Studie Steigender Meeresspiegel – auch Hamburg und London droht die Flut

tafi/AFP

30.10.2019

Bilder wie diese sind in Zukunft öfter und in mehr Regionen zu erwarten: Der steigende Meeresspiegel gefährdet mehr Menschen, als bislang angenommen.
Bilder wie diese sind in Zukunft öfter und in mehr Regionen zu erwarten: Der steigende Meeresspiegel gefährdet mehr Menschen, als bislang angenommen.
Alfonso Duran/AP

Hamburg? Land unter! Die niederländische Küste? Überflutet! Bangkok und Mumbai? Unter Wasser! – Eine neue Studie korrigiert Ungenauigkeiten und zeigt, wie dramatisch der Klimawandel wird. 

Eine jetzt im Fachblatt «Nature Communications» veröffentlichte Studie macht dramatische Vorhersagen zum ansteigenden Meeresspiegel infolge des Klimawandels. Demnach sind weitaus mehr Menschen in Zukunft von regelmässigen Hochwassern bedroht, als bisher angenommen. 

Ohne zusätzliche Schutzmassnahmen seien bis zum Jahr 2050 Küstengebiete, in denen heute 300 Millionen Menschen leben, mindestens ein Mal jährlich von Überschwemmungen betroffen, legte die US-Nichtregierungsorganisation Climate Central auf Grundlage eines neu entwickelten Rechenmodells dar. 

Asien trifft es besonders hart

Der Grossteil der Betroffenen lebt demnach in China, Bangladesch, Indien, Vietnam, Indonesien und Thailand. Mit insgesamt 237 Millionen Menschen ist die Zahl der Betroffenen in diesen Regionen laut den Berechnungen von Global Central mehr als vier Mal so hoch wie in bisherigen wissenschaftlichen Prognosen.

Schlimmer als gedacht: Der durch den Klimawandel verursachte steigende Meeresspiegel bedroht laut einer Studie mehr Menschen und Regionen, als bisher angenommen.
Schlimmer als gedacht: Der durch den Klimawandel verursachte steigende Meeresspiegel bedroht laut einer Studie mehr Menschen und Regionen, als bisher angenommen.
Climate Central

Gefährdet sind aber auch Städte und Küstenabschnitte in Europa, darunter Hamburg, Bremen, London, Amsterdam oder Venedig. Auch New York City, Tokio, das irakische Basra oder das ägyptische Alexandria bekämen die Auswirkungen des Klimawandels drastisch zu spüren. Welche Regionen betroffen sind, zeigt Climate Central in einer interaktiven Weltkarte.

Die neuen Prognosen zu den Folgen des Meeresspiegelanstiegs beruhen auf einem neu entwickelten digitalen Rechenmodell namens CoastalIDEM. Es misst verlässlicher und genauer, in welcher Höhe über dem Meeresspiegel bewohnte Gebiete liegen.

Das bisher international gebräuchliche Rechenmodell der US-Raumfahrtbehörde Nasa namens SRTM könne sich hingegen um mehr als vier Meter vertun und so ein falsches Bild von Hochwasser gefährdeten Gebieten zeichnen, betonen die Forscher von Climate Central.  Die Nichtregierungsorganisation wolle daher eine Gratis-Version von CoastalIDEM zur Verfügung stellen, die zu wissenschaftlichen Zwecken und für humanitäre Massnahmen verwendet werden darf.

«Ganze Regionen werden umgekrempelt»

Die neuen Berechnungen zeigten «das Potenzial des Klimawandels, Städte, Ökonomien, Küstengebiete und ganze Regionen auf der Welt noch zu unseren Lebzeiten umzukrempeln», erklärte der führende Studienautor Scott Kulp. Die Zahl der Küstenbewohner, deren bisheriger Lebensraum bis 2050 wegen des klimabedingten Anstiegs des Meeresspiegels dauerhaft unter Wasser gesetzt wird, beziffert Climate Central mit rund 150 Millionen, davon 30 Millionen in China.

Bis zum Jahr 2100 könnten der Prognose allein in den sechs asiatischen Ländern Gebiete dauerhaft unter Wasser stehen, die derzeit von 250 Millionen Menschen bewohnt werden. Dies seien fünf Mal mehr als in bisherigen Prognosen.

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