Zum zweiten Mal bestreitet das Frauenteam des HC Davos am Montag im Rahmen des Spengler Cups ein Meisterschaftsspiel. Auch dank der vier Nordamerikanerinnen sind die HCD Ladies nun Titelanwärterinnen.
In Shorts und T-Shirt steht Joelle Fiala auf der Terrasse neben dem Davoser Stadion und blinzelt in die Sonne. Auf dem offenen Eisfeld tummeln sich die Hobby-Schlittschuhläufer, im Hintergrund funkeln der Kirchturm und die schneebedeckten Berge im gleissenden Licht. «Haben Sie nicht kalt?» Die Kanadierin aus der Prärieprovinz Saskatchewan lacht: «Wenn man von da kommt, friert man nie.»
«Wir wachen jeden Morgen auf und sind dankbar hier zu sein», schwärmt Leah Marino. Die 24-jährige Kalifornierin ist ein Jahr älter als Fiala und teilt mit ihr in Davos eine WG. Die beiden gehören zum Quartett aus Nordamerika, das mithilft, dass Davos in der Women's Hockey League aktuell auf dem 2. Platz liegt und auf die direkte Halbfinal-Qualifikation hoffen darf. Sie sind denn auch nicht (nur) im Bündnerland, um die schöne Umgebung zu geniessen, sie spielen professionell Hockey.
Einstieg der NL-Klubs entscheidend
Marino und Fiala sind damit auch sichtbares Zeichen für einen Aufschwung im Schweizer Frauenhockey. Die Amerikanerin Marino spielte vor zwei Jahren bei den Metropolitan Riveters in New Jersey als Profi, als ihr die damalige Schweizer Teamkollegin Sarah Forster einen Wechsel in die Schweiz schmackhaft machte. Als das Frauenteam aus dem Thurgau auf die letzte Saison in den HCD integriert wurde und erstmals in der höchsten Liga spielte, war Marino dabei. Nun lockte sie ihrerseits ihre ehemalige College-Teamkollegin Fiala nach Davos.
Seit mehr NL-Klubs wie Davos, der SC Bern, Fribourg-Gottéron oder Ambri-Piotta in das Frauenhockey investieren, geht es aufwärts. Nach der sensationellen Olympia-Bronzemedaille 2014 in Sotschi passierte praktisch nichts. «Damals waren auch die anderen Länder in Europa nicht weiter als in der Schweiz», erklärt der Team-Manager Andi Staub, der mit dem Team aus der Ostschweiz in die Berge zog. «Aber dann gaben andere Nationen gewaltig Gas, während wir in der Schweiz, böse gesagt, noch ein paar Jahre geschlafen haben.» Der Einstieg der NL-Klubs sei absolut entscheidend und biete nun eine solidere Basis.
«Ich kann nicht sagen, dass ich überrascht bin, aber wenn man von einem Ort kommt, wo Hockey alles ist und auch für die Frauen eine ziemliche Entwicklung gemacht hat, ist es schon eine Umstellung», stellt die Kanadierin Fiala (nicht verwandt mit dem Schweizer NHL-Star Kevin Fiala, aber ebenfalls mit tschechischen Vorfahren) fest. Die Entwicklung gehe aber in die richtige Richtung, findet Marino in ihrer zweiten Saison. Reich werden sie in der Schweiz nicht. «Wir sprechen hier in der Grössenordnung von Schweizer Mindestlöhnen», betont Andi Staub. Aber die Importspielerinnen müssen im Gegensatz zu ihren Schweizer Teamkolleginnen immerhin keiner anderen Arbeit nachgehen.
Ein Abenteuer in der Schweiz
Sie sehen die Zeit in der Schweiz als eine Art Abenteuer. Eine Profikarriere in der Heimat streben Marino und Fiala nicht an. Die Kanadierin hat einen Bachelor und will später Ärztin werden, die Amerikanerin aus Lake Tahoe («Bei uns ist Skifahren der Sport Nummer 1») verfügt über einen Master-Abschluss in Wirtschaft.
Vorerst freuen sie sich aber auf hoffentlich viele Zuschauer am Montag (11.00 Uhr) gegen Fribourg-Gottéron. Im Gegensatz zum letzten Jahr, als Ambri zum Zeitpunkt des Frauenspiels bereits ausgeschieden war, zählt man dieses Mal (auch) auf die Gottéron-Fans. Als Davos vor über 2000 Zuschauern in Zug spielte, gewannen die HCD-Ladies. «Unser Team liebt diese Energie», versichert Leah Marino. Mit einem Spengler-Cup-Ticket ist der Eintritt gratis.