Der heutige Montag ist ein wegweisender Tag für die Zukunft des FC Basel. Es soll entschieden werden, ob David Degen der neue Klubboss wird oder der Einstieg ausländischer Investoren aufgegleist wird. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
Worüber wird entschieden?
Die Firma Basel Dream & Vision AG hat ein Kaufangebot über 16,4 Millionen Franken für die Anteile von Bernhard Burgener (80 Prozent) abgegeben. Minderheitsaktionär David Degen, der zehn Prozent der Aktien besitzt, hat aber ein Vorkaufsrecht auf das gesamte Aktienpaket von Burgener. Heisst: Will Burgener seine Anteile an einen Investor verkaufen, kann Degen reingrätschen – sofern er das gleiche Angebot stemmen kann.
Das hat Degen nun gemacht. Letzte Woche hat auch der ehemalige FCB-Profi ein Kaufangebot über 16,4 Millionen Franken abgegeben. Allerdings sollen bei Basel Dream & Vision AG, wo offenbar neben Burgener auch der britische Finanzdienstleister Centricus im Boot sitzen, zusätzlich 200 Millionen Franken Investitionen in Aussicht gestellt werden.
Nun muss der Verwaltungsgrat der FC Basel Holding entscheiden, ob Degens Angebot angenommen wird oder nicht. Burgener und Degen dürfen wegen Befangenheit nicht mitentscheiden. Somit verbleiben die beiden weiteren Verwaltungsratsmitglieder Karl Odermatt und Peter von Büren. Von ihnen hängt nun quasi die Zukunft des Vereins ab.
Wie stehen Degens Chancen?
FCB-Ikone Odermatt ist ein guter Freund von Bernhard Burgener. Von Büren ist treuer Geschäftspartner des Verwaltungsratspräsidenten, die beiden leben zudem im gleichen Dorf im Fricktal. Degen kann nicht davon ausgehen, dass sich die beiden nun von heute auf morgen von Burgener abwenden. Wohl auch deshalb schlägt der frühere Nati-Spieler den emotionalen Weg ein, schenkt Burgener ein altes FCB-Degen-Trikot und schreibt ihm einen Brief, den er am Samstag auf Instagram veröffentlicht.
«Der FCB ist eine Institution! Es geht um die Sache! Triff die richtige Entscheidung! Auch für dich persönlich. Es ist Zeit», ist in dem Brief zu lesen. Dazu schreibt er bei Instagram: «Es braucht einen Neuanfang. Und ich erwarte vom FCB-Verwaltungsrat, dass Abmachungen eingehalten werden.»
Degen muss hoffen, dass ihn der VR unterstützt und dass Burgener genug von der unbändigen Abneigung der Fans hat und sich zurückziehen will. Allerdings betonte Burgener zuletzt immer wieder, als Captain nicht vom Bord eines sinkenden Schiffs gehen zu wollen.
Wie geht Burgener die Sache an?
Der Mehrheitsaktionär spricht in der «NZZ am Sonntag» von zwei Möglichkeiten: «Entweder finde ich einen kapitalkräftigen Partner, der einsteigt und Anteile übernimmt, wobei ich aber weiterhin die Kontrolle behalte. Oder ich verkaufe meine Anteile vollständig. Dann muss eine Basler Lösung her.»
Heisst konkret: Burgener will die Entscheidungshoheit behalten, sollte tatsächlich ein ausländischer Investor einsteigen. Seine Anteile komplett zu verkaufen komme nur dann infrage, wenn der neue Besitzer das nötige Kleingeld mitbringe, um den Klub wirtschaftlich und sportlich erfolgreich weiterführen zu können. Bei David Degen scheint Burgener seine Bedenken zu haben. Zumindest sagt er: «Bisher ist niemand mit einem rot-blauen Portemonnaie aufgetaucht.»
Was wünschen sich die Fans?
Im letzten Sommer forderten die Ultras der Muttenzerkurve die gesamte Vereinsführung dazu auf, ihren Platz zu räumen. Neben Burgener sollen auch CEO Roland Heri und die Verwaltungsratsmitglieder Von Büren und Odermatt gehen, so die Forderung. Einzig David Degen solle bleiben. Degen ist bei den Ultras mittlerweile zum grossen Hoffnungsträger geworden.
Ausserdem wünschen sich die Anhänger auch eine komplette Neuausrichtung auf sportlicher Ebene. Eine klare sportliche Führung, sprich einen Sportchef, der seit dem Rücktritt von Ruedi Zbinden nicht mehr vorhanden ist, und einen neuen Trainer mit Autorität. Das Vertrauen in Ciriaco Sforza ist innert weniger Monaten flöten gegangen.
Das Letzte, was die Ultras wollen, ist ein ausländischer Investor. Man sehnt sich nach einem Verwaltungsrat, der den FCB-Kosmos begreift und die Menschen in Basel führen und wieder vereinen kann. In den letzten Wochen sorgten die FCB-Fans mehrmals mit Protestaktionen für Aufsehen.
Was sind nun die möglichen Szenarien?
Szenario 1: Degen kann den Verwaltungsrat mit einem nachhaltigen Finanzierungskonzept für die nächsten Jahre überzeugen und hat vielleicht auch schon Investoren in der Hinterhand. Sein Angebot wird angenommen und Burgener zieht sich zurück.
Szenario 2: Der VR lehnt Degens Angebot ab, weil die Offerte von der Firma Basel Dream & Vision AG als besser eingestuft wird. Mit Burgener und den englischen Investoren wäre die wirtschaftliche Zukunft des Klubs gesichert. Allerdings würde das wohl einen Rechtsstreit mit Degen nach sich ziehen, der ja ein Vorkaufsrecht auf Burgeners Aktienpaket besitzt.
Szenario 3: Die beiden Parteien schliessen Frieden und machen gemeinsame Sache. Mit Degen als Gesicht einer neu aufgestellten Führung und Burgener als finanzstarkem Mann im Hintergrund.