Schön toxisch Gefahr für Menschen und Tiere: Giftpflanzen breiten sich stark aus

dpa/uri

7.8.2018

Sie blühen hübsch, werden aber immer mehr zur Gefahr für Mensch und Tier: Riesenbärenklau und vor allem Kreuzkräuter sorgen immer wieder für Probleme. Vom trockenen Klima profitieren diese Pflanzen besonders stark.

Die giftige Pflanze Jakobskreuzkraut breitet sich in der Schweiz seit 1990 zunehmend aus. Experten machen dafür vor allem Klimaveränderungen und Witterungsextreme verantwortlich. Die gelb blühende Art, die vor allem für Rinder und Pferde gefährlich werden kann, gilt nämlich als sehr «stresstolerant». Und wenn es - wie in diesem Jahr - extreme Trockenheiten gibt, fallen bewachsene Flächen plötzlich brach und das Kreuzkraut kann sich hier ansiedeln. Jakobskreuzkraut (Senecio jacobaea) ist dabei zwar keine invasive Art, taucht in den vergangenen Jahren aber verstärkt an Strassenrändern und auf extensiv bewirtschafteten Flächen auf.

Auch andere Giftpflanzen wie etwa der Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum) können zum grossen Problem werden - wenn sie in der Nähe von Kindergärten oder Sportplätzen, an Ufern oder Velowegen auftauchen. Wenn die Sonne stark scheint, kann die Pflanze bei Hautkontakt durch ihren Abwehrstoff starke Rötungen bis hin zu Verbrennungen und schwere allergische Reaktionen verursachen. Vor allem Kinder und Menschen mit empfindlicher Haut können durch den Riesenbärenklau massiv geschädigt werden.

Kreuzkräuter hingegen produzieren sogenannte Pyrrolizidinalkaloide (PA), die in hoher Dosis tödlich sind. Oft verläuft der Vergiftungsprozess bei Rindern und Pferden schleichend, denn die PAs schädigen nach und nach die Leber. Vor allem in getrocknetem Futter wie Heu oder Silage können die Pflanzen dabei gefährlich werden. Denn hier werden die Bitterstoffe abgebaut, die normalerweise verhindern, dass Tiere die Pflanzen fressen.

Auch im Honig tauchen die Giftstoffe bereits auf

Neben Bauern und Pferdehaltern betrachten inzwischen auch Imker Kreuzkräuter als ernsthaftes Problem, denn die Giftstoffe tauchen bereits in geringen Mengen im Honig auf. Im deutschen Bundesland Schleswig-Holstein beispielsweise wurden in den vergangenen Jahren in Sommerhonigen deutlich mehr der Giftstoffe nachgewiesen. Und auch in Kräutertees oder Wildkräutern finden sich die Toxine. Anwohner in Schwentinental in Schleswig-Holstein forderten kürzlich wegen des Massenvorkommens von Jakobskreuzkraut die Landespolitik zum Handeln auf. «Mindestens 50 Hektar Rinderweide sehen aus wie Rapsfelder», teilte der Arbeitskreis Kreuzkraut dort mit.

Das Jakobskreuzkraut blüht hübsch, kann jedoch tödlich sein. (Archiv)
Das Jakobskreuzkraut blüht hübsch, kann jedoch tödlich sein. (Archiv)
Keystone

Das Jakobskreuzkraut kann sich vor allem auf ungepflegten und schlecht gedüngten Weiden und Pferdekoppeln verbreiten. Agroscope, das Kompetenzzentrum für landwirtschaftliche Forschung, empfiehlt eine Zurückdrängung der Art durch gezieltes Mähen. «Mit mindestens zwei Schnitten pro Jahr» sei es möglich, die Versamung wirksam zu verhindern. Für eine längerfristige Kontrolle müsse man «ein solches Schnittregime über mehrere Jahre aufrechterhalten».

Als noch wesentlich grösseres Problem gilt Agroscope das mit dem Jakobskreuzkraut verwandte und ebenfalls giftige Wasserkreuzkraut (Senecio aquaticus), da es sich selbst durch häufiges Mähen so gut wie nicht verdrängen lässt. Die Art breitete sich zuletzt massiv in feuchten und mittelintensiv genutzten Wiesen aus. Vor allem geneigte Parzellen am Alpennordhang gelten als Risikoflächen. Im Falle dieses Kreuzkrauts empfehlen Fachleute eine «Nulltoleranz-Strategie» die unter anderem das manuelle Ausreissen von Einzelpflanzen und den Einsatz von Herbiziden vorsieht, solange es sich nicht um Naturschutzflächen handelt.

Bilder des Tages
Zurück zur Startseite