Mit grösster Mühe erreichen die Young Boys die K.o.-Phase der Europa League. Sie erringen im Wankdorf gegen den rumänischen Meister Cluj einen 2:1-Sieg. Nach 91 Minuten steht es noch 0:1.
Der Ausdruck «Zitterpartie» wird bei knappen Resultaten immer wieder verwendet. Für den entscheidenden Match in Bern ist es aber wohl der einzig treffende Begriff. Die Young Boys, die für das Weiterkommen eine Unentschieden benötigten, zitterten sich buchstäblich über die 100 Minuten.
Rückstand nach Offside-Tor – fragwürdiger Penalty zum Ausgleich
Nachdem die Rumänen nach 84 Minuten durch den eingewechselten Stürmer Gabriel Debeljuh – eine Offsideposition des Torschützen wurde nicht geahndet – in Führung gegangen waren, spielte sich alles Wesentliche in der zehnminütigen Nachspielzeit ab.
Wegen eines angeblichen Schlags ins Gesicht einer Berners wurde Clujs Goalie Cristian Belgradean mit Rot des Feldes verwiesen. YB bekam einen fragwürdigen Penalty zugesprochen, den Jean-Pierre Nsame zum 1:1 versenkte. Die Rumänen protestierten wild. Zuletzt wurde ein weiterer Spieler wegen Reklamierens mit Rot ausgeschlossen. In der Zwischenzeit hatte auch Nsame – er wegen eines taktischen Fouls – Rot gesehen.
Erstmals seit 2015 in der K.o.-Phase
Die Rumänen suchten die neuerliche Führung mit allen Mitteln. Gegen die völlig entblösste Abwehr konnten Meschack Elia und Gianluca Gaudino in der 95. Minute mit einem Konter auf den Clujs Ersatztorhüter ziehen. Der Deutsche musste nur noch einschieben. Damit haben die Berner letztlich sogar einen Sieg errungen – was der Super League für den UEFA-Koeffizienten ein wenig weiterhilft.
YB steht mithin zum ersten Mal seit der Saison 2014/15 in den Sechzehntelfinals des zweiten europäischen Klubwettbewerbs.
Magerkost und Nervosität in der ersten Halbzeit
Die Berner fanden lange Zeit nicht zum gewohnten und erhofften Spiel. Sie wirkten – vielleicht spielte eine gewisse Nervosität mit – ungewohnt statisch, unbeweglich, bisweilen gelähmt. Von einer Leichtigkeit, wie sie die Berner in der Meisterschaft besonders in den Heimspielen auszeichnet, war lange Zeit nichts zu sehen. Sie gewährten dadurch dem Gegner im Aufbau und vor dem Strafraum zu viel Platz.
In der zweiten Halbzeit bekam die Mannschaft von Trainer Gerardo Seoane alles ein bisschen besser in den Griff. Ausnahme waren die Szene, die zum 0:1 führte sowie ein vorgängiger Angriff der Rumänen, bei dem es abermals eine bravouröse Parade von Von Ballmoos brauchte.
Lustenberger und Camara schmerzlich vermisst
Ein Spektakel für die Fernsehzuschauer war bei der Bedeutung des Spiels nicht zu erwarten. Die Rumänen konnten nur mit einem Sieg weiterkommen, trotzdem bauten sie ihr Spiel weitgehend auf die Defensive und auf mögliche Konter auf. Gerade dank der Defensive waren sie überhaupt so weit gekommen, denn in den ersten fünf Spielen der Gruppenphase hatten sie nur drei Tore erzielt, zwei davon zum Auftakt in Sofia.
Da der verletzte Fabian Lustenberger und der gesperrte Ali Camara nicht zur Verfügung standen, bildeten wie schon im Super-League-Spiel in Luzern Nicolas Bürgy und Jordan die Innenverteidigung. Eine Leitungseinbusse war in weiten Teilen des Spiels zu merken.