Doping-Skandal an der Nordisch-WM: Bei Razzien am WM-Ort Seefeld und in Deutschland werden neun Personen festgenommen. Dario Cologna verurteilt die Täter.
Bei den Nordischen Ski-Weltmeisterschaften in Seefeld wurden am Mittwoch sieben Personen festgenommen, zwei weitere sind zeitgleich in Erfurt verhaftet worden. Das österreichische Bundeskriminalamt spricht von der Zerschlagung eines «weltweit agierenden Dopingnetzwerks».
Bei den verhafteten Personen handelt es sich mitunter um die einheimischen Langläufer Dominik Baldauf und Max Hauke, wie der ORF bestätigt. Ebenfalls unter Verdacht stehen ein kasachischer und zwei estnische Athleten, wie das österreichische Bundeskriminalamt mitteilt.
In Deutschland wurde ein Sportarzt und ein deutscher Komplize festgenommen. Schweizer Sportler sind keine betroffen.
Dario Cologna meldet sich zu Wort
«Das ist sehr traurig und schlecht für unseren Sport.» Gut sei einzig, dass Leute erwischt würden, kommentiert Dario Cologna bei der WM in Seefeld den neusten Doping-Skandal.
Cologna erfuhr davon erst im Ziel nach seinem 6. Rang über 15 km klassisch, sein Umfeld hatte ihn womöglich bewusst nicht informiert. Der Bündner sagte auf Doping angesprochen, er habe noch nie ein unmoralisches Angebot erhalten. Er arbeite mit den bekannten Ärzten des Schweizer Teams zusammen, zu anderen Medizinern bestünden keine Kontakte.
Athlet auf frischer Tat ertappt
Unglaublich: Das Bundeskriminalamt hat bei der Razzia einen Athleten bei einem Dopingvergehen in flagranti erwischt. «Uns ist es gelungen, auch einen Sportler auf frischer Tat zu erleben», sagt Dieter Csefan vom Bundeskriminalamt auf einer Pressekonferenz in Innsbruck. Demnach sei ein Sportler mit Bluttransfusion im Arm angetroffen und festgenommen worden. Um welchen Sportler es sich handelt, wurde nicht bekannt. «Ich bitte um Verständnis, dass wir zu den einzelnen Sportlern keine Angaben machen», sagte Csefan.
Die Festnahmen hätten «relativ zeitgleich» stattgefunden, wie das Bundeskriminalamt mitteilt. Kurz darauf folgten Vernehmungen. Innerhalb von 48 Stunden müsse nun entschieden werden, ob die Athleten in Haft bleiben können.
Reaktionen: «Dümmer geht es nicht mehr»
Österreichs Langlauf-Koordinator Trond Nystad zeigt sich nach den Enthüllungen schwer enttäuscht. «Ich hätte gedacht, dass sie trainieren und nicht, dass sie so einen Scheiss machen», sagt er der Deutschen Presse-Agentur.
Der gebürtige Norweger gilt als ein Anti-Doping-Kämpfer. Über seine Zukunft beim Österreichischen Skiverband (ÖSV) sagt der 48-Jährige: «Es ist klar, dass das die Aufgabe für mich uninteressant macht.» Er wolle die WM nun aus Respekt vor den anderen Athleten zu Ende führen und dann Gespräche mit dem Verband führen, sagte Nystad.
Auch Österreichs Langlauf-Sportchef Markus Gandler ist betroffen: «Es hat sich herausgestellt, dass an mehreren Stellen Athleten erwischt worden sind bei unerlaubten Methoden oder beim Dopen. Leider, das macht mich betroffen, zwei Athleten von uns sind dabei. Sie sind in Haft genommen worden», sagt er zur Nachrichtenagentur «APA».
«Das ist ein harter Schlag für den Langlauf im Allgemeinen. Ich stehe unter Schockstarre. Es ist ja nicht das erste Mal, und wie es ausschaut nicht das letzte Mal», meint der Funktionär.
Alois Stadlober, Langlauf-Experte im ORF sowie Vater der beiden österreichischen WM-Starter Teresa und Luis, sagte: «Dümmer geht es nicht mehr, und tiefer kann man gar nicht mehr fallen. Ich glaube, wir waren mit dem österreichischen Langlauf schon tief, dann sind wir noch tiefer gefallen, und ich weiss gar nicht, wie tief es noch hinuntergeht.»
Erste Berichte bereits am Mittag
Schon am Mittag hatten die ARD-Dopingredaktion sowie die «Süddeutsche Zeitung» von Razzien im WM-Ort in Tirol und über die insgesamt neun Festnahmen berichtet. Hier die Tweets des renommierten Doping-Experten und bekannten Journalisten Hajo Seppelt: