Januar 2009 Der Horror-Sturz, der Daniel Albrechts Leben verändert hat

Patrick Lämmle

22.1.2019

Daniel Albrecht erklärt am 6. Oktober 2013 seinen Rücktritt.
Daniel Albrecht erklärt am 6. Oktober 2013 seinen Rücktritt.
Bild: Keystone

Am 22. Januar 2009 verunfallt Daniel Albrecht im Training auf der Streif schwer. Beim Zielsprung gerät der damals 25-Jährige arg in Rücklage und klatscht nach einem 70-Meter-Flug brutal mit dem Kopf gegen den Boden.

Mit 138 km/h donnert Albrecht dem Ziel entgegen, nur noch ein letzter Sprung und die neue Bestzeit ist perfekt. Doch es kommt anders: Albrecht stürzt schwer und bleibt regungslos liegen. Die Bilder sind schockierend und sofort ist klar, da ist etwas Schlimmes passiert.

Noch heute läuft es einem kalt den Rücken runter, wenn man die Bilder sieht.

Dreieinhalb Wochen bleibt Albrecht mit einem Schädel-Hirn-Trauma im künstlichen Koma. Als er aufwacht, weiss er zunächst nicht einmal mehr, wer er ist. Albrecht beginnt fast bei Null, muss wieder sprechen lernen und sein Umfeld kennenlernen. Albrecht sagte einmal: «Wenn jemand an meinem Bett stand, wusste ich nicht, ist das meine Mama, meine Freundin oder eine Frau vom Spital. Ich fühlte nur dumpf, meint die es gut mit mir oder nicht. Mehr konnte ich nicht fühlen. Keine Trauer. Keine Wut. Kein Glück. Keine Freude.»

Die Rückkehr verläuft nicht wie gewünscht

Doch die Kämpfernatur macht gute Fortschritte und darf im April das Spital verlassen. Drei Monate später kündigt er sein Comeback für die kommende Saison an. Sein Ziel: Die Rückkehr an die Weltspitze. Ganz so schnell kommt er nicht zurück, sein Comeback zögert sich bis am 5. Dezember 2010 heraus. Mit einem 21. Rang im Riesenslalom meldet sich das einstige Supertalent zurück. Es bleibt sein bestes Resultat, der Rückstand auf die Weltspitze ist gross, viel grösser als vor seinem verheerenden Sturz.

Am 22. November 2012 stürzt er im Training zur Abfahrt von Lake Louise, dabei verdreht er sich das linke Knie und reisst sich das Innenband. Danach kehrt er nicht wieder in den Skizirkus zurück. Am 6. Oktober 2013 verkündet er seinen Rücktritt. Er habe keine Energie mehr, viel mehr will er nicht dazu sagen.

Albrecht: «Das Comeback war eine gute Therapie»

Zwar ist Albrechts Karriere wegen des brutalen Sturzes nicht so verlaufen, wie sie hätte verlaufen können, ja sollen. Doch wie sich Albrecht zurückgekämpft hat, das hat uns mindestens so beeindruckt wie all seine Erfolge zuvor. Und dass er gegen den Rat der Ärzte in den Weltcup zurückgekehrt ist, beweist, was für ein Typ Sportler Albrecht war, ein grossartiger Kämpfer. Er sagte dazu: «Das Comeback war eine gute Therapie. Ich bin glücklich. Glücklicher, als wenn ich es nicht versucht hätte.»

Nach seiner (zu kurzen) Karriere hat sich Albrecht neu orientiert. Er ist ausgebildeter Mentaltrainer und hat eine eigene Modelinie ins Leben gerufen. Zwischenzeitlich versuchte er sich als Trainer, doch inzwischen hat er dem professionellen Skisport den Rücken gekehrt. Zurzeit vermarktet er mit seiner Firma den Häuserbau aus Naturholz, das kurz vor Neumond gefällt wurde. Und er ist stolzer Vater einer zweijährigen Tochter.

Die Erfolge von Daniel Albrecht

Zu Juniorenzeiten räumte er im grossen Stil ab, als 20-Jähriger wurde er Weltmeister in der Abfahrt, im Riesenslalom und in der Kombination und im Slalom holte er Silber. Aber auch bei den «Grossen» feierte er Erfolge. An der WM 2007 in Åre gewann er Gold in der Super-Kombination und Silber im Riesenslalom. Und als Zugabe eine Bronzemedaille im Teamwettbewerb. An den Olympischen Spielen 2006 in Turin verpasste er als 4. in der Kombination Bronze um sechs Hundertstelsekunden. 138 Mal ging Albrecht im Weltcup an den Start und fuhr dabei acht Mal aufs Podest, vier Rennen konnte er gewinnen.

WM 2007 in Åre: Daniel Albrecht präsentiert seine Goldmedaille, die er in der Super-Kombination gewonnen hat.
WM 2007 in Åre: Daniel Albrecht präsentiert seine Goldmedaille, die er in der Super-Kombination gewonnen hat.
Bild: Keystone
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