Kugelhamster Odermatt und Gut-Behrami Schweizer sind so gut wie zu Vreni Schneider und Pirmin Zurbriggens besten Zeiten

Von Sandro Zappella

8.2.2024

Lara Gut-Behrami und Marco Odermatt werden wohl auch dieses Jahr wieder Kristallkugeln abräumen.
Lara Gut-Behrami und Marco Odermatt werden wohl auch dieses Jahr wieder Kristallkugeln abräumen.
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Die Schweiz steht vor der erfolgreichsten Ski-Saison seit 1987. Marco Odermatt und Lara Gut-Behrami lassen Swiss Ski von gleich acht Kristallkugeln träumen.

Von Sandro Zappella

8.2.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die Ski-Schweiz erlebt dank Lara Gut-Behrami und Marco Odermatt einen Traumwinter. Das Duo könnte in dieser Saison total acht Kristallkugeln holen.
  • Der Schweiz winkt der beste Weltcup-Winter seit 1987, als unter anderem Pirmin Zurbriggen und Vreni Schneider die Schweiz jubeln liessen.
  • Der Slalom ist die einzige Disziplin, bei welcher sowohl die Frauen als auch die Männer mit höchster Wahrscheinlichkeit keine Kristallkugeln holen werden.

Marco Odermatt und Lara Gut-Behrami verwöhnen die Ski-Schweiz im aktuellen Winter mit reihenweise Siegen. Odermatt konnte bereits neun Rennen für sich entscheiden, Gut-Behrami gewann in diesem Winter bisher fünf Rennen. Beide Schweizer Ski-Asse stehen zudem davor, mehrere Kristallkugeln zu gewinnen.

Läuft alles perfekt für die Schweiz, könnten Odermatt und Gut-Behrami jeweils drei kleine und die grosse Kristallkugel gewinnen. Mit insgesamt acht Kristallkugeln wäre die Schweiz so gut wie seit 1987 nicht mehr. Im besten Winter der Schweizer Ski-Geschichte holten Michela Figini, Maria Walliser, Corinne Schmidhauser, Vreni Schneider, Pirmin Zurbriggen und Joel Gaspoz insgesamt neun Kugeln. Bloss im Slalom der Männer war mit Bojan Krizaj ein Nicht-Schweizer der Saisonbeste. Der Slalom der Männer ist historisch die schwächste Disziplin in der Schweiz. Als bisher einziger Schweizer gewann Dumeng Giovanoli 1968 die Slalom-Wertung.

Auch in dieser Saison geht höchstwahrscheinlich keine Slalom-Kugel in die Schweiz. Dafür decken Odermatt und Gut-Behrami alle anderen Disziplinen ab. Eine Übersicht.

Marco Odermatt

Gesamtweltcup 🏆
Odermatt hat im Gesamtweltcup bereits einen Vorsprung von 722 Punkten. Der Schweizer hat sogar mehr als doppelt so viele Punkte wie der erste Verfolger Cyprien Sarrazin. Die grosse Kristallkugel ist Odermatt so gut wie sicher – zum dritten Mal in Serie.

Riesenslalom-Weltcup 🏆
Odermatt hat in dieser Saison bisher alle fünf Riesenslaloms gewonnen. Sein erster Verfolger Filip Zubcic liegt bereits 215 Punkte zurück. Es stehen noch sechs Riesenslaloms an und es kann noch viel passieren. Aber wer will Odermatt, der saisonübergreifend acht Riesenslaloms in Serie gewonnen hat, stoppen?

Super-G-Weltcup 🏆
Auch im Super-G ist der Schweizer schon deutlich voraus. 390 Punkte hat «Odi» auf dem Konto, der erste Verfolger Vincent Kriechmayr kommt auf 269 Punkte. Da nur noch zwei Super-Gs anstehen, ist Odermatt kaum noch abzufangen.

Abfahrts-Weltcup 🏆
Auch in dieser Disziplin trägt Odermatt die rote Startnummer. Aber in der Abfahrt ist es richtig eng. Der elektrisierende Zweikampf gegen den Franzosen Cyprien Sarrazin hält die Skiwelt in Atem. Derzeit hat Odermatt 6 Punkte Vorsprung auf den Überraschungsmann der Saison. In diesem Winter stehen nur noch die Abfahrten in Kvitfjell und beim Saisonfinale in Saalbach auf dem Programm.

Es ist DER Zweikampf des Ski-Winters: Marco Odermatt gegen Cyprien Sarrazin.
Es ist DER Zweikampf des Ski-Winters: Marco Odermatt gegen Cyprien Sarrazin.
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Lara Gut-Behrami

Gesamtweltcup 🏆
Mit der Verletzung von Mikaela Shiffrin ist der Kampf um den Gesamtweltcup plötzlich wieder offen. Die US-Amerikanerin hat bloss noch 95 Punkte Vorsprung auf die Schweizerin. Wann Shiffrin in den Weltcup zurückkehrt, ist noch offen. In Soldeu (Riesenslalom und Slalom) wird sie noch nicht am Start sein, sie lässt aber verlauten, dass sie grosse Fortschritte mache, ihr Knie aber noch nicht bereit sei. Sie wisse dementsprechend noch nicht, wann sie in den Weltcup zurückkehren wird. 

Das Restprogramm spricht eher für Gut-Behrami. Nach Soldeu, wo die Tessinerin im Riesenslalom an den Start gehen wird, stehen nur noch je zwei Slaloms und Riesenslaloms an, dafür aber noch neun Speed-Rennen.

Riesenslalom-Weltcup 🏆
Gut-Behrami hat in diesem Winter bereits drei Riesenslaloms gewonnen und führt in der Disziplinenwertung mit 85 Punkten vor der zuletzt schwächelnden Federica Brignone. Es stehen noch drei Riesenslaloms an.

Super-G-Weltcup 🏆
Ganz eng geht es beim Super-G zu und her. Gut-Behrami führt die Wertung mit zehn Punkten vor der Österreicherin Cornelia Hütter an. Aber die Super-G-Saison ist erst in der Halbzeit, es wurden bisher bloss fünf von zehn Rennen ausgetragen.

Abfahrts-Weltcup 🏆
Auch hier geht die Tür für Lara Gut-Behrami durch eine Verletzung auf. Die Führende Sofia Goggia fällt den Rest der Saison wegen eines Schienbeinbruches aus. Gut-Behrami liegt 141 Punkte hinter Goggia auf Rang 3 in der Disziplinenwertung. Auf Rang 2 ist derzeit Stephanie Venier klassiert – 52 Punkte vor Gut-Behrami. In der laufenden Saison stehen noch vier Abfahrten auf dem Programm.

«Sorgendisziplin» Slalom

Im Slalom wird es auch in diesem Winter mit höchster Wahrscheinlichkeit nichts mit einer Schweizer Kugel. Auch wenn Daniel Yule und Loic Meillard zuletzt einen Doppelsieg einfuhren, führt der Disziplinensieg nur über Manuel Feller, der schon einen satten Vorsprung hat. 

Bei den Frauen fehlt mit Wendy Holdener das heisseste Schweizer Eisen im Slalom-Weltcup. Michelle Gisin sprang mit guten Leistungen zwar in die Bresche, aber Mikaela Shiffrin ist in einer eigenen Liga. Weil nur noch drei Slaloms ausstehen und Petra Vlhova die Saison beenden musste, hat die Amerikanerin die Kristallkugel praktisch auf sicher. Nur Lena Dürr hätte rechnerisch noch Chancen auf den Disziplinensieg.

Die längste Durststrecke

Derzeit wird die Schweiz mit Erfolgen verwöhnt, wie schon lange nicht mehr. Vor rund 20 Jahren sah das noch ganz anders aus. 2003 gewann Mike von Grünigen die Riesenslalom-Wertung. Es folgten drei Dürrewinter. In den Jahren 2004, 2005 und 2006 gewann die Schweiz nämlich keine Kristallkugel. 2007 erlöste uns Didier Cuche mit dem Gewinn des Abfahrts-Weltcups.

Bei den Frauen dauerte die Durststrecke übrigens über 10 Jahre. 2002 holte Sonja Nef den Riesenslalom-Weltcup. Erst 2014 gab es die nächste Kugel für die Schweiz. Lara Gut-Behrami holte die Super-G-Wertung.

Sonja Nef mit der Riesenslalom-Kugel 2002. 
Sonja Nef mit der Riesenslalom-Kugel 2002. 
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