«Der Gegner konnte dich umbringen» Fussball im KZ: Perfides Spiel der Nazis

tsch

17.7.2018

Das KZ Auschwitz-Birkenau: Hier wurde zwischen den Gaskammern Fussball gespielt.
Das KZ Auschwitz-Birkenau: Hier wurde zwischen den Gaskammern Fussball gespielt.
Keystone

Während um sie herum gemordet wurde, durften manche KZ-Häftlinge in den Todeslagern Fussball spielen. Auf den Platz liessen die Nazis aber nur ausgewählte Gefangene.

Die Konzentrationslager waren die Todesmaschinen der Nazis. Millionen Menschen wurden in den KZs erschossen, vergast oder durch medizinische Experimente getötet. Doch in den Lagern wurde auch Fussball gespielt. Denn ab 1942 änderte sich das Lagersystem: Das SS-Wirtschaftsverwaltungshauptamt übernahm die Leitung der KZ und verfügte, das Häftlinge mit besonderen Fähigkeiten Vergünstigungen erhielten. «Dazu konnte auch ein Fussballspiel am Sonntag zählen», erzählt die Berliner Historikerin Veronika Springmann gegenüber der Zeitung «Die Welt».

Der Sport, so schreiben die «Welt»-Journalisten Joachim Heinz und Jutta Simone Thiel, habe vor allem zwei Zwecken gedient: Er sollte Spannungen zwischen den Häftlingen abbauen und nach aussen hin «das Bild eines beschaulichen Lagerlebens» erzeugen.

«Der Gegner konnte dich auch umbringen»

Vor allem Funktionshäftlinge durften zu den Spielen antreten. Im Lager Auschwitz-Birkenau, in dem 1,1 Millionen Menschen ermordet wurden, fanden die Spiele zwischen den Kreamtorien statt; in anderen Lagern wurde zwischen den Häftlingsunterkünften gekickt.

Odd Nansen, der das KZ Sachsenhausen in der Nähe von Berlin überlebte, erzählt von einem der Spiele, das er beobachtete: «Während der Fussballkampf am schlimmsten tobte, kamen zwei Gefangene, die eine Leiche auf einer Bahre trugen. Sie setzten die Leiche hin, zündeten ihre Stummel an und begannen, dem Kampf zu folgen. Als der spannende Augenblick vorbei war, gingen sie zur Leiche zurück und setzten den Transport zum Leichenhaus fort.»

Die inhaftierten Spieler standen während der Matches unter starkem Druck, berichtet Igor Fischer, der das KZ Auschwitz überlebte und nach dem Krieg Fussballprofi in Österreich wurde. «Der Gegner da auf dem Fussballfeld war ein ganz spezieller: Er konnte dich auch umbringen. Nicht gleich auf dem Fussballplatz, aber später.» 

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