Eine Einheit Wie das Eriksen-Drama eine europaweite Dänemark-Euphorie auslöste

Martin Abgottspon

22.6.2021

Mit 4:1 fegen die Dänen Russland vom Platz. Kaum einer, der es ihnen nicht gönnt.
Mit 4:1 fegen die Dänen Russland vom Platz. Kaum einer, der es ihnen nicht gönnt.
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Seit dem Schock um Christian Eriksen verbünden sich mehr und mehr Fussball-Fans mit Dänemark. Die Reaktionen nach dem Achtelfinal-Einzug sind überwältigend.

Martin Abgottspon

Die Ausgangslage in der Gruppe B war für die Dänen am Montagabend alles andere als berauschend. Mit Null Punkten aus zwei Spielen war ein Sieg Pflicht. Wollte man zudem als Gruppenzweiter direkt in die Achtelfinals einziehen, war man zudem auf belgische Schützenhilfe angewiesen.



Doch spätestens nach Mikkel Damsgaards Traumtor wusste man: Ab jetzt ist alles möglich.  Und das Märchen nahm seinen Lauf. Auch die Belgier trugen in der zweiten Halbzeit mit zwei Toren ihren Anteil dazu bei und so verwandelte sich das Stadion in Kopenhagen schon vor dem Schlusspfiff in einen absoluten Hexenkessel. Mit dem Abpfiff wusste man, dass es sogar noch für Platz 2 gereicht hat.

Gibt es eigentlich auch Nicht-Dänemark-Fans?

Es waren aber längst nicht nur die Dänen, welche das Spektakel frenetisch feierten. Praktisch jeder Fussball-Fan fieberte an diesem Abend mit dem Team von Kasper Hjulmand mit. Ein Blick in die sozialen Medien reichte, um relativ schnell zu dieser Feststellung zu kommen.

Der Unparteiische und der Video-Assistent schienen wirklich die einzigen Russen-Sympathisanten zu sein. Dieser Eindruck erhärtete sich insbesondere in der 70. Minute als Jannik Vestergaard Aleksandr Sobolev am Shirt zieht. Der Russe fällt. Schiri Clément Turpin zeigt auf den Punkt. Ein harter Entscheid. Doch der VAR bleibt stumm.

Mit viel Herz für Eriksen

Die Russen machen es nach dem verwandelten Elfer nochmal spannend, verkürzen auf 1:2. Doch nur kurze Zeit später fasst sich Andreas Christensen ein Herz und stellt mit einem Traum-Tor den alten Zwei-Tore-Abstand wieder her. Das womöglich schönste Tor seiner Karriere widmet er natürlich Christian Eriksen.

Die Fussballwelt war wieder in Ordnung. «Die Götter haben sich sortiert», schrieben die einen. Andere fürchteten, vor lauter Euphorie sogar ihre Abstinenz an den Nagel zu hängen.

Wie geht das Märchen weiter?

Das Märchen kann also weitergehen. Als erstes Team in der EM-Geschichte schafft Dänemark das Wunder, nach zwei Startniederlagen doch noch in die K.o.-Phase einzuziehen. Mit Wales treffen die Dänen dort nun sogar auf einen vermeintlich einfachen Gegner. Für den früheren deutschen Nati-Spieler Mesut Özil bereits Grund genug, sich an 1992 zurückzuerinnern.

Ob es dann tatsächlich für den Titel reicht? Da ist wohl doch noch das eine oder andere Wunder nötig. Aber die Fahrtrichtung stimmt. Die Dänen sind mit ganzem Herz dabei, beflügelt durch das Drama um Christian Eriksen. Auf die Unterstützung können sie so oder so bis zum Schluss zählen. Denn wer muss schon wissen, wo Frankreich liegt, wenn er Dänemark im Herzen trägt. 

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