An dubiose und zweifelhafte Gestalten, die die Welt regieren, haben wir uns inzwischen gewöhnen müssen. Zum Glück gibt es selbstlose Weltverbesserer wie FIFA-Präsident Gianni Infantino, der stets an das Wohl anderer denkt.
Warnung: Dieser Text kann Ironie enthalten.
Am Mittwoch hatte Gianni Infantino seinen ersten grossen Auftritt im neuen Jahr. An einer Sportkonferenz in Dubai sprach er über seine Pläne, die internationalen Wettbewerbe (WM und Klub-WM) weiter aufzublasen. Netter Nebeneffekt: er will damit den Weltfrieden fördern. Damit erhalten Staatsmänner wie Erdogan, Putin, Kim Jong Un, Xi Jinping, Bolsonaro und Trump im «Kampf» um den Friedensnobelpreis ernstzunehmende Konkurrenz.
Wie Infantino das schaffen will? Die Winter-WM (danke dafür) in Katar soll von 32 Teams auf 48 aufgestockt werden. Das hätte allerdings zur Folge, dass einige Spiele in Nachbarländern ausgetragen werden müssten. Doch da gibt es ein klitzekleines Problem.
Saudi Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain und Ägypten hatten im Juni 2017 einen Handelsboykott gegen Katar verabschiedet. Die diplomatischen Beziehungen zwischen den Staaten sind seitdem angespannt. Doch der Fussball kann bekanntlich alle Probleme lösen, das weiss auch Infantino. «Wenn der Fussball dabei helfen kann, dass die Menschen der Region eine gemeinsame, positive Botschaft senden können, dann sollte man dem eine Chance geben», so der 48-Jährige.
2017 hatte die FIFA bereits beschlossen, dass die Teilnehmerzahl mit der WM 2026 von 32 auf 48 erhöht wird. Nun will Infantino also bereits vier Jahre früher mit der Aufstockung beginnen. Vielen Fussball-Fans ist diese Erhöhung ein Dorn im Auge, denn aus sportlicher Sicht wird das Turnier dadurch bestimmt nicht attraktiver. Aber wenn man damit den Weltfrieden fördert, dann kann man ja nicht ernsthaft dagegen sein. Natürlich geht es der FIFA dabei nicht um Gewinnmaximierung – ein Schelm, wer sowas denkt.
Auch die Klub-WM soll revolutioniert werden
Im Dezember hat Real Madrid die Klub-WM gewonnen. Das Turnier, an dem die sechs Kontinentalmeister und ein Verein aus dem Gastgeberland teilnehmen, hat international aber kaum eine Bedeutung und lässt sich deshalb nur schlecht vermarkten. Oder werden Sie sich noch lange an das Endspiel 2018 zwischen Real Madrid und Al-Ain (4:1) erinnern?
Wohl kaum! Und so etwas ist natürlich nicht im Sinne Infantinos. Deshalb spricht er davon, die Klub-WM neu zu organisieren. Konkret sind die Pläne noch nicht, doch der Schweizer könnte sich ein Turnier mit 24 statt sieben Teams vorstellen. Ob das Turnier dann jedes Jahr, alle zwei oder vier Jahre stattfinden soll, darüber ist man sich noch nicht im Klaren.
Klar ist dagegen, dass damit die Kassen der FIFA weiter aufpoliert werden. Doch darum geht es mit Bestimmtheit nicht, denn die FIFA ist schliesslich eine Non-Profit-Organistation.
Seit ich Kenntnis davon habe, wie Infantino die Welt zu einem besseren Ort machen will, hat sich bei mir ein Ohrwurm eingenistet. Es ist das Lied von Tim Bendzko: «Nur noch kurz die Welt retten» – vielleicht ist der Song auch auf Infantinos Playlist.