FCB-Routinier Fabian Frei: «Was Karli Odermatt gesagt hat, ist nicht wahr»

Von Florian Künzi

6.5.2021

FCB-Routinier Fabian Frei spricht im Interview mit «blue Sport» über den Aufschwung unter dem neuen Trainer Patrick Rahmen, das Verhältnis zwischen Mannschaft und Klubführung und das brisante Video um Karli Odermatt.

Von Florian Künzi

In den fünf Spielen unter Patrick Rahmen hat der FC Basel 11 Punkte geholt und dabei 14 Tore geschossen. Macht das Fussballspielen endlich wieder Spass?

Das kann man so sagen. Es machte zwar auch davor schon Spass, aber jetzt wieder etwas mehr. Dass es in diesen fünf Spielen gleich so gut läuft, durften wir nicht erwarten. Wir nehmen die Resultate aber noch so gerne.

Was hat sich verändert seit Patrick Rahmen Trainer ist?

Eigentlich gar nicht viel Grundlegendes. Es sind kleine Dinge, die er geändert hat. Dinge, auf die er grossen Wert legt und die davor etwas untergingen. Zum Beispiel, dass wir bei Ballverlusten den Gegner sofort vorne attackieren und den Ball so zurückerobern. Die vielen Tore, die wir in den letzten Spielen erzielt haben, kamen sicher auch deshalb zustande.

Und es wurde deutlich ruhiger an der Linie.

Das ist definitiv komplett anders als noch unter Ciriaco Sforza. Ich will aber nicht sagen, dass die eine Art zu coachen besser ist als die andere. Ich hatte auch schon Trainer, die sehr emotional waren an der Linie, über die sich keiner aufgeregt hat und wo die Resultate trotzdem stimmten. Da gibt es kein richtig oder falsch.

Die Mannschaft wirkt befreit. Wie nehmen Sie das wahr?

Das kennt ja jeder. Wenn man am Morgen mit voller Freude zur Arbeit geht, dann funktioniert es einfach besser. Im Moment ist das bei uns so – auch dank der guten Resultate. Hätten wir die letzten fünf Spiele nicht so erfolgreich absolviert, sähe es vielleicht anders aus. Davor kam uns der Spass etwas abhanden, wohl auch wegen der schwachen Leistungen und Resultate.

Ruhig wurde es beim FCB auch nach dem Trainerwechsel nicht. Vor zwei Wochen kam ein Video an die Öffentlichkeit, in dem Verwaltungsrat Karli Odermatt in einer Gartenbeiz sitzend über Valentin Stocker herzieht. Mit etwas Abstand: Was hat das mit der Mannschaft gemacht?

Möglich, dass uns die Geschichte als Mannschaft noch mehr zusammengeschweisst hat. Ich persönlich war damals schockiert und kann auch heute noch nicht nachvollziehen, wieso man sich in der Öffentlichkeit so über einen einzelnen Spieler äussern muss. Die Mannschaft hat aber gut reagiert und die Antwort auf dem Platz gegeben – allen voran Valentin Stocker. Nach den letzten fünf Spielen kann wohl keiner behaupten, dass er uns sportlich nicht weiterhilft.

Gab es diesbezüglich eine Aussprache zwischen Mannschaft und Klubführung?

Mit mir hat keiner geredet. Aber um mich geht es in diesem Video ja auch nicht. Ich kann nur sagen, dass das was Karli Odermatt darin erzählt, nicht wahr ist. Ich weiss nicht, wie es früher zu und her ging, aber im heutigen Profifussball ist so etwas unmöglich. Dafür sind auch viel zu viele persönliche Interessen im Spiel. Stellen Sie sich mal vor, ein junger Fussballer bekommt die Chance sich zu beweisen und ein anderer Spieler sagt ihm, er dürfe nicht Vollgas geben. Das funktioniert nicht. Und wenn man behauptet, das 2:6 gegen Winterthur sei damit zu begründen, dass ein Spieler seine Kollegen angestiftet hatte nicht alles zu geben, dann ist das komplett falsch.



Nun stehen bis zum Saisonende noch vier Spiele an. Welche Ziele haben Sie sich noch gesetzt?

Komplett retten können wir diese Saison nicht, das ist jedem bewusst. Mit dem Trainerwechsel gab es aber einen Schnitt und jetzt wollen wir das Beste daraus machen. Wenn wir die Meisterschaft auf dem zweiten Platz beenden, müssen wir uns danach nicht den Kopf zerbrechen und können den eingeschlagenen Weg weitergehen. Das wird aber ein hartes Stück Arbeit.

Wenn der FCB dieses Ziel erreicht, spielt er nächste Saison in der Conference League. Wie viel Lust haben Sie auf diesen neuen Wettbewerb?

Ich erinnere mich, dass schon bei der Gründung der Europa League viele vom ‹Verlierer-Cup› sprachen. Mittlerweile haben auch die grossen Mannschaften realisiert, dass das ein toller Wettbewerb ist. Und seit man sich dort als Sieger für die Champions League qualifizieren kann, sind sogar die englischen Teams heiss darauf. Genauso wird wohl auch die Conference League Zeit brauchen, um sich zu etablieren. Wenn ich mir aber anschaue, wer da in den grossen Ligen auf den Rängen sechs bis acht platziert ist, sehe ich durchaus attraktive Gegner für uns.