Frauen-WM Voss-Tecklenburg: «Sechs bis acht Mannschaften können den Titel gewinnen» 

SDA

7.6.2019 - 07:02

Die ehemalige Schweizer Frauen-Nationaltrainerin Martina Voss-Tecklenburg vor der Frauen-WM in Frankreich, an der sie nun ihr Heimatland Deutschland coacht.
Die ehemalige Schweizer Frauen-Nationaltrainerin Martina Voss-Tecklenburg vor der Frauen-WM in Frankreich, an der sie nun ihr Heimatland Deutschland coacht.
Source: Getty

Mit der Partie zwischen Frankreich und Südkorea beginnt am Freitag im Parc des Princes in Paris die achte Frauen-Weltmeisterschaft. Der Kreis der Favoriten ist gross.

Neben dem Gastgeber, Titelverteidiger USA und Europameister Niederlande gehört auch Olympiasieger Deutschland zu den Favoriten.

Seit Ende November wird das deutsche Team von Martina Voss-Tecklenburg (51) betreut. Die langjährige Schweizer Nationaltrainerin soll die DFB-Auswahl nach der Enttäuschung an der EM 2017 mittelfristig wieder dorthin führen, wo diese 2016 gestanden hat – auf den Olymp. Das Mindestziel des DFB ist die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Tokio als eines der besten drei europäischen Teams.

«Es gibt sechs bis acht Mannschaften, die das Potenzial haben, den Titel zu gewinnen», sagt Voss-Tecklenburg. «Neben den USA, Japan und Frankreich gehören England, Spanien, die skandinavischen Teams und die Niederlande dazu.» Auch Australien mit ihrer Starspielerin Sam Kerr schätzt die 125-fache deutsche Nationalspielerin sehr stark ein.

Mehr als 800'000 Tickets abgesetzt

Star des Rekordweltmeisters USA ist die Stürmerin Alex Morgan. England, der WM-Dritte von 2015, wird vom ehemaligen englischen Internationalen Phil Neville trainiert. Europameister Niederlande qualifizierte sich zwar erst via Playoffs und dem Sieg gegen die Schweiz für die Endrunde, verfügt aber über eine der spielstärksten Mannschaften des Turniers, für das mehr als 800'000 Tickets abgesetzt wurden. Bei Brasilien, das trotz Marta für einmal nur als Aussenseiter antritt, bestreitet die 41-jährige Formiga ihre siebte WM-Endrunde.

Besonders im Fokus steht Gastgeber Frankreich, das dank Olympique Lyon seit Jahren den europäischen Klubfussball dominiert und nun endlich auch den ersten Titel mit der Nationalmannschaft gewinnen will. Immer wieder gehörten «Les Bleues» dank ihrer individuellen Klasse zu den grossen Favoriten im Vorfeld eines Turniers, immer wieder scheiterten sie. «Wir spielen zuhause, haben einen Lauf und sind hungrig, diesen Titel zu gewinnen», sagte Torhüterin Sarah Bouhaddi.

Trainerin des Gastgebers ist Corinne Diacre. Die 44-Jährige hatte von 2014 bis 2017 mit dem Zweitligisten Clermont Foot als erste Frau ein Männerteam im französischen Profifussball betreut, ehe sie das Frauen-Nationalteam übernahm. Diacre sorgte im Vorfeld mit einem Personalentscheid für Schlagzeilen. Sie verzichtet auf Marie-Antoinette Katoto von Paris Saint-Germain, die beste Torschützin der heimischen Liga.

Die Beste fehlt

Die grösste Abwesende in Frankreich ist Ada Hegerberg. Die 23-jährige Norwegerin und Gewinnerin des Ballon d'Or trat 2017 wegen der ungleichen Förderung des Frauenfussballs durch den norwegischen Verband aus der Nationalmannschaft zurück. Obwohl der Verband das Prämienreglement für Männer und Frauen inzwischen anglich und mit Lise Klaveness eine Sportdirektorin für Frauenfussball einsetzte, liess sich Hegerberg bis jetzt nicht zu einem Comeback beim Weltmeister von 1995 bewegen.



Hegerbergs Statistiken sind eindrücklich. In 46 Champions-League-Spielen schoss die Stürmerin von Olympique Lyon 44 Tore, im diesjährigen Final gelang ihr beim 4:1 gegen den FC Barcelona innerhalb von 16 Minuten ein Hattrick. In nationalen Wettbewerben schoss Hegerberg in 211 Spielen 208 Tore, für Norwegen traf sie in 66 Spielen 38 Mal – ehe sie mit 21 Jahren zurücktrat.

Zwei Schweizer Schiedsrichterinnen

Die Schweizer Nationalmannschaft wird im Gegensatz zum Turnier vor vier Jahren in Kanada fehlen. Unter der Führung von Voss-Tecklenburg verpasste die SFV-Auswahl im Herbst die Qualifikation. Der SFV wird in Frankreich mit zwei Schiedsrichterinnen vertreten sein. Esther Staubli gehört zu den renommiertesten ihres Fachs, pfiff 2015 den Champions-League- und 2017 den EM-Final und kam bereits 2015 in Kanada zum Einsatz. Ihre WM-Premiere feiert die Assistentin Susanne Küng.

Mit Südafrika, Chile, Jamaika und Schottland feiern vier der 24 WM-Teilnehmer ihr Debüt. Die Halbfinals und der Final werden Anfang Juli in Lyon ausgetragen. Wie an der Männer-WM vor einem Jahr in Russland kommt auch beim Turnier der Frauen der Video Assistant Referee (VAR) zum Einsatz.

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