WohnungsnotTausend Personen protestieren in Zürich gegen den «Sugus-Gugus»
olgr, sda
8.12.2024 - 14:35
Nach den publik gewordenen Leerkündigungen in den farbigen «Sugus-Häusern» in Zürich haben am Sonntag rund tausend Personen gegen «Profitgier» und «Spekulation mit Wohnraum» protestiert. Sie forderten eine Rücknahme der Kündigungen und den Schutz bezahlbarer Wohnungen.
Keystone-SDA, olgr, sda
08.12.2024, 14:35
08.12.2024, 15:25
SDA
An der Ecke Neugasse/Röntgenstrasse fanden sich am Nachmittag betroffene Bewohnerinnen und Bewohner sowie viele Unterstützerinnen und Unterstützer unter dem grossen Banner «Sugus bleibt Heimat» ein.
Daneben hingen an den Balkonen der bunten, seit ihrem Bau 2000 als Sugus-Häuser bekannten Wohnblöcke Transparente wie «Oises Dihei!», «Wir wollen bleiben» und «Kein Sugus ohne uns.» Auf dem Platz hielten Anwesende Plakate mit «Stopp den Abriss-Wahnsinn», «unfair», «hässig» und «Das ist unser Zuhause» in die Höhe.
Zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter aus dem Quartierverein und der Politik zeigten sich in kurzen Reden solidarisch mit den Bewohnenden und sicherten ihnen Unterstützung zu. Und die meisten Reden endeten wie jene von SP-Nationalrätin Jacqueline Badran mit den Worten: «Sugus bleibt.»
Kündigungen werfen hohe Wellen
Die Kundgebung war eine Folge auf angekündigte Leerkündigungen in drei der Sugus-Häuser: Deren Besitzerin liess den Bewohnerinnen und Bewohnern aller 105 Wohnungen anfangs Dezember mitteilen, dass sie bis Ende März ausziehen müssten. Die drei Liegenschaften müssten von Grund auf saniert werden.
Die Auflösung der Mietverhältnisse war bereits am vergangenen Mittwochabend im Stadtzürcher Parlament ein grosses Thema: Von «reiner Profitmaximierung», «Entgleisung», «grausamem Weihnachtsgeschenk» und «Frechheit» war in verschiedenen Erklärungen die Rede.
Die Sugus-Bewohnenden lancierten eine Petition, in der sie die Rücknahme der «kaltblütigen Massenkündigung» und die Unterstützung durch die Politik forderten. Bis Sonntagmittag sollen bereits 22'000 Personen diesen Aufruf unterzeichnet haben.
Ein Symbol der Wohnungsnot
Sogenannte «Entmietungen» sind an sich nichts Ungewöhnliches: Über 250 Mehrfamilienhäuser und über 2000 Personen sind in der Stadt Zürich jährlich davon betroffen, wie es in einer Studie der Zürcher Kantonalbank von Ende November hiess.
Dass nun gerade die Sugus-Kündigungen derart hohe Wellen schlagen, ist nicht nur auf die kurze Ankündigungszeit und den Zeitpunkt kurz vor Weihnachten zurückzuführen. Die bunten Häuser, die direkt an der Bahnlinie zwischen Hardbrücke und Hauptbahnhof Zürich stehen, sind zu einem Symbol der Wohnungsnot geworden.
Denn der an Weihnachten 2021 verstorbene Immobilienunternehmer Leopold Bachmann hatte sie erstellt, um auch günstige Wohnungen für Familien zu erstellen. Nach der Totalsanierung, die die Besitzerin und deren Verwaltung mit einer nicht mehr zumutbaren Wohnsituation begründen, dürfen die Mieten deutlich steigen.
Nicht alle Sugus-Häuser werden saniert
Von «Profitgier» und «Spekulation mit Wohnraum» sprechen deshalb die betroffenen Mieter und Parteien wie SP und Grüne. Zumal bei den sechs weiteren baugleichen Sugus-Häusern, die zwei andere Bachmann-Kinder geerbt hatten, offenbar keine Sanierungen anstehen.
Die Kundgebung bei den Sugus-Häusern war bewilligt, obwohl die Stadt an Ruhetagen keine politischen Veranstaltungen zulässt. Bei aktuellen Ereignissen sind Ausnahmen möglich. Die «hochaktuelle Diskussion rund um die Häuser fällt in diese Kategorie», teilte die Sicherheitsdirektion von Karin Rykart (Grüne) auf Anfrage mit.
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