Kommentar Die Grasshoppers kommen mit einem blauen Auge davon

Luca Betschart

2.4.2019

Nachdem mehrfach Pyros auf das Spielfeld fliegen, muss GC-Goalie Heinz Lindner im Spiel gegen Sion seinen Posten vorzeitig verlassen. 
Nachdem mehrfach Pyros auf das Spielfeld fliegen, muss GC-Goalie Heinz Lindner im Spiel gegen Sion seinen Posten vorzeitig verlassen. 
Bild: Keystone

Die Grasshoppers verlieren das abgebrochene Spiel beim FC Sion forfait und erhalten eine Busse von 30'000 Franken. «Bluewin» stellt klar, weshalb GC auf einen Rekurs verzichten sollte.

Nach zweiwöchiger Bedenkzeit gibt die Disziplinarkommission des Schweizer Fussballs das Urteil im Pyro-Skandal von Sion bekannt. Die abgebrochene Partie zwischen Sion und GC im Tourbillon wird nachträglich mit 3:0 für das Heimteam gewertet – ohne Zweifel der richtige Entscheid. Man stelle sich vor, die Liga hätte das Spiel wiederholen lassen. Die sogenannten «Fans» kämen am Ende noch auf die Idee, ihr Verhalten habe sich ausbezahlt. Die erneute Eskalation beim nächsten klaren Rückstand der eigenen Mannschaft wäre vorprogrammiert.

Mildes Urteil

Neben der Niederlage wird der Grasshopper Club für das Verhalten der eigenen Anhänger zusätzlich mit einer Geldstrafe von 30'000 Franken gebüsst und kassiert eine Stadionsperre für ein Spiel auf Bewährung. Sprich: Lassen sich die Zürcher in den nächsten zwei Jahren Ähnliches zuschulden kommen, bleiben die Fans für ein Heimspiel ausgesperrt. Ein Strafmass, das eher einer letzten Warnung als dem geforderten knallharten Urteil gleichkommt. Echte Konsequenzen werden dann beim nächstens Vergehen ausgesprochen.



Das soll nicht heissen, dass ein oder mehrere Geisterspiele in dieser Situation die passende Strafe darstellen. Dadurch werden vor allem die «echten» Anhänger bestraft, die wegen dem Sport ins Stadion gehen. Die wahren Übeltäter hingegen werden sich an diesem Wochenende wohl in irgendeinem anderen Stadion austoben. Aber schaut man sich an diesem Samstagabend die Szenen im Gästesektor an, scheint eine Strafe auf Bewährung nicht viel zu bewirken.

Kein Punktverlust

Auch sportlich hält sich der Schaden für den abstiegsgefährdeten Zürcher Verein in Grenzen. In der beim Stand von 0:2 abgebrochenen Partie gegen Sion hätte die Mannschaft von Tomislav Stipic in der aktuellen Verfassung wohl sowieso nicht mehr gepunktet – zusätzliche Zähler verlieren die Hoppers nicht. Richtig geschmerzt hätte wohl nur ein Punkteabzug. GC aber kommt mit einem blauen Auge davon und sollte das eher milde Urteil akzeptieren.

Immerhin wird so der Abstiegskampf in der Super League nicht verfälscht oder gar vorentschieden. Die Punkteausbeute der Teams entspricht den gezeigten Leistungen auf dem Platz. So sollte es auch sein – allerdings nicht, wenn das bloss dank (zu) milden Urteilen zu gewährleisten ist.

Apropos milde Urteile: Auch der FC Sion wurde mit einer Geldbusse bestraft, weil das Heimteam verantwortlich ist für die Sicherheit im Stadion. Der SFL befand diesbezüglich mehrfache Reglementsverstösse und verdonnerte die Sittener zu einer Busse von 4'000 Franken. Eine Summe, die man im Wallis verkraften dürfte ...

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