Premier League Raheem Sterling: Vom meistgehassten Spieler zum Liebling der Fans?

jar

23.4.2019

Raheem Sterling will Nörglern und Rassisten nicht zuhören.
Raheem Sterling will Nörglern und Rassisten nicht zuhören.
Bild: Getty

Die Fussball-Fans in England waren in Vergangenheit nicht wirklich gut auf Raheem Sterling zu sprechen. Das könnte sich nun ändern. Nicht nur weil er sportlich brilliert, sondern auch abseits des Platzes zum Vorbild wird. 

Als Raheem Sterling vor vier Jahren von Liverpool zu Manchester City wechselte, wurde er quasi über Nacht zum meistgehassten Fussballer Englands. Er wurde als geldgeiler Junge abgestempelt, als 20-Jähriger, der seine Seele verkauft, um etwas mehr Geld zu verdienen. «Es geht mir nicht ums Geld, sondern darum, Titel zu gewinnen», begründete Sterling damals seinen Wechsel. Just nachdem er in einem TV-Interview zugegeben hatte, dass ihm der in Aussicht gestellte Wochenlohn von umgerechnet 160'000 Franken bei einer Vertragsverlängerung bei den «Reds» nicht genüge. 

Rückblickend muss man sagen, dass der 1,70 Meter kleine Flügelstürmer damals tatsächlich recht hatte. Heute verdient Sterling bei ManCity wöchentlich knapp 240'000 Franken – und ist jeden Rappen wert. Aus Guardiolas Starensemble ist er nicht mehr wegzudenken. In dieser Saison hat er in 46 Pflichtspielen 23 Tore erzielt und 16 weitere vorbereitet. Und in seinen vier Jahren bei City hat Sterling auch schon vier Titel gewonnen – nach dieser Saison könnten mit dem Ligatitel und dem FA Cup noch zwei weitere dazukommen. Liverpool hat seit seinem Abgang im Sommer 2015 keine einzige Trophäe geholt.

Mit City holte Sterling im Februar den League Cup. Der Meistertitel und der FA-Cup-Titel könnten noch folgen.
Mit City holte Sterling im Februar den League Cup. Der Meistertitel und der FA-Cup-Titel könnten noch folgen.
Bild: Getty

Bei der WM im letzten Sommer forderden viele Fans der englischen Nationalmannschaft in den Sozialen Medien dennoch, dass Sterling seinen Platz in der Stammelf verlieren soll. Das hätte nicht mit seinem Talent zu tun, sondern «mit der Wahrnehmung seines Charakters», war sich der frühere englische Nationalspielen John Barnes gegenüber «ESPN» sicher.

Dies bestätigte kürzlich auch Sterlings Teamkollege Kevin De Bruyne, der bei «The Players Tribune» erzählte, dass er vor seiner Ankunft in Manchester dachte, «Raheem wäre ein Schwachkopf. Weil die Boulevardpresse immer behauptete, dass er arrogant sei. Die Wahrheit ist jedoch: Raheem ist einer der nettesten und bescheidensten Typen, die ich im Fussball je kennengelernt habe».

Sterling will Beerdigung von 13-Jährigem bezahlen

Seit seinem Wechsel zu City gibt es für gegnerische Fans eigentlich keinen Grund mehr, gegen Sterling nachzutreten. Er leistet sich keine Skandale und protzt in den Sozialen Medien auch nicht mit vergoldeten Steaks oder Luxus-Karossen, sondern macht die Leute lieber über gesellschaftliche Probleme aufmerksam

Der 24-Jährige wurde zuletzt immer wieder Opfer von rassistischen Äusserungen gegnerischer Fans, weshalb er sich stark gegen die Diskreminierung einsetzt. Für Leonardo Bonucci, der vor wenigen Wochen seinem Juve-Mitspieler Moise Kean eine Teilschuld für einen Rassismus-Eklat gab, hatte Sterling nur ein müdes Lachen übrig. Gegenüber «The Times» forderte er nun, dass Klubs einen Punkteabzug kriegen sollten, wenn sich ihre Fans zu rassistischen Äusserungen hinreissen lassen.



Ans Herz ging aber vor allem die Geschichte von Damary Dawkins, dem Juniorenspieler von Crystal Palace, der im März den Kampf gegen Leukämie verloren hatte. Sterling hatte bereits vor Damarys Tod die Familie bei der Suche nach einem geeigneten Stammzellen-Spender unterstützt. Er besuchte den Teenager, spielte mit ihm Billard und tauschte mit ihm die Telefonnummer. Eine Woche nach Damarys Tod spielte England in der EM-Quali gegen Tschechien (5:0). Sein Tor zum 3:0 widmete Sterling dem verstorbenen Jungen.

Nun will er auch die Beerdigungskosten für Damary tragen. «Dieser besondere junge Mann hat viele Leben berührt, auch meines. Weil er bis zum Ende positiv blieb und damit ein Vorbild für uns alle war», wird Sterling von «BBC» zitiert. Der City-Stürmer will am Freitag auch persönlich an der Beerdigung teilnehmen.

Nörgler behaupten vielleicht, dass Sterling mit dieser Aktion nur sein schlechtes Image aufbessern will. Dabei ist es höchste Zeit, den 24-Jährigen endlich als Vorbild wahrzunehmen.

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