Barça wird gegen Liverpool ein Hands-Penalty verwehrt. Bei viel weniger klaren Handspielen hatte der Videoschiedsrichter (VAR) in dieser Champions-League-Saison eingegriffen, was zeigt, dass die Regel dringend eine Anpassung braucht.
Barcelona gewinnt das Hinspiel mit 3:0 –> Spielbericht und Highlights.
Lionel Messi klatscht in der 13. Minute hektisch in die Hände. Nicht, weil sein Teamkollege Luis Suarez zur 1:0-Führung trifft – das passiert erst später – sondern weil er damit ein Handspiel von Joel Matip signalisieren will. Die Wiederholung zeigt, dass der Liverpool-Verteidiger klar mit der Hand zum Ball geht und Messi das Spielgerät so abnimmt. Schiedsrichter Björn Kuipers hat gute Sicht auf die Szene, lässt aber weiterlaufen.
Als das Spiel das nächste Mal unterbrochen ist, wartet Kuipers dennoch einen Moment ab. Doch der Videoassistent meldet sich nicht. Er gibt Kuipers nicht einmal die Möglichkeit, sich die Szene noch einmal selber anzuschauen. Unverständlich, wenn man bedenkt, welche Handspiele in dieser Saison in der Königsklasse einen Penalty zur Folge hatten. Beispiele gefällig?
▶ PSG flog wegen einer höchst umstrittenen Hands-Szene im Achtelfinal gegen Manchester United aus dem Wettbewerb: Presnel Kimpembe drehte sich nach einem Distanzschuss ab und bekam den Ball an den nicht ganz angelegten Arm.
▶ Tottenham-Verteidiger Danny Rose sprang das Leder im Viertelfinal-Hinspiel gegen Manchester City aus einem Meter Entfernung an die Hand. Damals war ausgerechnet Kuipers der Schiedsrichter. Er schaute sich die Sache noch einmal an und zeigte auf den Punkt.
▶ Im Achtelfinal-Hinspiel zwischen Schalke und Manchester City erhielt das Heimteam einen Hands-Penalty, obwohl City-Verteidiger Nicolas Otamendi nicht mit dem Arm zum Ball ging, sondern ihn zurückzog.
Nicht, dass die Schiedsrichter bei Kimpembe, Rose und Otamendi krasse Fehlentscheide gefällt hätten. Aber das Vergehen von Matip war eindeutiger als Handspiel zu werten als die Interventionen der anderen drei Verteidiger. Das sehen auch die Gäste im Teleclub-Studio so (s. Video oben). «Meiner Meinung nach ist da Absicht dahinter und auch eine Bewegung zum Ball. Also genau das, was ein Handspiel ausmacht», sagt Ex-Spitzenschiedsrichter Urs Meier.
Warum der VAR sich in dieser Szene nicht eingeschaltet hat, kann auch Mladen Petric nicht verstehen: «Solche Situationen machen mich richtig hässig. Da hast du Leute, die in einem Keller sitzen und einfach kein Fussballverständnis haben. Das musst du einfach sehen, klarer geht es gar nicht. Ein klarer Penalty.»
Lange Rede, kurzer Sinn: Die FIFA und die Regelhüter des International Football Association Board (IFAB) müssen endlich hinter die Bücher. Es kann nicht sein, dass jeder Schiedsrichter eine andere Auffassung der Handspiel-Regel hat. Es muss eine klare Regel geben, die über Handspiel oder nicht Handspiel entscheidet. Selbst wenn das bedeutet, dass jedes Mal gepfiffen wird, wenn einem Verteidiger der Ball an die Hand prallt. Wenigstens gebe es dann eine klare Linie – und niemand könnte sich mehr beschweren.
Am vergangenen Wochenende sorgte ein Hands-Elfmeter in der Bundesliga ebenfalls für Ärger – 17 der 18 Trainer sehen Handlungsbedarf.