Dritte Welle Zürcher Abwasser zeigt deutlichen Anstieg der Covid-Fälle an

uri

6.4.2021

Das Wasserforschungsinstitut Eawag nutzt das Abwasser in der Kläranlage Werdhölzli in Zürich als Corona-Frühwarnsystem. (Archiv)
Das Wasserforschungsinstitut Eawag nutzt das Abwasser in der Kläranlage Werdhölzli in Zürich als Corona-Frühwarnsystem. (Archiv)
Bild: Keystone

Corona-Infektionen lassen sich auch im Abwasser nachweisen – und das zeigt laut Analysen von Zürcher Wissenschaftlern bereits einen deutlichen Anstieg der Fälle an.

uri

Experten des Wasserforschungsinstituts Eawag können in den Kläranlagen Werdhölzli in Zürich und Step de Vidy in Lausanne beinahe in Echtzeit die Dynamik bei den Covid-Fällen erfassen. Und gemäss den letzten Zahlen war wenigstens im Werdhölzli bereits ein deutlicher Trend nach oben festzustellen.

Hormone, Drogen, Schadstoffe: Im Abwasser lassen sich etliche Informationen auslesen, die Auskunft über den Zustand der Gesellschaft geben. Weil das Genmaterial des Virus Sars-CoV-2 durch menschlichen Kot in der Kläranlage landet, suchen Wissenschaftler auf der ganzen Welt hier nach Indizien zum Verlauf der Corona-Pandemie.



Bereits seit vergangenem Jahr sammeln auch die Eawag-Experten Abwasserproben und analysieren diese auf das Erbgut von Sars-CoV-2. So können sie «feststellen, ob und in welchem Ausmass Menschen im Einzugsgebiet einer Kläranlage mit dem Virus infiziert sind», wie sie auf ihrer Website schreiben.

Auch meinen die Wissenschaftler, dass sie womöglich rascher Trends der Pandemie-Entwicklung vorhersagen können. Schliesslich muss jede und jeder aufs WC, während herkömmliche Covid-Tests auf freiwilliger Basis beruhen. Zudem könne man das Virus möglicherweise über das Abwasser in den Gemeinden nachweisen, «bevor klinische Falldaten verfügbar sind», so die Hoffnung der Experten.

Wie die letzte grafische Aufarbeitung der Daten für das Werdhölzli anzeigt, liegt die Zahl der gefundenen Virus-Gensequenzen Ende März bereits deutlich über den von der Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich gemeldeten Fälle. Das wiederum könnte dafür sprechen, dass die Schweiz auf dem Weg in die dritte Welle schon weiter fortgeschritten ist, als aus den offiziell vermeldeten Fallzahlen des Bundesamts für Gesundheit zu ersehen ist.

Laut dem österreichischen Online-Portal oe24 sei ein grosser Vorteil des Eawag-Verfahrens, dass nur wenige Wasserproben eine gute Übersicht über eine grosse Zahl der Bevölkerung geben könne. «Wir haben ausgerechnet, dass rund 50 Abwasserproben über 100'000 Coronatests entsprechen», zitiert oe24 Andri Bryner, den Medienbeauftragten der Eawag. Man habe damit «ein gutes Monitoring der Situation».

Obwohl die Abwasseruntersuchung die Covid-Überwachung grosser Bevölkerungszahlen erlaube und auch als Frühwarnsystem genutzt werden könne, ist man sich bei der Eawag auch der Einschränkungen des Verfahrens bewusst. So könne aus Abwasserproben «keine Vorhersage für die weitere Entwicklung eines Ausbruchs» erstellt werden, heisst es in einer FAQ zum Thema. Auch könnten die Abwasserproben «nur Hinweise geben, aber nicht bestätigen, ob getroffene Sicherheitsmassnahmen erfolgreich sind».