Klimawandel Schweizer Professor warnt: «Wir steuern auf eine Katastrophe zu»

tsha

14.10.2019

In Kenia führt der Klimawandel zu immer längeren Dürreperioden. (Archivbild)
In Kenia führt der Klimawandel zu immer längeren Dürreperioden. (Archivbild)
Bild: dpa/Stephen Morris

Ein Schweizer Professor ruft zum Konsumstreik auf, um den Klimawandel zu stoppen. Doch es gibt Kritik an dem Konzept.

Dass der menschengemachte Klimawandel eine Tatsache ist, bestreitet wenigstens in der Wissenschaft fast niemand mehr. Nicht erst die «Fridays for Future»-Demos und die Aktionen von Greta Thunberg rufen in Erinnerung, was der Menschheit droht, wenn sie weitermacht wie bisher. Henrik Nordborg, Physik-Professor an der Hochschule für Technik Rapperswil, warnt nun im Interview mit «20 Minuten»: «Wir steuern auf eine Katastrophe zu.»

Für Nordborg besteht die einzige Möglichkeit, den Klimawandel noch aufzuhalten, im Verzicht. «Global gesehen sind der CO2-Ausstoss und die Wirtschaftsleistung gekoppelt», sagt er. Deswegen müsse jeder Bürger so wenig konsumieren wie möglich. «Wir brauchen einen Konsumstreik», fordert Nordborg. Wenn die Menschen nicht mehr flögen, keine neuen Autos kauften oder auf Fleisch verzichteten, hätte dies «die direkteste Wirkung aufs Klima».

Ein Konsumstreik sei nicht nur völlig legal, sondern auch effektiv. Würden Menschen nicht mehr fliegen, bekämen Fluggesellschaften schnell Probleme, sobald die Auslastung sinke, sagt Nordborg.

Kleine Schweiz, hungrige Welt

Kritik an dem Konzept kommt von Samuel Rutz vom Think-Tank Avenir Suisse. So sei es unwahrscheinlich, dass sich genug Menschen an einem Konsumstreik beteiligen würden, so Rutz gegenüber «20 Minuten». Stattdessen sieht er die Gefahr, dass die Politik Verbote aussprechen müsste, um den Konsum zu drosseln. Verzicht würde ausserdem auf lange Sicht zu einem Rückgang des Wohlstands führen und damit zu Arbeitslosigkeit und sozialen Konflikten.

Ausserdem sei die Schweiz zu klein, um global etwas zu bewirken. Vor allem in China und Indien, den bevölkerungsreichsten Ländern der Welt, sei der Konsumhunger gross, sagt Rutz. Jeder Liter Erdöl, der gefördert werde, werde auch verbraucht – wenn nicht in der Schweiz, dann anderswo.

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