Mit dem Heimspiel gegen Litauen startet die Schweizer Frauen-Nationalmannschaft heute in Schaffhausen in die EM-Qualifikation.
Nils Nielsen ist nicht zu beneiden. Einerseits trat der Däne als Nachfolger von Martina Voss-Tecklenburg in grosse Fussstapfen, andererseits hatte er in seinen ersten acht Monaten als Nationaltrainer mit personellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Rekord-Internationale Lara Dickenmann entschied sich, nach ihrer Kreuzbandverletzung aus der SFV-Auswahl zurückzutreten, Captain Lia Wälti fällt seit Beginn des Jahres mit einer Bänderverletzung am Knie aus und ist noch nicht wieder zurück. Gegen Litauen werden auch Alisha Lehmann und Meriame Terchoun fehlen.
Mit dem Tod von Florijana Ismaili, die Ende Juni bei einem Badeunfall am Comersee ums Leben kam, hatte das Team zudem einen Schicksalsschlag zu verarbeiten. Die ganze Mannschaft war an der Beerdigung der Teamkollegin, die im Testspiel Mitte Juni gegen Serbien ihr 33. Länderspiel bestritten hatte. Zu Beginn des Zusammenzugs in Schaffhausen wurde der Verlust noch einmal thematisiert und mit Hilfe einer Psychologin gemeinsam aufgearbeitet. Vor dem Anpfiff gegen Litauen wird Ismaili mit einer Schweigeminute gedacht.
Das Duell gegen die Baltinnen ist der Auftakt zur Kampagne, die 2021 zur zweiten EM-Teilnahme der SFV-Auswahl führen soll. Litauen verlor das Auftaktspiel zuhause gegen Kroatien 1:2. «Sie sind sicher nicht der stärkste Gegner in unserer Gruppe», sagt Ana-Maria Crnogorcevic. «Drei Punkte sind Pflicht.» Die 28-jährige Stürmerin von den Portland Thorns ist nach dem Rücktritt Dickenmanns mit 113 Länderspielen die erfahrenste Spielerin in der Mannschaft – und mit 53 Toren zusammen mit der Luzernerin die SFV-Rekordtorschützin.
Favorit in der Gruppe
Crnogorcevic ist froh, dass die Zeit der Testspiele vorbei ist. «Ich kann es kaum erwarten, dass es wieder um Punkte geht.» Das Ziel der Berner Oberländerin ist klar: «Wir waren in Lostopf 1 und sind in der Weltrangliste vor allen anderen klassiert. Es ist klar, dass wir Favorit sind. Wir wollen die Gruppe als Erster abschliessen und an die EM fahren.» Neben den Siegern der neun Gruppen qualifizieren sich auch die besten drei Gruppenzweiten direkt für die Endrunde, drei weitere Plätze werden in einer Barrage ermittelt.
Auch Trainer Nielsen sieht seine Mannschaft in der Rolle des Favoriten. «Aber nur wenn wir jedes Mal unsere beste Leistung abrufen, können wir jedes Spiel gewinnen.» Stärkster Herausforderer auf dem Papier ist Belgien, gegen das sich die Schweiz im Herbst im Halbfinal der WM-Playoffs nach einem 2:2 und 1:1 dank der Auswärtstorregel durchgesetzt hat. Komplettiert wird die Gruppe durch Rumänien.
Nielsen hätte gerne auf die Dienste Dickenmanns gezählt. «Lara ist die grösste Spielerin, welche die Schweiz je gehabt hat», sagte der Däne. Aufgrund des Rücktritts der Mittelfeldspielerin und der Verletzung Wältis holte er mit FCZ-Stürmerin Fabienne Humm und Sandy Maendly von Servette Chênois zwei Routiniers zurück ins Team. «Erfahrene Spielerinnen sorgen für Stabilität in den Leistungen, an ihnen können sich die jungen Spielerinnen orientieren.» Im Aufgebot gegen Litauen figurieren vier Teenager. Eine davon ist die 17-jährige Svenja Fölmli vom FC Luzern, die erstmals nominiert wurde.