Oscars im Schweizer Fussball Oscars im Schweizer Fussball: Der FC Basel und Sforza räumen gleich mehrfach ab

Von Syl Battistuzzi

26.4.2021

Bernhard Burgener räumt als Vereinspräsident des FC Basels gleich mehrere Preise ab.
Bernhard Burgener räumt als Vereinspräsident des FC Basels gleich mehrere Preise ab.
Bild: Keystone/blue

Nicht in Hollywood, sondern im Schweizer Fussball finden die ganz grossen Geschichten statt. Wir küren die besten Exponenten aus der laufenden Saison.

Von Syl Battistuzzi


Beste Nebenrolle – Chilla in «Hundstage»

Total verrückt: Canepas Hündin stürmt nach FCZ-Ausgleich den Platz

Total verrückt: Canepas Hündin stürmt nach FCZ-Ausgleich den Platz

Sowas sieht man auch nicht alle Tage: Kurz nach dem FCZ-Ausgleich durch Blaz Kramer stürmt die Hündin von FCZ-Präsident Ancillo Canepa den Rasen! Es handelt sich übrigens nicht wie vom Kommentator vermutet um Kookie, nein, das ist Chilla.

21.02.2021

Es ist DAS Highlight der Saison. Unmittelbar nach dem Zürcher Ausgleich gegen Sion stürmte Chilla – eine der beiden Hündinnen von FCZ-Präsident Ancillo Canepa – den Letzigrund-Rasen. In ihrem blütenweissen Kleid stahl sie allen anderen Akteuren die Show und liess damit auch Konkurrentin Kookie (der andere Wauwau der Canepas) hinter sich. Erwähnenswert ist auch Herrchen Canepa selbst, der im Vollspurt von der Tribüne auf den Rasen hetzte, um Chilla von der Bühne zu führen. Keiner seiner Spieler soll gemäss Geschwindigkeitsmessung diese Saison seine Sprintwerte erreicht haben.


Bester fremdsprachiger Film: «Happ Tschi Sii» mit Sky Sun

Lange hatte man bei den Grasshoppers auf ihn gewartet, dann strahlte Sky Sun endlich über die sozialen Kanäle in die Kamera. Der chinesische Heilsbringer begrüsste seine Angestellten freundlich wie eine Glückskatze: «Guten Tag, this is Sky, President of Grasshopper Club Zürich.» Am Schluss implementierte der 33-Jährige beim Schweizer Rekordmeister gleich eine neue Aussprache des Klubs. So wurde aus «GC» plötzlich «Tschi Sii», was bei den verdutzten Zuschauern Assoziationen zu Toiletten hervorrief. Eine solche Parforceleistung muss belohnt werden.


Bestes Kostümdesign: «Unsichtbar» mit Sion

Spezielle Farbwahl bei den Sittenern.
Spezielle Farbwahl bei den Sittenern.
Bild: Twitter FC Sion

Im November stellte der FC Sion sein neues Trikot im Militärlook vor. «Le FC Sion se met au militaire», schrieben die Walliser dazu. Die Tarnfarben sollten sie für ihre Gegner auf dem Fussballplatz unsichtbar machen. Dummerweise erkannten sich offenbar auch die Mitspieler nicht mehr. Das aktuelle Resultat: Die Camouflage-Krieger sind am Tabellenende. 


Bester Synchronsprecher und Hauptdarsteller: Ciriaco Sforza in «Scream»

Basels früherer Cheftrainer Ciriaco Sforza hat lautstark auf sich aufmerksam gemacht.
Basels früherer Cheftrainer Ciriaco Sforza hat lautstark auf sich aufmerksam gemacht.
Bild: Keystone

Als Ciri Sforza sein Amt bei Basel antrat, nahm das (hörbar) jeder wahr. Der neue Coach schrie beziehungsweise trieb an der Seitenlinie seine Spieler lautstark an. Von der Devise seines Trainerkollegen Murat Yakin – «du kannst so laut schreien, wie du willst – die hören gar nichts» – schien er nichts zu halten.

Eine Auswertung einer Partie ergab, dass der ehemalige Internationale 136-mal gut hörbare direkte Anweisungen an einen seiner Spieler aufs Feld gab – das sind 1,5 pro Minute.

Der 51-Jährige beeindruckte auch mit seiner sprachlichen Vielfältigkeit. Leider fand Sforza trotz seines leidenschaftlichen Auftretens kein Gehör bei seinem Zielpublikum. Einer seiner Stars, Valentin Stocker, musste er gar vom Set werfen, damit dieser mal «seinen Kopf lüften» kann. Pikant: Bei der Auswertung im Schrei-Ranking gab Sforza seinem Captain nur drei Anweisungen – so wenige wie bei keinem anderen Spieler. Das Resultat am Ende ist bekannt, Sforza war am Rheinknie eine Fehlbesetzung. Einen grossen Unterhaltungswert genoss er dafür in der Presse, welche ihn deshalb nach seinem FCB-Abenteuer zum unbestrittenen Hauptdarsteller der Saison wählte.


Bestes Drehbuch, Drama und bester Horrorfilm: «Rheinknie-Showdown im Gerichtssaal»

Der Machtkampf zwischen David Degen (l.) und Bernhard Burgener sorgt für hohe Einschaltquoten.
Der Machtkampf zwischen David Degen (l.) und Bernhard Burgener sorgt für hohe Einschaltquoten.
Bild: Keystone

Die Handlung – ein überlegener Serienmeister mutiert aufgrund skurriler Ereignisse innert kürzester Zeit zum Chaos-Klub – fesselte die Zuschauer von der ersten Sekunde an. Nicht mal in lateinamerikanischen Telenovelas finden so viel Drama, Liebesbezeugnisse und Intrigen statt. Beim Staffelfinal duellieren sich ausgerechnet El Presidente Bernhard Burgener und sein einstiger Ziehsohn David Degen. Aus der juristischen Schlammschlacht kann nur einer als Sieger hervorgehen. Spannung pur, welche die ganze Schweiz in Atem hält. Für die mit Abstand beste Serie seit langer Zeit gibt es als Lohn gleich drei Oscars.


Beste Regie und Kamera: «VAR-Zone in Volketswil»

In der Saison 2019/20 führte man in der Super League den Video Assistant Referee (VAR) ein. Die SFL wollte damit «offensichtliche Fehlentscheide» in spielentscheidenden Szenen verhindern und dadurch das Spiel nachweislich gerechter machen. Während sich die Initiatoren dafür rühmen, dieses Ziel geschafft zu haben, findet sich an den Spieltagen fast immer ein Team, welches sich benachteiligt fühlt. Darum sind die Regelhüter wohl insgeheim froh, ist ihr (Film-)Budget zu wenig gross, um sich wie in den grossen Ligen eine Torlinientechnologie und eine kalibrierte Abseitslinie zu leisten. Für das Independent-Studio aus dem 2. Stock eines Bürogebäudes in Volketswil in der Agglomeration von Zürich gibt's dafür gleich zwei Auszeichnungen.


Bester Kurzfilm: «Ein Mann sieht (Gelb-)Rot – 123 Sekunden mit Imeri»

Rekordverdächtig: Kastriot Imeri fliegt in 120 Sekunden vom Platz

Rekordverdächtig: Kastriot Imeri fliegt in 120 Sekunden vom Platz

Kastriot Imeri bringt in der Partie gegen Luzern nach seiner Einwechslung in der 75. Minute das Kunstück fertig, sich in nur 120 Sekunden mit zwei gelben Karten wieder zu verabschieden.

04.02.2021

Servettes Kastriot Imeri bringt es gegen den FC Luzern fertig, 123 Sekunden nach der Einwechslung gleich mit Gelb-Rot vom Platz zu fliegen. Den Platzverweis des ungestümen und jungen Rohdiamanten leitet er mit Applaus beim Unparteiischen selbst ein. Mit diesem Mini-Auftritt trägt sich Imeri denn auch in die Geschichtsbücher ein. Seit 2007 – der Startpunkt der Datenerhebung in der Super League – ist noch kein Spieler so schnell vom Platz geflogen.


Spezialeffekt: «Der Mann mit den verschiedenen Gesichtern – Ludovic Magnin»

Kein Protagonist hat ein solch vielfältiges Repertoire an Emotionen auf Lager wie Ludovic Magnin. Beim FCZ lobte, schimpfte, litt und ärgerte der Romand sich im Minutentakt über seine Darsteller. Seine emotionalen Ausbrüche machten ihn zum «Alpen-Vulkan», der alles unter sich begraben konnte. Leider dürfen wir seine Wutausbrüche seit Oktober nicht mehr live mitverfolgen. Die Rolle des 42-Jährigen wurde bei den Zürchern im Oktober neu an Massimo Rizzo vergeben. Von der emotionalen Schauspielkunst haben sie quasi Magnins Antipoden engagiert. 

Magnin erklärt seine Wutausbrüche: «Ich hasse Ungerechtigkeit»

Magnin erklärt seine Wutausbrüche: «Ich hasse Ungerechtigkeit»

Ludovic Magnin ist im Teleclub Fussball-Talk «Heimspiel» zu Gast und spricht über seine emotionalen Ausbrüche. Der FCZ-Trainer verrät, warum er ein grosser Fan des VAR ist und dass er versucht, seine Wutausbrüche zu reduzieren.

26.01.2020