Biologie See-Elefanten schlafen weniger als jedes andere Säugetier

ceel, sda

20.4.2023 - 20:00

See-Elefanten schlafen etwa zehn Stunden am Tag am Strand, aber nur zwei Stunden während der monatelangen Futtersuche auf See.
See-Elefanten schlafen etwa zehn Stunden am Tag am Strand, aber nur zwei Stunden während der monatelangen Futtersuche auf See.
Keystone

Kein Säugetier schläft so wenig wie See-Elefanten. Wie eine neue Studie mit Schweizer Beteiligung zeigt, schlafen die Meeressäuger während ihres monatelangen Aufenthalts auf See nur knapp zwei Stunden am Tag.

Damit unterbieten die nördlichen See-Elefanten (Mirounga angustirostris) sogar die afrikanischen Elefanten an Schlaf. Diese galten bisher als schlafärmste Säugetiere, wie die am Donnerstag im renommierten Fachmagazin «Science» veröffentlichte Studie zeigt. Aber nur während ihrer jährlich rund sieben Monate dauernden Nahrungssuche auf dem Meer. Während der Brutzeit schlafen die Tiere bis zu zehn Stunden am Tag am Strand.

Die Robben tauchten laut der Studie für ihre Nickerchen, die oft weniger als 20 Minuten dauerten, jeweils bis zu rund 380 Meter tief. Also in Tiefen, die unterhalb derer liegen, in denen sich ihre üblichen Raubtiere aufhalten.

Neoprenhaube für Robben

Um dies herauszufinden, haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den USA, Russland und der Schweiz ein Fernüberwachungssystem entwickelt, mit dem die Gehirnaktivität (als Elektroenzephalogramm oder EEG) bei wild lebenden See-Elefanten während ihres normalen Tauchverhaltens im Meer aufgezeichnet werden kann. Mit einer Neopren-Kopfhaube zur Befestigung der EEG-Sensoren und einem kleinen Datenlogger zur Aufzeichnung der Signale kann das System wiederhergestellt werden, wenn die Tiere an den Strand zurückkehren.

Die Aufzeichnungen zeigen, wie die Robben in das Tiefschlafstadium, den so genannten Slow-Wave-Schlaf, eintreten, während sie kontrolliert nach unten gleiten, und dann in den REM-Schlaf (Rapid-Eye-Movement) übergehen, in dem sie sich aufgrund einer Schlaflähmung auf den Kopf stellen und in einer «Schlafspirale» nach unten treiben. In flachen Gewässern gelangten die Robben so weit nach unten, dass sie regungslos am Meeresboden schliefen.

Die Ergebnisse könnten für den Naturschutz hilfreich sein, wie die Autorinnen und Autoren in der Studie schrieben. Denn so könnten die bevorzugten Schlaforte der See-Elefanten besser geschützt werden.

ceel, sda