Spitäler Berner Insel-Spitalgruppe baut bis zu 120 Stellen ab

hn, sda

19.9.2024 - 11:13

Nun ist klar: Das Berner Inselspital muss bis zu 120 Stellen abbauen. (Archivbild)
Nun ist klar: Das Berner Inselspital muss bis zu 120 Stellen abbauen. (Archivbild)
Keystone

Die Berner Insel-Spitalgruppe baut bis zu 120 Stellen ab. Die Personalverbände kritisieren den geplanten Abbau, der unweigerlich auch Abstriche am Angebot zur Folge haben werde.

Dass die Spitalgruppe finanziell unter Druck steht, ist seit längerem bekannt. Im Sommer wurde auch klar, dass ein Stellenabbau wohl unausweichlich sein wird. Offen war, in welchem Umfang er ausfallen würde. Nun teilte die Gruppe am Donnerstag mit, dass sie bis Mitte 2025 fünf Prozent der Personalkosten einsparen will.

Die Spitalgruppe hat auch weitere Massnahmen zur wirtschaftlichen Gesundung an die Hand genommen, etwa eine Reduktion von Investitionen oder die Rückgewinnung von Marktanteilen.

Dies allein sowie der Abbau von Temporärstellen und die natürliche Personalfluktuation reiche aber nicht aus, um ans Ziel zu kommen, schreibt die Gruppe weiter. Sie rechnet daher mit maximal 120 strukturellen Kündigungen.

Die Spitalgruppe hat daher am Donnerstag den gesetzlichen Konsultationsprozess gestartet. Damit haben die Personalkommission und die betroffenen Kader die Möglichkeit, Vorschläge zu machen, wie allenfalls Kündigungen vermieden oder die wirtschaftlichen Auswirkungen für die Betroffenen minimiert werden könnten. Das Verfahren läuft bis Ende Oktober.

Verunsicherung und Unmut

Die Branchen- und Personalverbände haben den angekündigten Stellenabbau am Donnerstag umgehend kritisiert. Wegen der angespannten Personalsituation im Gesundheitswesen werde ein Stellenabbau unweigerlich zu einer Angebotsreduktion führen.

Die Arbeitsinhalte würden weiter verdichtet und das Personal so noch stärker belastet. Bestehende Aus- und Weiterbildungsangebote sollen vom Abbau verschont bleiben, um dem bestehenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Hinter dem Appell, auf einen Personalabbau zu verzichten, stehen die Berner Sektion des Schweizer Berufsverbandes für Pflegefachpersonal, der Verband des Personals öffentlicher Dienste (VPOD) Bern sowie die Berner Sektion des Verbandes der Schweizerischen Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte (VSAO).

Die angekündigten Sparmassnahmen lösten beim Personal viel Unsicherheit aus und stiessen auf Unverständnis, teilten sie weiter mit.

Finanziell unter Druck

Spitäler in der ganzen Schweiz stehen derzeit unter finanziellem Druck. Mangelnde tarifliche Abgeltungen, Fachkräftemangel, Teuerung, Investitionen in Grossprojekte: Die Gründe für die wirtschaftlichen Sorgen sind vielfältig.

Auch die Insel-Gruppe hat seit längerem zu kämpfen. Erst kürzlich gab sie bekannt, dass sie im ersten Halbjahr 2024 noch weiter in die roten Zahlen gerutscht sei. Der Halbjahresverlust hatte sich gegenüber dem Vorjahreswert von 34,4 Millionen Franken auf 68,7 Millionen Franken verdoppelt.

Eine Flucht unter den vom Kanton Bern aufgespannten Rettungsschirm zur Sicherung der Liquidität der Spitäler stehe für die Gruppe nicht im Vordergrund, sagte Anfang September Verwaltungsratspräsident Bernhard Pulver der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Nicht die Liquidität sei das Problem, sondern die Profitabilität, betonte Pulver. Es brauche nachhaltige Verbesserungen bei den Rahmenbedingungen. Etwa bei den Tarifen, damit man nicht von einer finanziellen Krise in die nächste schlittere.

Mit dem neuen Hauptgebäude des Berner Inselspitals, einem neuen Klinikinformationssystem und der Schliessung der Spitäler Bern-Tiefenau und Münsingen hat die Inselgruppe jüngst verschiedene Grossprojekte gestemmt – mit entsprechenden personellen und finanziellen Belastungen.

hn, sda