Chaos und Existenzangst bei Chelsea Chaos und Existenzangst bei Chelsea: Wenn eine Auswärtsfahrt zum Problem wird 

DPA/SB10

15.3.2022

Chelsea-Coach Tuchel: «Fahre zur Not im Siebensitzer nach Lille»

Chelsea-Coach Tuchel: «Fahre zur Not im Siebensitzer nach Lille»

Durch die Sanktionen für Roman Abramowitsch herrscht bei Chelsea Chaos, nicht einmal die Anreise zu Spielen scheint gesichert zu sein. Thomas Tuchel nimmt es mit Humor.

15.03.2022

Vor dem Champions-League-Spiel beim OSC Lille sind die Sorgen beim zum Verkauf stehenden FC Chelsea gross, die Zukunft völlig offen. Schon eine Auswärtsfahrt stellt den Club aktuell vor Probleme. Obendrein kommt noch ein Ticketverkaufsstopp.

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15.3.2022

Kein Bus, kein Billigflieger – die Reise zum Champions-League-Spiel nach Frankreich konnte das Team des FC Chelsea noch wie geplant antreten. Denn das Flugzeug hatten die Blues bereits gebucht, bevor die britische Regierung die harten Sanktionen gegen den Fussballclub und seinen russischen Inhaber Roman Abramowitsch verhängte.



Zukünftige Auswärtsfahrten wie zum Pokalspiel am Samstag nach Middlesbrough werden erheblich erschwert. Zudem ist fraglich, ob man auf die Unterstützung der Fans zählen darf. Nach dem Bann gegen Abramowitsch wurde der Ticketverkauf gestoppt. Der Verein bat den englischen Fussballverband FA daraufhin – Achtung, keine Ironie – die Partie aus Gründen der «sportlichen Integrität» hinter verschlossenen Türen stattfinden zu lassen. Nach Gesprächen mit der FA zog der Club diesen Antrag aber nur wenige Stunden später wieder zurück.

Doch vor dem Achtelfinal-Rückspiel beim OSC Lille am Mittwoch (um 21 Uhr live auf blue TV) hat Chelsea weitaus grössere Probleme. Nicht weniger als die Zukunft des Vereins ist in Gefahr. Nach dem 2:0-Hinspielerfolg zweifelt zwar kaum jemand daran, dass die Blues am Mittwochabend in den Viertelfinal der Königsklasse einziehen. Die Frage, die sich viele Fans stellen, lautet aber eher, ob Chelsea auch in den kommenden Jahren in der Champions League vertreten sein wird.

Wann fällt der erste Dominostein?

Der zum Verkauf stehende Club darf derzeit weder Spieler verpflichten noch verkaufen – und auch keine neuen Verträge aushandeln. Konten wurden eingefroren. Mitarbeiter fürchten um ihre Jobs. Rein sportlich droht im Sommer der Abgang mehrerer Leistungsträger, deren Verträge auslaufen (César Azpilicueta, Antonio Rüdiger, Andreas Christensen oder Saúl Ñíguez). Auch Profis mit länger laufenden Kontrakten liebäugeln nun mit dem Abschied.

Mason Mount und seine Teamkollegen bei Chelsea stehen vor einer ungewissen Zukunft.
Mason Mount und seine Teamkollegen bei Chelsea stehen vor einer ungewissen Zukunft.
Bild: Getty

Auf einmal ist auch fraglich, ob Coach Thomas Tuchel langfristig an der Stamford Bridge arbeiten wird. «Es gibt überhaupt keinen Zweifel, dass ich bis zum Saisonende bleibe», meinte der Trainer des aktuellen Tabellendritten noch kürzlich. Was als Verpflichtungserklärung gemeint war, klang aber auch ein wenig wie eine Abschiedsandrohung. «Wir müssen von Tag zu Tag abwarten, weil sich alles ändern kann», so der 48-Jährige. Festlegen mag sich bei Chelsea gerade niemand.

Trotz der misslichen Situation für Chelsea äusserte sich Tuchel bisher überwiegend optimistisch – und pragmatisch. Wenn seine Mannschaft nicht mit dem Flugzeug reisen könne, fahre man eben mit der Bahn oder dem Bus. «Ansonsten fahre ich einen Siebensitzer», hielt Tuchel fest. «Ganz ehrlich, das mache ich. Nehmen Sie mich beim Wort.»

Und auch die Spieler zeigen sich solidarisch. Der formstarke Kai Havertz hat angeboten, die Reisekosten selbst zu übernehmen: «Ich werde zahlen, das ist kein Problem. Ich denke, das ist keine grosse Sache für uns.»

Havertz: «Wollen Fans zum Lächeln bringen»

Havertz: «Wollen Fans zum Lächeln bringen»

Die aktuelle Situation rund um Roman Abramowitsch trifft Chelsea und seine Fans schwer. Kai Havertz hat jedoch eine Lösung, wie er die Stimmung im Umfeld des Vereins heben will: gut Fussball spielen.

15.03.2022

Zeitgleich laufen im Hintergrund die Verkaufsgespräche. Noch bis Freitag können Interessenten ein Angebot abgeben, vorausgesetzt, sie können die notwendigen finanziellen Ressourcen vorweisen. Wie es beim FC Chelsea weitergeht und ob der Club eine erfolgreiche Zukunft haben kann, hängt davon ab, wer am Ende den Zuschlag bekommt. Ob der Titelverteidiger am Mittwochabend die nächste Runde der Champions League erreicht, gerät dabei vorerst zur Nebensache.

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