Fairer Atlético-Coach Simeone ist nach seiner höchsten Schlappe begeistert von Dortmund

pat

25.10.2018

Borussia Dortmund reitet unter Lucien Favre auf einer Erfolgswelle, Platz 1 in der Liga, Platz 1 in der Champions League. Am Mittwoch gewinnt der BVB gegen Europa-League-Sieger Atlético Madrid mit 4:0. Die beiden Trainer zollen sich nach dem Spiel gegenseitig Respekt.

Lucien Favre lässt sich von der Euphorie nicht anstecken und analysiert den 4:0-Spektakelsieg schon kurz nach Spielschluss nüchtern. Die ersten 15 bis 20 Minuten in der 2. Halbzeit (Dortmund führte ab der 37. Minute mit 1:0) seien sehr schwer gewesen für sein Team. Der Schweizer beklagt insbesondere die vielen unnötigen Ballverluste nach eigenen Balleroberungen.

Und beim Stand von 1:0 habe Atlético mit einem Latten- und Pfostentreffer Pech gehabt. «Aber danach haben wir wieder besser gespielt und das 2:0 war entscheidend, das 3:0 war das Ende.» Das Ende war es noch nicht ganz, denn Dortmund erzielte noch das 4:0. Ein Resultat, das in den Augen von Favre zu hoch ausgefallen ist. «Ich habe grossen Respekt vor Atlético Madrid, auch dem Trainer. Simeone ist einer der besten Trainer der Welt. Er ist seit sieben, acht Jahren da und hat sein Team immer in die Top 3 geführt und schon zweimal ins Champions-League-Finale.» Atlético bleibe eine sehr gute Mannschaft, auch wenn sein Team heute 4:0 gewonnen habe.

Simeone hat viel Lob übrig für die Dortmunder

Für Simeone, dessen Team eigentlich bekannt ist für sein defensives Bollwerk, ist es die höchste Niederlage als Atlético-Coach. Doch anstatt sich grün und blau zu ärgern, applaudiert er dem Gegner. An der Pressekonferenz sagt er: «Glückwunsch an Dortmund für ihre Stärke, ihre Konter und ihre Fähigkeiten, unsere Schwächen auszunutzen.» Dabei hätte es auch anders kommen können, die Spanier hatten, wie Favre erwähnte, zwei Aluminium-Treffer zu beklagen. Trotzdem schwärmt Simeone vom Gegner: «Ich habe ihre Leistung geliebt. Sie waren pragmatisch, dynamisch und haben verstanden, dass Ballbesitz gleichbedeutend mit Vorwärtsbewegung ist und den Ball nicht einfach nur sinnlos gehalten.»

Favre und seine Joker – der reinste Wahnsinn!

Manchmal hat man im Fussball ja das Gefühl, dass die Trainer einfach Spieler einwechseln, weil man Spieler einwechseln darf. Bei Favre dagegen ist jede Einwechslung wohl überlegt, zumindest macht das den Anschein. Gegen Atlético wechselt er in der 62. Minute Raphael Guerreiro ein, elf Minuten später erzielt er das 2:0, in der 83. Minute schiesst Jadon Sancho – er wurde in der 79. Minute eingewchselt – das 3:0. Den Schlusspunkt setzt dann wieder Guerreiro, der noch zum 4:0-Endstand einschiebt. In den ersten zehn Spielen haben Favres Joker 12 Tore und 9 Assists erzielt, das sind unglaubliche Zahlen.

Doch während man im Dortmunder Fanlager bereits von grossen Erfolgen vergangener Tage träumt, stapelt der Schweizer gewohnt tief: «Mit 19-, 20-jährigen Spielern braucht es Zeit. Zwei, drei Jahre um reif zu sein, taktisch und technisch.»

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