2:1-Sieg im Testspiel gegen Griechenland: Murat Yakin feiert trotz widriger Umstände ein erfolgreiches Debüt als Nati-Coach. Die Spieler in der Einzelkritik.
Bewertungsschlüssel
6 Sackstark
5 Gut
4 Genügend
3 Schwach
2 Sehr schwach
1 Unterirdisch
Torhüter
Torhüter
Gregor Kobel
Der Abend beginnt für den 23-jährigen Debütanten ruhig, erstmals in Erscheinung tritt er nach einem Rückpass von Sow in der 27. Minute. Kurz darauf lenkt er einen Weitschuss mit den Fingerspitzen am Pfosten vorbei. Beim Gegentor trifft ihn keine Schuld. In der 63. Minute hat er Glück, dass Pavlidis nur den Pfosten trifft, Kobel war eigentlich schon geschlagen.
Verteidiger
Innenverteidiger (rechts)
Eray Cömert
Cömert startet selbstbewusst und gestaltet das Aufbauspiel aktiv mit. Allerdings steht er auch am Ursprung der ersten Topchance der Griechen, die er in der 29. Minute mit einem Harakiri-Fehlpass einleitet. Sekunden vor der Pause wird er mit einem Brummschädel vom Platz geführt – die Partie ist für ihn zu Ende.
Innenverteidiger
Fabian Schär
Akanji und Elvedi sitzen auf der Bank und so ist Schär der Boss in der Abwehr. Diese Rolle nimmt er an, spielt mit Abstand am meisten Pässe und er streut auch den einen oder anderen langen Ball ein, sein Markenzeichen. So hätte er sich für sein Zuspiel auf Zuber (56. Minute) einen Assist verdient. Beim Gegentor sieht er unglücklich aus, allerdings gilt das für den gesamten Abwehrverbund. In der 76. Minute hat der Newcastle-Söldner Glück, dass der Schiedsrichter sein Handspiel im eigenen Sechzehner übersieht – und bei Testspielen der VAR nicht zum Einsatz kommt.
Innenverteidiger (links)
Cédric Zesiger
Besonders in der Startphase ist er sehr darauf bedacht, keine Fehler zu begehen und so spielt er nur Querpässe und überlässt den Spielaufbau gänzlich seinen Verteidigerkollegen. Daran gibt es auch nichts auszusetzen, schliesslich ist es sein Nati-Debüt und da muss man erst mal ankommen. Mit Fortdauer des Spiels traut er sich ein bisschen mehr zu und schon schleicht sich der eine oder andere Fehlpass ein. Zusammenfassend könnte man sagen: Erwartungen erfüllt. Nicht mehr und nicht weniger.
Mittelfeldspieler
Rechter Aussenläufer
Silvan Widmer
Widmer drückt gleich mal ordentlich aufs Gaspedal, ist giftig in den Zweikämpfen und weiss seine Mitspieler in Szene zu setzen. So darf er sich bereits in der 7. Minute einen Assist gutschreiben lassen. Eine knappe Viertelstunde später schiebt er den Ball aus vielversprechender Position knapp am Pfosten vorbei. In der Schlussviertelstunde der ersten Halbzeit ist er dann vorwiegend damit beschäftigt, den Griechen hinterherzulaufen. Nach dem Pausentee kehrt Widmer nicht aufs Feld zurück.
Zentraler Mittelfeldspieler
Djibril Sow
Gleich in der 3. Minute macht er einen Rush übers halbe Feld, wird von Widmer lanciert und holt die erste Ecke heraus. Und einmal lupft er den Ball mit der Fussspitze elegant über seinen Gegenspieler. Aber sonst sieht man bis zu seiner Auswechslung in der Pause wenig von Sow.
Zentraler Mittelfeldspieler
Remo Freuler
Wer hart arbeitende Fussballer genauso mag wie Ballzauberer, der sollte sich einem Freuler-Fanclub anschliessen. Der 29-Jährige ist überall anzutreffen, bügelt für seine Teamkollegen aus und gewinnt viele Zweikämpfe. Dass ein Befreiungsschlag Freulers am Ursprung des zweiten Treffers steht, ist deshalb auch kein Zufall. Ein klassischer Spielgestalter à la Xhaka ist er nicht, dafür bringt er ganz andere Qualitäten mit. Bitter nur, dass er gegen Italien aufgrund einer Sperre fehlen wird.
Zentraler Mittelfeldspieler
Denis Zakaria
Wir alle wissen, was Zakaria drauf hat, entsprechend hoch sind die Erwartungen. Gegen Griechenland bleibt er aber vieles schuldig. Von seiner Power, die er auch im Spiel nach vorne entfalten kann, ist kaum etwas zu sehen. Und in den Zweikämpfen lässt er die Aggressivität und Entschlossenheit vermissen, die ihn auszeichnen. Und doch sind wir besorgt, wenn der 24-Jährige kurz vor dem Schlusspfiff am Boden sitzt und sich am Knie pflegen lässt. Denn gegen Italien wird es ihn am Sonntag brauchen.
Linker Aussenläufer
Ricardo Rodriguez
An der EM hat sich Rodriguez von Spiel zu Spiel gesteigert und auch in seinem Verein, dem FC Turin, hat er Fuss gefasst und ist endlich wieder Stammspieler. Gegen Griechenland ist von Rodriguez, der in Abwesenheit des positiv auf das Coronavirus getesteten Granit Xhaka als Captain aufläuft, in der ersten Halbzeit kaum etwas zu sehen. Und in der zweiten ist er offiziell nur noch Zuschauer.
Angreifer
Stürmer
Haris Seferovic
Seferovic kommt aus einer Verletzung, hat bei Benfica erst am vergangenen Wochenende sein Comeback gegeben und so will man ihn nur ungern in die Pfanne hauen. Aber gegen Griechenland ist er schlichtweg kein Faktor. Bis zu seiner Auswechslung in der 69. Minute feuert er nicht einen einzigen Torschuss ab.
Stürmer
Steven Zuber
Der Assist-König der EM bereitet gegen Griechenland in der 51. Minute den Siegtreffer mit einem perfekt getimten Pass vor. Da hat er aber längst einen Skorerpunkt auf dem Konto, denn in der 7. Minute schiesst er die Schweiz nach einem technischen Kabinettstück in Front. Obschon ohne Spielpraxis in die Nati eingerückt, ist Zuber der auffälligste Akteur auf dem Platz. Sein neuer Arbeitgeber AEK Athen dürfte sich auf Zubers Ankunft freuen. In der 64. Minute wird er ausgewechselt.
Eingewechselte Spieler
Ab 46. Minute für Sow
Michel Aebischer
Aebischer spielt unspektakulär, dafür auch nahezu fehlerfrei. Seine Pässe finden den Mitspieler, Überraschungsmomente bleiben aber aus. Er dürfte sich ruhig auch in der Nati noch mehr zutrauen, bei YB zeigt er ja immer wieder, was wirklich in ihm steckt.
Ab 46. Minute für Cömert
Ruben Vargas
Was hat der Junge nach dem Penalty-Drama gegen Spanien an der EM bittere Tränen vergossen. Doch Vargas weiss sich zu therapieren. Mit der ersten Ballberührung (in der Nati) nach seinem verschossenen Elfer markiert er gegen Griechenland das 2:1. Von Zuber bedient, trifft er wenige Minuten nach seiner Einwechslung eiskalt.
Ab 46. Minute für Rodriguez
Jordan Lotomba
Dass es am Ende nicht 2:2 steht, das haben wir Lotomba zu verdanken, der gerade noch vor dem einschussbereiten Griechen mit der Hacke klären kann.
Ab 46. Minute für Widmer
Ulisses Garcia
Der Debütant fügt sich super ins Spiel ein, mit einer seiner ersten Ballberührungen lanciert er mit einem Steckpass Teamkollege Zuber. Garcia ist ein erfrischendes Element, er spielt mutig und man traut ihm zu, dass er künftig noch öfters zum Zug kommen wird. Allerdings ist seine Spielweise auch risikobehaftet, eine gute Absicherung ist da besonders wichtig.
Ab 64. Minute für Zuber
Christian Fassnacht
Nach der Einwechslung von Fassnacht stehen tatsächlich vier YB-Spieler auf dem Platz. Zu kurz für eine Benotung.
Ab 69. Minute für Seferovic
Andi Zeqiri
Er ist der vierte Debütant an diesem Abend und mit ein bisschen Glück hätte er sich auch schon als Torschütze feiern lassen können. Doch sein Abschluss unmittelbar vor dem Schlusspfiff wird vom stark reagierenden Schlussmann pariert. Zu kurz für eine Benotung.