Nummer 1 der Welt Die Schweiz dominiert den Ski-Weltcup, trotzdem sieht Alpin-Direktor Flatscher Baustellen

SDA

13.1.2025 - 16:31

Die Sonne strahlt momentan über Hans Flatscher und den Alpinen von Swiss-Ski. Trotzdem sieht der Alpin-Direktor noch Steigerungspotenzial.
Die Sonne strahlt momentan über Hans Flatscher und den Alpinen von Swiss-Ski. Trotzdem sieht der Alpin-Direktor noch Steigerungspotenzial.
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Die Schweiz zementiert ihren Status als Nummer 1 im alpinen Ski-Weltcup. Hans Flatscher, Alpin-Direktor von Swiss-Ski, spricht über Erwartungen, Kontinuität und den Nachwuchs.

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  • Hans Flatscher, Alpin-Direktor von Swiss-Ski, zeigt sich mit den aktuellen Leistungen der Schweizer Fahrer*innen zufrieden. Man sei sogar noch besser unterwegs, «als im ohnehin schon hervorragenden letzten Jahr».
  • Verbesserungspotential sieht Flatscher im Nachwuchsbereich, allem voran im Slalom fehlt es noch an Talenten. Flatscher ist sich dem «Manko» bewusst, zeigt sich aber zuversichtlich: «Wir arbeiten im Slalom im Nachwuchsbereich aber auch erst seit fünf Jahren mit jener Intensität, mit der wir es im Speed-Bereich tun.»
  • Der aktuelle Erfolg verpflichte auch. «Die Erwartungen werden jeden Tag grösser.» Gelassenheit und Vertrauen in seine Leute würden dabei helfen.

Hans Flatscher, mit Adelboden und St. Anton sind bereits 31 von 73 Weltcuprennen in dieser Saison absolviert. Die Schweiz führt die Nationenwertung mit mehr als 1500 Punkten Vorsprung vor Österreich an. Was für ein Zwischenfazit ziehen Sie?

Ein positives. Wir sind sogar noch ein bisschen besser unterwegs als im ohnehin schon hervorragenden letzten Jahr. In 31 Rennen resultierten 27 Podestplätze. Bei den Männern haben wir nochmals eine Schippe draufgelegt und fast die Hälfte der Rennen gewonnen. Insgesamt gab es vier Athletinnen und Athleten, die erstmals im Weltcup siegten. Und auch im Europacup sind wir gut unterwegs. Alles in allem können wir zufrieden sein.

Aber?

Jetzt müssen wir versuchen, die Pace bis zum Schluss durchzuhalten. Es steht ein intensiver Monat bevor, immer mit der WM im Hinterkopf. Es gilt, die Kräfte zu bündeln und den Akku für die kommenden Aufgaben zu laden. Wir müssen schauen, dass alle gesund bleiben und wir den Teamspirit hochhalten können.

Bei den Männern gibt es im Speed-Bereich extrem viele Athleten, die in dieser Saison Top-Ergebnisse herausgefahren haben. Worauf führen Sie dies zurück?

Die Gründe sind vielschichtig. Fakt ist: Es passiert nicht von selbst. Du brauchst zwischen fünf und zehn Jahre, um eine solche Mannschaft aufzubauen. Dabei hilft die grosse Kontinuität im Staff – und da meine ich nicht nur im Weltcup. Von der Basis weg wird gezielt gearbeitet mit Super-G- und Speed-Kursen, die wir auf der U18- und U21-Stufe durchführen. Wir versuchen eine grosse Breite an den Speed heranzuführen. Das fruchtet nun.

Im Slalom hingegen fehlen die Talente. Wer soll die Lücke dereinst schliessen, wenn Loïc Meillard, Daniel Yule & Co. nicht mehr fahren?

Im Slalom haben wir sicherlich ein Manko, das ist keine Frage. Es gibt dort eine grössere und dichtere Masse, die mitfährt. Entsprechend schwieriger ist es, sich durchzusetzen. Wir arbeiten im Slalom im Nachwuchsbereich aber auch erst seit fünf Jahren mit jener Intensität, mit der wir es im Speed-Bereich tun. Entsprechend wird es noch Zeit brauchen, bis wir eine ähnliche Dichte haben.

Bei den Frauen ist die Ausgangslage genau umgekehrt. Im Speed fehlen – abgesehen von Malorie Blanc und Delia Durrer – die Talente. Im Slalom, der lange als Sorgenkind galt, zählen neben Wendy Holdener mittlerweile auch Camille Rast und Mélanie Meillard zu den Spitzenfahrerinnen, weitere junge Athletinnen stossen nach.

Man muss berücksichtigen, dass bei den Frauen der Sprung in die Weltspitze schneller erfolgen kann als bei den Männern. Von der einen auf die andere Saison sind grosse Schritte möglich, auch mit einigen Athletinnen. Und ich glaube, dazu sind wir imstande. Unser Anspruch ist es, dass wir noch breiter aufgestellt sind mit jungen Athletinnen. Aber bei den Frauen gibt es eine grosse Herausforderung. Es sind nicht mehr alle bereit, Speed zu fahren. Daher tun wir gut daran, die Fahrerinnen, die wir haben, gezielt heranzuführen. Wenn es halt mal nicht ganz so viele sind, dann ist das halt so.

Wie wollen Sie dem entgegenwirken?

Wichtig ist, dass jedes Jahr frischer Wind in Form von neuen Gesichtern hinzukommt. Dann bin ich mir sicher, dass wir den Übergang schaffen. Bei den Männern hat man uns ja auch prophezeit, dass es schwierig wird, wenn Beat Feuz und Mauro Caviezel aufhören. Daher bin ich zuversichtlich, dass wir bei den Frauen die Kurve kriegen.

Im Februar steht die WM in Saalbach an. In der Abfahrt stehen den Männern dank Weltmeister Odermatt fünf Startplätze zu. Schon jetzt haben aber sechs Fahrer die Selektionskriterien erfüllt. Es wird also mindestens einen Härtefall geben.

Wir gehen davon aus, dass wir mehr als fünf Abfahrer dabeihaben werden. Dann wird es auf eine Qualifikation hinauslaufen.

Sie gehören mit Tom Stauffer (Cheftrainer Männer) und Beat Tschuor (Cheftrainer Frauen) der Selektionskommission an. Wie muss man sich die Gespräche vorstellen: Gibt es jeweils grosse Diskussionen?

Jeder einzelne Athlet wird besprochen. In Fällen, die ähnlich sind, müssen wir abwägen. Priorität haben die Medaillen. Zweites Kriterium ist die Zukunft. Am Ende sollen es sportliche Entscheide sein, welche die Athleten nachvollziehen können.

24 Athletinnen und Athleten dürfen selektioniert werden, maximal jedoch 14 pro Geschlecht. Ist es vorstellbar, dass die Schweiz mit 14 Männern und nur zehn Frauen nach Saalbach fährt?

Theoretisch ist das möglich. Obwohl es zum jetzigen Zeitpunkt noch schwer abzuschätzen ist, kann ich mir aber nicht vorstellen, dass wir mit einem solchen Ungleichgewicht fahren werden.

Vor der WM stehen noch 17 Rennen an, unter anderem die weiteren Klassiker am Lauberhorn und in Kitzbühel. Die schönste Zeit des Jahres für Sie?

Ich geniesse es, wenn es gut geht. Aber im Vorfeld ist es nicht immer eine Freude. Denn es ist auch Druck auf dem Kessel. Momentan läuft es. Aber das verpflichtet auch. Die Erwartungen werden jeden Tag grösser. Gelassenheit und Vertrauen in seine Leute helfen dabei.

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