Super League Luzern will den ersten Heimsieg gegen Basel seit über vier Jahren

pavo, sda

29.9.2024 - 05:01

In St. Gallen beendete der FC Luzern mit Trainer Mario Frick eine lange Serie der Sieglosigkeit. Nun will der Liechtensteiner mit seinem Team auch endlich mal wieder den FC Basel vor heimischem Publikum bezwingen
In St. Gallen beendete der FC Luzern mit Trainer Mario Frick eine lange Serie der Sieglosigkeit. Nun will der Liechtensteiner mit seinem Team auch endlich mal wieder den FC Basel vor heimischem Publikum bezwingen
Keystone

Luzern steht nach sieben Runden an der Spitze der Super League – zum ersten Mal, seit Mario Frick Trainer in der Innerschweiz ist. Der Liechtensteiner über Emotionen, schwarze Serien und Mentalität.

Freitagvormittag, 10.30 Uhr, Luzerner Allmend: Schon von weitem ist Geschrei zu hören. Die Profimannschaft des FC Luzern trainiert hinter der Swissporarena im Schatten der beiden Hochhäuser. Drei Senioren haben ihre E-Bikes abgestellt, stehen am Zaun und beobachten das Geschehen. Sie sprechen von früher, als noch alles besser war. Von Einzahlungsscheinen und Eintritten, die nur 45 Rappen gekostet hätten, aber dennoch zu teuer gewesen seien. Mit dem FC Luzern von heute hat dies nicht mehr viel zu tun. Am Sonntag empfängt der Tabellenführer den FC Basel. Das Stadion ist bereits ausverkauft. Trotz vielfach höherem Eintrittspreis als früher werden auch die drei Zaungäste da sein.

Ihre Plauderei wird von Rufen übertönt. Auf dem Trainingsplatz wird 11 gegen 11 gespielt, hohe Intensität, Pressing. Lautstark bemerkbar machen sich Mario Frick und Claudio Lustenberger. Am letzten Samstag lagen sich der Cheftrainer und sein Assistent in den Armen, jubelten vor dem mitgereisten Anhang und brüllten ihre Freude über den 3:2-Sieg in St. Gallen heraus. Nun geben sie Anweisungen, korrigieren da, loben dort. Wenig später ist die Einheit vorbei, nimmt sich Frick im Bauch der Arena Zeit für ein Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Mario Frick, 14 Punkte nach sieben Spielen, Tabellenführer. Wie tönt das für Sie?

«Natürlich gut. Aber wir lassen uns nicht von der Tabellensituation blenden. Wir wissen, wie eng alles ist. Am Sonntag spielen wir gegen einen direkten Konkurrenten. Der FC Basel ist zwar nur Siebter, hat aber lediglich vier Punkte weniger auf dem Konto als wir. Verlieren wir, ist es nur noch ein Punkt Vorsprung. Es kann schnell gehen, in beide Richtungen.»

Leistungsträger wie Ardon Jashari, Max Meyer oder Martin Frydek haben den Verein im Sommer verlassen. Haben Sie nach dem Umbruch mit einem solch guten Saisonstart gerechnet?

«Natürlich war die Hoffnung da, auch wenn man nicht damit rechnen konnte. Es gab einige Fragezeichen bei uns nach den gewichtigen Abgängen. Mit Glück und Können haben wir die richtigen Neuzugänge geholt. Sie haben frischen Wind reingebracht. Es gab eine neue Hierarchie mit jungen Spielern, die in der letzten Saison viele Erfahrungen sammeln konnten. Wir sind auf einem sehr guten Weg. Trotz allem ist es noch ein zartes Gebilde. Wir sind uns bewusst, dass in den letzten Wochen sehr vieles für uns gelaufen ist, wir aber auch sehr vieles für den Erfolg tun. Gerade in der zweiten Halbzeit in St. Gallen haben wir auch richtig gut gespielt.»

Haben Sie schon einmal solche Emotionen erlebt wie am vergangenen Samstag?

«Ja, das habe ich tatsächlich. Als wir uns mit Vaduz im Europacup gegen Fehervar durchgesetzt haben, den Vizemeister aus Ungarn. Oder nach der gewonnenen Barrage gegen Schaffhausen. Da lastete ein immenser Druck auf uns.»

Ihr Jubel in St. Gallen wurde von Seiten des Heimteams als Provokation wahrgenommen.

«Das war nicht provokativ. Im achten Anlauf konnten wir in St. Gallen endlich gewinnen. Mit den Geschichten im Vorfeld und dem Cup-Aus in Aarau eine Woche zuvor ist einfach vieles zusammengekommen. Das musste raus und hat sich nach dem Schlusspfiff alles entladen.»

Welche Worte haben Sie in St. Gallen in der Halbzeit gewählt?

«Ich habe der Mannschaft gesagt, dass sie einfach so weiterspielen soll wie in der ersten Halbzeit, ich mich nicht erinnern könne, je eine solche Energie auf dem Platz gehabt zu haben wie zu Beginn des Spiels. Ich habe appelliert, alles daran zu setzen, den Anschlusstreffer zu schaffen. Dass es dann vielleicht kippen könne.»

Wie schwierig ist es, nach dem Out im Cup gegen einen Unterklassigen und einer solchen ersten Halbzeit in St. Gallen nicht den Mut zu verlieren?

«Wir haben das Aarau-Spiel schnell abgehakt und unseren gesamten Fokus auf St. Gallen gelegt. Es war natürlich ein grosser Nackenschlag, als wir plötzlich 0:2 hinten lagen – wieder einmal, denn es ist uns schon öfters passiert, dass wir gut gestartet, aber in Rückstand geraten sind. Gerade in St. Gallen mit dem vollen Stadion wird es dann schwierig. Es spricht einfach für die Mentalität und den Charakter der Mannschaft, dass wir uns nicht aufgegeben haben.»

Sie sagten: «Für unser Bewusstsein ist es extrem wichtig, dass wir wissen, wir können auch gegen eine so starke Mannschaft gewinnen.» Was meinten Sie damit?

«Wenn du einen Schritt weiterkommen willst, braucht es genau solche Siege. Du bist 0:2 hinten gegen die mit YB wohl stärkste Heimmannschaft der Liga. Du kommst zurück, drehst die Partie und gewinnst 3:2. Das kann was mit dir machen. Es gibt einfach eine riesige Zuversicht und viel Selbstvertrauen.»

Mario Frick, Ihre Mannschaften können Spiele hinten heraus entscheiden, schon in Lugano drehte Luzern in den Schlussminuten die Partie. Woran liegt das?

«Wir legen sehr grossen Wert auf intensive Trainings. Die sind nicht allzu lange aber extrem intensiv. Aus meiner Sicht haben wir den besten Athletiktrainer, eine richtige Koryphäe. Chris Schmidt achtet auf jedes kleinste Detail, nimmt auf jeden Spieler Rücksicht. Physisch sind wir bereit. Das haben wir in der zweiten Halbzeit in St. Gallen unter Beweis gestellt.»

Ihr persönlicher St. Gallen-Fluch ist abgelegt, nun kommt mit dem FC Basel gleich der nächste Angstgegner. Sieben der letzten acht Heimspiele gegen den FCB gingen verloren. Der letzte Heimsieg datiert vom 21. Juni 2020, als man vor coronabedingt nur 300 Zuschauern, damals noch unter Fabio Celestini, 2:1 gewinnen konnte. Was macht es so kompliziert gegen diese Mannschaft?

«Wir hatten stets das Gefühl, das bessere Team gewesen zu sein, trotz der vielen Niederlagen. Als Beispiel kann man das Spiel im letzten Dezember nehmen. Das zu verlieren, ist eigentlich unmöglich. Wir waren überlegen, hatten einfach keine Effizienz. Dort gilt es anzusetzen. Serien sind dazu da, um gebrochen zu werden. In St. Gallen haben wir nach fünf Jahren Sieglosigkeit wieder gewonnen. Nun wird es Zeit, gegen Basel zu gewinnen.»

pavo, sda