Neue StudieCorona-Pandemie verschlimmert psychische Erkrankungen
stsc, sda
24.12.2020 - 08:44
Bei vielen Personen mit psychischen Erkrankungen verstärkt die Corona-Pandemie die Symptome. Vor allem Gefühl des Kontrollverlusts belastet die Patienten – aber auch der Mangel an sozialen Kontakten hinterlässt Spuren.
Bei vielen Personen, die unter einer psychischen Krankheit leiden, verschlimmert die Corona-Pandemie die Symptome. Das geht aus einer internationalen Studie mit Beteiligung der Uni Zürich hervor. Diese wirft ein Licht auf die Symptomentwicklung bei psychisch Erkrankten während der ersten Corona-Welle.
Demnach berichteten zwei Drittel der Frauen und die Hälfte der Männer über schlimmer werdende Symptome. Das schreibt das internationale Team um Ali Jawaid im Fachmagazin «Frontiers in Psychiatry». Die Forscher führten im Frühjahr eine Onlineumfrage bei 2734 Patienten mit bestehenden psychischen Erkrankungen aus zwölf Ländern durch.
Besonders das Gefühl des Kontrollverlusts während der Pandemie belastete die Patienten. Ebenfalls quälten sie der Mangel an sozialen Interaktionen sowie die Unzufriedenheit gegenüber den Corona-Massnahmen der Regierungen.
Hälfte der Schweizer betroffen
In der Schweiz berichteten die Hälfte der Studienteilnehmer von schlimmer werdenden Symptomen. In Kanada waren es mit achtzig Prozent am meisten der Befragten, gefolgt von Pakistan (72 Prozent) und den USA (68 Prozent). In der Türkei lag der Anteil mit 29 Prozent in den untersuchten Ländern am niedrigsten.
Die Forschenden identifizierten auch Verhaltensweisen, die sich positiv auf das Krankheitsbild auswirkten. Dazu zählten Gespräche über die eigenen Sorgen mit nahestehenden Personen, eine realistische Sicht auf die Corona-Situation sowie ein gemässigter Konsum der sozialen Medien.
Neue Therapien notwendig
Das Team analysierte ebenfalls die Berichte von 318 Patienten aus einer Praxis in den USA. Demnach entwickelten etwa 44 Prozent von ihnen neue Symptome, meist Schlafstörungen. Die Hälfte der Patienten benötigten nach Einschätzung des behandelnden Arztes neue oder angepasste Therapien.
Berichte aus der Schweiz zeigen, wie sehr sich die psychische Belastung bei der Bevölkerung während der zweiten Welle zuspitzte: Eine Umfrage der Universität Basel ergab, dass der Anteil Personen mit schweren depressiven Symptomen seit Frühjahr von 9 auf 18 Prozent im November angestiegen ist. Im Laufe des Herbstes verzeichneten auch die Schweizer Jugend- und Kinderpsychiatrien einen Zustrom an stationären und ambulanten Patienten.