Die ZSC Lions befinden sich auf einer Mission: Zehnter Meistertitel zum Abschied vom Hallenstadion. Das Team scheint rechtzeitig die Kurve gekriegt zu haben.
27. März 2022. Die Fans der Lions nehmen vor der Partie mit einer schönen Choreografie vorsichtshalber schon einmal Abschied vom Hallenstadion, wo der ZSC seit dem 18. November 1950 spielt und viele spezielle Geschichten erlebt hat. Ihre Lieblinge liegen im Viertelfinal gegen Biel mit 0:2 Siegen zurück. Seither ist viel passiert. Der ZSC gewann an diesem Abend 1:0 nach Verlängerung und siegte auch in fünf der nächsten sechs Partien. Im Halbfinal gegen Fribourg-Gottéron liegt er 2:0 vorne.
Dass die Zürcher über genügend Qualität verfügen, um Meister zu werden, darüber gibt es keine zwei Meinungen. Viel offensives Talent, über welches insbesondere Sven Andrighetto, Denis Malgin und Denis Hollenstein verfügen, bringt jedoch auch Nachteile mit sich, weshalb ZSC-Sportchef Sven Leuenberger vor dem Playoff-Auftakt gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte: «Es ist eine Herausforderung für jeden Trainer, diese Spieler dazu zu bringen, dass das Wir grösser ist als das Ich.» Für Leuenberger sind gute Skills in den Playoffs das i-Tüpfelchen, vielmehr gelte es, defensiv gut zu stehen und auch solche Matches zu gewinnen, in denen die Leistung nicht top sei.
Richtige Knöpfe gedrückt
Genau das machen die Lions, seit sie die ersten zwei Partien gegen Biel verloren und dabei neun Treffer kassiert haben. In der Folge liessen sie in sieben Begegnungen bloss noch neun Gegentore zu. Interessant ist dabei, dass die Zürcher einzig bei der Niederlage im fünften Viertelfinalspiel gegen Biel (1:3) mehr Torschüsse verzeichneten. Das sagt vieles aus, unterstreicht, dass die richtigen Knöpfe gedrückt wurden, die Kampfbereitschaft und Leidensfähigkeit stimmt.
Reto Schäppi bringt das Erfolgsrezept auf den Punkt: «Es ist sicher nicht die Zeit, grosse Risiken zu nehmen. Jeder Einzelne geht mit der Einstellung, Verteidigung zuerst, in die Partien, denn wir haben viel Vertrauen in unsere offensiven Qualitäten. Zudem verfügen wir über viele erfahrene Spieler, die das Momentum auf unsere Seite zwingen können.» Tatsächlich stechen die grössten offensiven Trümpfe bisher: Andrighetto (4), Hollenstein (4) und Malgin (3) zeichnen für die Hälfte der Tore der Lions in den laufenden Playoffs verantwortlich. Insgesamt kommt das Trio auf 26 Skorerpunkte.
Vertrauen in Grönborg zahlt sich bislang aus
Trainer Rikard Grönborg, zweifacher Weltmeister mit Schweden, der immer wieder mit einem Wechsel in die NHL kokettiert hat, jedoch seinen Vertrag bis 2023 erfüllen will, sah sich gerade in der laufenden Meisterschaft schon häufig mit Kritik konfrontiert. Die Verantwortlichen hielten aber an ihm fest, obwohl der ZSC von den ersten 30 Saisonspielen bloss deren 15 für sich entschied und obwohl er keiner ist, der auf junge Talente setzt, wovon es in der Organisation einige gibt. Am Ende zählt aber in erster Linie der Erfolg, von daher geht die Rechnung bislang auf.
Jedenfalls ist bei den Zürchern das Wir aktuell definitiv grösser als das Ich. Hilfreich ist sicher, dass sich die Mannschaft auf einer Mission befindet. Denn der Zufall will es, dass sich der ZSC mit dem zehnten Meistertitel vom Hallenstadion verabschieden könnte. Eine grössere Motivation kann es kaum geben.
sda