Heute vor 80 JahrenGleiwitzer «Bandenüberfall» – SS-Kommando als «polnische Meute»
Von Philipp Dahm
31.8.2019
Der «ponische Überfall» auf den deutschen Sender in Gleiwitz 1939
Das Schulschiff SMS Schleswig-Holstein läutet mit dem Beschuss von Danzig am 1. September 1939 den Zweiten Weltkrieg ein. Die Kampfhandlungen werden als Reaktion...
Bild: Gemeinfrei
... auf einen angeblichen Überfall polnischer Freischärler auf den Sender in Gleiweitz in Oberschliesien verkauft, der hier auf einem Foto von 1945 zu sehen ist.
Bild: Gemeinfrei
Tatsächlich war der Angriff geplant und von einem SS-Kommando unter der Führung von Alfred Naujocks durchgeführt worden, um Berlin eine Legitimation für den Angriff auf Polen zu liefern.
Bild: Gemeinfrei
Naujocks war im September 1939 erst 27 Jahre alt. Der Kieler sass ab 1946 bei den Nürnberger Prozessen auf der Anklagebank, nach Dänermark ausgeliefert und dort verurteilt, aber schon 1950 wieder freigelassen. Naujocks starb 1966 in Hamburg.
Bild: Gemeinfrei
Schlesien als Pulberfass: Nachdem Deutschland nach dem Abstimmungen von 1921 im Jahr 1922 wichtige Industriegebiete an Polen abtreten muss, herrscht revanchistische Stimmung im Kohlerevier.
Bild: WikiCommons/Matthiaskuech
Die schlesischen Verwaltungsbezirke vor dem Versailler Frieden: Auch in Rybnik und im Bezirk Oppeln führte die SS am 31. August 1939 Aktionen wie in Gleiwitz durch.
Bild: WikiCommons/Furfur
Die «Nordwest Zeitung» vom 1. September 1939: «Polen zwingt uns den Krieg auf» und «Des Führers ergreifende Worte».
Bild: Gemeinfrei
Polen werden am 1. September 1939 in Beuthen verhaftet.
Bild: Keystone
Polen werden am 7. September 1939 abgeführt, weil einer von ihnen ein Scharfschütze sein soll.
Bild: Keystone
Bromberg (heute Bydgoszcz) am 8. September 1939: Im Tal des Todes hausten die Deutschen besonders übel.
Bild: Keystone
Adolf Hitler im Gespräch mit Deutschen aus Polen: Begeisterung sieht anders aus. Vielleicht liegt es an der Grausamkeit von Wehrmacht uns SS, die...
Bild: Keystone
... hier beispielsweise Lehrer zur Exekution schicken. Das Bild wurde in Bromberg am 1. November 1939 aufgenommen.
Bild: Gemeinfrei
Ein junger Uniformierter tröstet im September 1939 einen Buben, dessen Mutter bei den Bombenangriffen auf Warschau ums leben gekommen ist.
Bild: Keystone
Der «ponische Überfall» auf den deutschen Sender in Gleiwitz 1939
Das Schulschiff SMS Schleswig-Holstein läutet mit dem Beschuss von Danzig am 1. September 1939 den Zweiten Weltkrieg ein. Die Kampfhandlungen werden als Reaktion...
Bild: Gemeinfrei
... auf einen angeblichen Überfall polnischer Freischärler auf den Sender in Gleiweitz in Oberschliesien verkauft, der hier auf einem Foto von 1945 zu sehen ist.
Bild: Gemeinfrei
Tatsächlich war der Angriff geplant und von einem SS-Kommando unter der Führung von Alfred Naujocks durchgeführt worden, um Berlin eine Legitimation für den Angriff auf Polen zu liefern.
Bild: Gemeinfrei
Naujocks war im September 1939 erst 27 Jahre alt. Der Kieler sass ab 1946 bei den Nürnberger Prozessen auf der Anklagebank, nach Dänermark ausgeliefert und dort verurteilt, aber schon 1950 wieder freigelassen. Naujocks starb 1966 in Hamburg.
Bild: Gemeinfrei
Schlesien als Pulberfass: Nachdem Deutschland nach dem Abstimmungen von 1921 im Jahr 1922 wichtige Industriegebiete an Polen abtreten muss, herrscht revanchistische Stimmung im Kohlerevier.
Bild: WikiCommons/Matthiaskuech
Die schlesischen Verwaltungsbezirke vor dem Versailler Frieden: Auch in Rybnik und im Bezirk Oppeln führte die SS am 31. August 1939 Aktionen wie in Gleiwitz durch.
Bild: WikiCommons/Furfur
Die «Nordwest Zeitung» vom 1. September 1939: «Polen zwingt uns den Krieg auf» und «Des Führers ergreifende Worte».
Bild: Gemeinfrei
Polen werden am 1. September 1939 in Beuthen verhaftet.
Bild: Keystone
Polen werden am 7. September 1939 abgeführt, weil einer von ihnen ein Scharfschütze sein soll.
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Bromberg (heute Bydgoszcz) am 8. September 1939: Im Tal des Todes hausten die Deutschen besonders übel.
Bild: Keystone
Adolf Hitler im Gespräch mit Deutschen aus Polen: Begeisterung sieht anders aus. Vielleicht liegt es an der Grausamkeit von Wehrmacht uns SS, die...
Bild: Keystone
... hier beispielsweise Lehrer zur Exekution schicken. Das Bild wurde in Bromberg am 1. November 1939 aufgenommen.
Bild: Gemeinfrei
Ein junger Uniformierter tröstet im September 1939 einen Buben, dessen Mutter bei den Bombenangriffen auf Warschau ums leben gekommen ist.
Bild: Keystone
Ein fingierter Überfall polnischer Freischärler auf einen Sender in Gleiwitz in Oberschlesien liefert Adolf Hitler vor 80 Jahren den Vorwand, um seinen lange geplanten Überfall auf Polen zu beginnen.
31. August 1939, Hotel «Haus Oberschlesien» in Gleiwitz, das heute Gliwice heisst. Gegen 16 Uhr klingelt im Zimmer von Alfred Naujocks das Telefon. Die Stimme am anderen Ende der Leitung sagt bloss: «Grossmuter gestorben.» Der 27-Jährige legt auf, er weiss: Der Einsatz geht los.
Naujocks ist Offizier des Sicherheitsdienstes (SD) und damit eine Art Geheimagent der NSDAP. Der 27-Jährige trommelt seine Einsatzgruppe zusammen: fünf oder sechs Männer der SS. Sie fahren zum Sender Gleiwitz – einem Funkturm, der das Signal des Reichsenders Breslau ausstrahlt.
Zwei Polizisten bewachen den Eingang. Sie wissen Bescheid, lassen die Gruppe gewähren. Vom Pförtner ist keine Spur zu sehen. Im Sender stösst die Truppe auf vier Personen, die überwältigt und eingesperrt werden.
Der Fernmeldetechniker im SS-Kommando unterbricht nicht ohne Mühe das Programm aus Breslau, und die Männer senden eine Botschaft, der die Polen zum Aufstand aufruft. Die kurze Nachricht wird wiederholt und insgesamt etwa vier Minuten lang ausgestrahlt – nicht nur auf Polnisch, sondern notabene auch auf Deutsch.
Die Nazis deponieren in dieser Szene schliesslich noch den Körper eines 41-jährigen Vertreters aus der Gegend, den die Gestapo als polenfreundlich ausgemacht und am Vortag verschleppt hat. Dann rauscht die Truppe von SS-Sturmbannführer Naujocks ab.
«Unerhörter Bandenüberfall»
Schlesien ist in diesen Tagen ein schmachvoller, schmerzhafter Dorn in Deutschlands Fleisch: 1922 gehen hier nach Abstimmungen wichtige Industriegebiete verloren, die der Zweiten polnischen Republik zufallen. Noch 1921, drei Jahre nach dem Waffenstillstand von 1918, schiessen Polen und Deutsche in Schlesien aufeinander.
Nach dem Verlust schlägt die Stunde der Revanchisten und spätestens nachdem Hitler 1938 die Sudetendeutschen «heim ins Reich» geholt hat, ist das Kohlerevier an der Grenze an jenem 31. August ein nationalistisches Pulverfass. Kein Wunder also, dass die deutsche Presse wegen der scheinbaren Polen-Attacke schäumt.
Noch am Abend berichtet der Reichsrundfunk über den vermeintlichen Angriff auf den Sender in Gleiwitz, bei dem die Polizei einen der Täter erschossen habe – deshalb nahm das Team die Leiche des 41-Jährigen mit. Zeitungen wie das NSDAP-Blatt «Völkischer Beobachter» wüten wegen des «unerhörten Bandenüberfalls» einer «polnischen Meute» und sehen bereits die «Kriegsfackel» brennen.
Pulverfass Oberschlesien
Die Kommandoaktion in Gleiwitz war nicht die einzige der «Operation Tannenberg». Im Grenzort Pitschen (heute Byczyna) fingieren SS-Leute den Überfall eines Forsthauses, bei Rybnik täuschen sie den Angriff auf einen Grenzposten vor.
Filmaufnahmen von British Pathé von 1939.
Die Aktionen sollen Adolf Hitler eine Legitimation verleihen für das, was eigentlich von langer Hand geplant ist: der Überfall auf Polen, den der Diktator in seiner berüchtigten Rede am 1. September vor dem deutschen Reichstag verkündet.
«Diese Vorgänge [polnischer Überfälle] haben sich nun heute Nacht abermals wiederholt», schnaubt Hitler, seine Worte werden auch im Radio übertragen. «Nachdem schon neulich in einer einzigen Nacht 21 Grenzzwischenfälle waren, sind es heute Nacht 14 gewesen, darunter drei ganz schwere.»
Zurückschiessen? Nicht erst seit 5.45 Uhr
Es ist seine Politik, die Deutschland direkt und ganz bewusst in den Abgrund des Zweiten Weltkrieges steuert. Doch der Österreicher sagt: «Polen hat heute Nacht zum ersten Mal auf unserem eigenen Territorium auch mit bereits regulären Soldaten geschossen. Seit 5.45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen. Und von jetzt ab wird Bombe mit Bombe vergolten.»
So berichtete das US-TV 1939 über den Polen-Feldzug.
Das Wort «Krieg» vermeidet Hitler – und tatsächlich schiesst die Wehrmacht schon seit 4.45 Uhr zurück. Der «Volksdeutsche Selbstschutz» ist auf den Konflikt eingestellt: Im «Sonderfahndungsbuch Polen» stehen bereits 61'000 Namen von Intelletuellen, Lehrern und polnischen Nationalisten, von denen die meisten in den folgenden Tagen ermordet werden.
Deutschlands dunkelste Stunden sind eingeläutet. Den Führer kümmert das nicht. Zehn Tage zuvor hat er vor Offizieren gesagt: «Die Glaubwürdigkeit ist gleichgültig, im Sieg liegt das Recht.»
Die USS Hornet im Februar 1942 in Norfolk, Virginia: Der Flugzeugträger mit der Kennung CV-8 läuft im Dezember 1940 vom Stabel und wird im Oktober 1941 in Dienst gestellt. Zum Erstaunen ...
Bild: US Navy/Gemeinfrei
... der Mannschaft hat das Schiff vierb Monate später auch zwei B-25-Bomber an Bord. Die Matrosen wissen nichts vom geplanten «Doolittle Raid», mit dem die USA im April 1942 Japan überraschen. Es bleiben nicht die einzigen B-25 an Deck der Hornet.
Bild: US Navy/Gemeinfrei
Insgesamt 16 umgebaute Bomber werden beim Einsatz gegen Tokio eingesetzt, um die Stadt zu bombardieren. Die Operation ist eher für die psychologische Kriegsführung als für die Taktik wichtig.
Bild: US Navy/Gemeinfrei
Nachdem die Hornet sich an der Schlacht von Midway im Mai beteiligt, ist sie von August bis Oktober Teil der Flotte, die bei den Salomonen eingesetzt wird. Die Inseln liegen zwischen Papua-Neuguina und Fidschi. Dort kommt es zur Konfrontation: Hier nimmt ein Sturzkampfbomber am 26. Oktober 1942 die USS Enterprise im Visier.
Bild: US Navy/Gemeinfrei
Japan wird die Schlacht als taktischen Sieg verbuchen können: Die Navy verliert neben der Hornet einen Zerstörer. Die USS Enterprise und zwei Zerstörer werden schwer beschädigt. Hier sieht man im Hintergrund eine Nakajami B5N, die gerade einen Torpedo abgeworden hat, und über dem Träger einen Sturzkampfbomber ....
Bild: US Navy/Gemeinfrei
... vom Typ Aicha D3A, der abgeschossen wird. Links pflügt das Schlachtschiff USS South Dakota durchs Meer. Die Flugzeuge des Kaisers setzen dem Träger aus den USA zu: ...
Bild: US Navy/Gemeinfrei
... Hier schlägte eine Aichi D3A – Codename «Val» – auf dem Deck der Hornet ein. Die Zeit vor Ort: 9.14 Uhr. Im Hintergrund nähern bereits die nächsten beiden Torpedobomber vom Typ Nakajima B5N – Codename «Kate» – mit ihrer tödlichen Fracht an.
Bild: US Navy/Gemeinfrei
Die US-Flugzeugträger haben zwar Jäger vom Typ F4F-4 «Wildcat» an Bord, doch sie können nicht verhindern, dass die Japaner die Hornet kampfunfähig schiessen. Diese «Wildcat» an Bord der USS Enterprise konnte gerade noch landen.
Bild: US Navy/Gemeinfrei
Die USS Hornet ist derart schwer getroffen, dass die Besatzung sie um 17 Uhr aufgibt. Anschliessend wird sie von anderen Navy-Booten zerschossen, damit sie nicht dem Feind in die Hände fällt.
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