drei Verwarnungen, was ihr im zweiten Satz den Game-Verlust zum entscheidenden 3:5 einbrachte.

Ramos unterstellte Williams zu Beginn des zweiten Satzes unerlaubtes Coaching, was Serena die erste Verwarnung einbrachte. «Ich schummle nicht, ich habe noch nie geschummelt. Lieber verliere ich», so die klare Antwort der 36-Jährigen, die wenig später aus Frust ihr Racket zertrümmerte und zum zweiten Mal sanktioniert wurde. Die dritte Verwarnung, die schliesslich zum Game-Verlust führte, bekam Williams, weil sie den Stuhlschiedsrichter als «Dieb» beschuldigte. 

Williams war komplett von der Rolle, was Naomi Osaka auszunutzen wusste. Die 20-jährige Japanerin gewann klar mit 6:4, 6:2 und sicherte sich ihren ersten Grand-Slam-Titel (zum Spielbericht).

Serena lässt die Geschehnisse in der Pressekonferenz wiefolgt Revue passieren: «Ich kann nicht hier sitzen und sagen, er (der Schiedsrichter) wäre kein Dieb. Denn er hat mir ein Game weggenommen», sagt sie. «Ich habe schon viele Männer gesehen, die anderen Schiedsrichtern einiges gesagt haben. Ich kämpfe hier auch für Frauenrechte und Gleichberechtigung. Ich sagte 'Dieb' und er nahm mir ein Game weg, das fühlte sich an wie eine sexistische Bemerkung. Er hat noch keinem Mann ein Game genommen, der ihn 'Dieb' nannte.»

Williams nennt Stuhlschiedsrichter Carlos Ramos einen «Dieb».
Williams nennt Stuhlschiedsrichter Carlos Ramos einen «Dieb».
Getty Images

Sie wolle dennoch weiterkämpfen, damit Frauen im Tennis in Zukunft gleich behandelt werden wie Männer, sagt Williams und kommt auf einen Vorfall zu sprechen, der zu Beginn des Turniers für Aufregung sorgte: Alize Cornet bekam eine Verwarnung, weil sie auf dem Platz ihr T-Shirt umdrehte. «Cornet sollte in der Lage sein, ihr Shirt auszuziehen, ohne verwarnt zu werden. Das ist unverschämt», so Williams.

Und weiter: «Ich denke, ich muss das hier einfach durchmachen, damit die nächste Frau, die emotional wird, sich selbst sein will und eine starke Frau sein will, es in Zukunft besser hat. Vielleicht hat mir mein Verhalten heute nichts gebracht, aber der nächsten Frau wird es helfen.»

Weitere Videos

Zurück zur Startseite