Zürich Gastfamilien beherbergen Ukraine-Flüchtlinge länger als geplant

kl, sda

12.7.2022 - 13:02

Kanton, Gemeinden, Kirchen und Religionsgemeinschaften ergänzen sich bei der Hilfe für Flüchtlinge aus der Ukraine. (Symbolbild)
Kanton, Gemeinden, Kirchen und Religionsgemeinschaften ergänzen sich bei der Hilfe für Flüchtlinge aus der Ukraine. (Symbolbild)
Keystone

Der Zustrom der Ukraine-Flüchtlinge nimmt ab und einige kehren bereits wieder in ihre Heimat zurück. Viele dürften aber für längere Zeit in der Schweiz bleiben. Noch sind die meisten privat untergebracht, Kanton und Gemeinden suchen aber nach längerfristigen Lösungen.

Momentan befinden sich rund 10'400 Personen aus der Ukraine mit Schutzstatus S im Kanton Zürich, wie Sicherheitsdirektor Mario Fehr (parteilos) am Dienstag vor den Medien sagte. Dieser Status läuft im März 2023 aus. Der Bund müsse sich rechtzeitig Gedanken machen, wie es danach weitergehe, sagte Fehr.

Bis zu 80 Prozent der Menschen sind bislang privat untergebracht, sagte Jörg Kündig, Präsident des Verbands der Gemeindepräsidien. In der Stadt Zürich sind von den aktuell rund 2000 Personen mit Schutzstatus S sogar 90 Prozent, wie Stadtrat Raphael Golta (SP) sagte.

Planungen für die längerfristige Unterbringung laufen, denkbar sind auch Containerdörfer. Details sollen im Herbst kommuniziert werden.

2000 Franken für die Rückkehr

Etwa ein Viertel der Geflüchteten absolviert Deutschkurse. Dies sei ein klares Indiz, dass sie sich Gedanken machen, zu bleiben, so Kündig. Andere überlegten, ob sie zurückkehren, etwa wenn im September die Schule in der Ukraine wieder beginnt, sagte Fehr.

Rückkehrer erhalten finanzielle Unterstützung. So werde die Rückreise bezahlt und pro Person gibt es 500 Franken, für eine Familie maximal 2000 Franken, sagte Fehr. Auch hier erwartet er aber mehr vom Bund. Dieser müsse die Rückkehrhilfe organisieren.

«Man spürt eine gewisse Unruhe»

Viele Gastfamilien beherbergen Flüchtlinge schon länger als geplant. «Man spürt eine gewisse Unruhe», sagte Kündig. Doch Wohnungen zu finden sei nicht einfach. Wenn es nicht anders gehe, brauche man Sammelunterkünfte.

Bei der Hilfe für die Kriegsflüchtlinge spannen nicht nur Kanton, Städte und Gemeinden zusammen, sondern auch die Kirchen und Religionsgemeinschaften. Sie können unterstützend und ergänzend wirken, wie Franziska Driessen-Reding vom Synodalrat der Katholischen Kirche sagte. So leisten sie etwa seelsorgerische Begleitung und spenden Trost.

Viele Kirchgemeinden haben auch Wohnraum gemeldet, etwa grosse Pfarrhäuser, wie Ivana Mehr von der Evangelisch-reformierten Landeskirche sagte. Auch viele Mitglieder der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich kümmern sich um Flüchtlinge, sagte Präsident Jacques Lande. So wurde etwa eine 24 Stunden besetzte Notfallnummer ins Leben gerufen.

Einen Zustrom von mehr Flüchtlingen könnte es laut Lande geben, wenn sich die Lage in Odessa verschlimmert. Denn dort gebe es eine grosse jüdische Gemeinde.

kl, sda