Wir lieben den Fussball, also lieben wir Ajax Amsterdam. Kaum ein Fussball-Experte dieser Welt hätte den Holländern zu Beginn der Champions-League-Kampagne den Halbfinal-Einzug zugetraut. Nun steht Ajax unter den letzten Vier – und das hochverdient.
Wer drei Qualifikationsrunden überstehen muss, um sich überhaupt für die Champions League zu qualifizieren, in der Gruppenphase Bayern München zwei Remis abtrotzt, im Achtelfinal Titelverteidiger Real Madrid und im Viertelfinal Titelaspirant Juventus Turin ausschaltet, der hat verdammt viel richtig gemacht und sich den Platz im Halbfinal mehr als verdient.
Faszinierend ist nicht nur die Tatsache, dass mit Ajax ein krasser Aussenseiter im Halbfinal steht, der finanziell nicht annähernd mit den Topklubs mithalten kann, sondern auch die Art und Weise, wie Ajax unter die letzten Vier gestürmt ist.
Ein Genuss für den neutralen Fussball-Fan
Ajax spielt frech, mutig, bisweilen ein bisschen (zu) verspielt. Auf engstem Raum lassen sie den Ball zirkulieren, die Hacke gehört zum Standardrepertoire. Das Passspiel beherrschen sie nahezu in Perfektion, nur wenn es die Situation erfordert, wird der Ball nicht direkt weitergeleitet.
Manchmal sind die Fans dennoch der Verzweiflung nah, dann nämlich, wenn wieder einer den Querpass durch den Sechzehner spielt anstatt aus guter Abschlussposition selbst abzuziehen. Ajax zelebriert einen Fussball, der viele Trainer zur Weissglut treiben würde. Nicht so Ajax-Coach Erik ten Hag. Geht raus und habt Spass, viel mehr braucht er seinen Jungs vor den Spielen wohl gar nicht mit auf den Weg zu geben.
Zumindest strahlt kaum eine Mannschaft so viel Spielfreude aus wie Ajax Amsterdam. Auch beim Stand von 2:1 gegen Juve – ein 2:2 hätte zum Weiterkommen gereicht –, verschwendete die Mannschaft keine Sekunde daran, das Resultat bloss über die Zeit zu bringen. Ajax spielte einfach weiter nach vorne, getreu dem Motto: Angriff ist die beste Verteidigung. Und solange der Ball in den eigenen Reihen zirkuliert, kann der Gegner keine Tore schiessen.
Für den neutralen Fussball-Fan ist diese Art von Fussball ein Genuss. Ganz besonders, wenn er von einem Aussenseiter praktiziert wird.