Als das Ozonloch entdeckt wurde, war die Bedrohung für die Menschheit konkret und akut. Die Politik reagierte schnell - mit Erfolg. Das müsste doch auch für die Erderwärmung funktionieren, denken manche.
Gegen den Klimawandel muss man etwas unternehmen, logisch. Das mit der Ozonschicht haben wir doch auch hinbekommen. Der Klimawandel hat allerdings ein deutlich größeres Ausmaß. Zudem sind Kohle, Öl und Gas für den Menschen viel bedeutender als die Ozon-Zerstörer FCKW.
Wir haben ein Problem, ein riesiges Problem! Das wurde Mitte der 1980er Jahre klar, als neue Messverfahren grosse Verluste der Ozonschicht über der Antarktis bewiesen. Der Schicht in 15 bis 30 Kilometern Höhe, ist für den Menschen so wichtig, weil sie die gefährlichen UV-Strahlen der Sonne abblockt.
Die Ozon-Zerstörer waren da bereits bekannt und eingrenzbar: Fluorchlorkohlenwasserstoffe, kurz: FCKW. Sie steckten beispielsweise in Kühlschränken, Spraydosen und Feuerlöschern. Das Problem war konkret und äusserst dringend. So einigten sich viele Staaten erstaunlich schnell auf ein Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht, dem Montrealer Protokoll von 1987, das zum schrittweisen Verbot der FCKW führte. Inzwischen erholt sich die Ozonschicht langsam.
Wie fit sind Sie in Sachen Klimawandel?
Wie fit sind Sie in Sachen Klimawandel?
Immer wieder gehen in der Schweiz und auf der ganzen Welt tausende Schüler und Schülerinnen für das Klima auf die Strasse. Aber was passiert da überhaupt mit unserem Klima? Wissen Sie Bescheid?
In Europa gab es bis vor rund 250 Jahren noch eine kleine Eiszeit. Das Klima hat sich also immer schon gewandelt. Wo liegt das Problem?
Menschgemachter Klimawandel ist ein Problem, weil er viel schneller passiert als der natürliche. Die Natur kann sich nicht so schnell anpassen. Deswegen kommt es zu immer extremeren Naturkatastrophen wie Überschwemmungen, Stürmen oder Erdrutschen, wie 2017 in Bondo im Tessin.
Erdöl kommt ja auch aus der Natur. Warum ist es so schädlich für das Klima?
Durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Erdöl, Stein- und Braunkohle sowie Erdgas werden unnatürlich grosse Mengen CO2 ausgestossen. Zum Vergleich: Alle Vulkane auf der Welt stossen jährlich etwa 200 Millionen Tonnen CO2 aus, während unsere Automobil- und Industrieaktivitäten jedes Jahr weltweit rund 24 Milliarden Tonnen CO2-Emissionen verursachen.
Und weshalb ist CO2 so gefährlich für das Klima?
In sehr kleinen Mengen produziert jeder Mensch CO2, wenn er ausatmet. Das Problem ist die Menge. Weil CO2 Wärme speichert, gilt also: Je mehr CO2 in der Atmosphäre, desto wärmer wird es auf der Erde. Solche Gase nennt man auch Treibhausgase.
Was genau ist der Treibhaus-Effekt?
Wie die Glasfassade beim Treibhaus lässt die Atmosphäre Sonnenstrahlen hinein, die dann in Wärme umgewandelt werden. Ohne diesen Effekt wäre es -18°C kalt auf der Erde. Prinzipiell braucht es den Treibhauseffekt also. Durch das viele CO2 in der Luft wird dieser Effekt aber zusätzlich verstärkt und es wird zu warm.
Kann CO2 auch wieder aus der Luft herausgefiltert werden?
Ja. Das Edelgas ist die «Nahrung» der Bäume. Diese nehmen CO2 auf und wandeln es in Sauerstoff um (Photosynthese). Heute wird aber viel mehr CO2 produziert, als die Bäume der Welt wieder abbauen können. Zudem werden auch immer mehr Wälder abgeholzt.
Welche anderen wichtigen klimaschädlichen Gase gibt es neben CO2 noch?
Zum Beispiel Methan (CH4). Es speichert 25 Mal mehr Wärme als CO2 und ist deshalb auch noch gefährlicher. Methan entsteht in grossen Mengen in der Fleischproduktion, nämlich durch die Verdauung der Kühe. Weiter ist Lachgas (N2O) problematisch. Es entsteht in überdüngten Feldern wenn der Stickstoffdünger nicht richtig von den Pflanzen abgebaut wird. Lachgas ist sogar 250 Mal stärker als CO2 in seiner Treibhausgaswirkung!
Wieviel wärmer ist es schon geworden durch uns Menschen in den letzten 100 Jahren?
Weltweit ist es durchschnittlich bereits 0.9°C wärmer geworden. In der Schweiz sogar ganze 1.4°C. Das ist so warm, dass wir unsere Gletscher mit Vlies abdecken müssen, damit sie etwas weniger schnell dahinschmelzen.
Politik reagierte auf wissenschaftliche Beweise
«Das Ozonloch ist ein perfektes Beispiel dafür, dass wissenschaftliche Beweise zu einem maßgeblichen Politikwechsel und anschließenden Änderungen des menschlichen Verhaltens geführt haben», sagt der Leiter des Erdbeobachtungs-Programms der Europäischen Raumfahrtagentur Esa, Josef Aschbacher. «Dieses Beispiel soll als Inspiration für den Klimawandel dienen.»
Inspiration - die benötigt der Kampf gegen den Klimawandel. Aber vergleichbar sind die beiden Probleme nicht. Das zeigt sich schon an den Folgen der Forscher-Mahnungen: Die erste wissenschaftliche Internationale Klimakonferenz tagte bereits 1979 in Genf - doch die Treibhausgase steigen immer noch an. Die Erwärmung der Erde ist nicht schlicht dadurch zu bekämpfen, dass man eine Gruppe von chemischen Stoffen verbietet, die man durch andere ersetzen kann.
Massive Veränderungen nötig
Im Fall der Erderwärmung sind viel weitreichendere Änderungen notwendig, die unser Leben stark verändern können. Kohle, Öl und Gas, bei deren Verbrennung Kohlendioxid (CO2) frei wird, sind derzeit noch wichtige Grundlagen für unser Leben mit Strom, Heizung, Industrie und Verkehr. In vielen Bereichen gibt es keine günstigen Ersatzstoffe. Auch die intensiv betriebene Landwirtschaft und die Vernichtung von Waldflächen setzen Treibhausgase frei.
Treibhausgase wie CO2, Methan (CH4) und Lachgas (N2O) führen dazu, dass die vom Boden abgegebene Wärmestrahlung aufgehalten wird und nicht ins Weltall entweicht. Grundsätzlich verdanken wir diesem Effekt Temperaturen, die das Leben auf der Erde ermöglichen. Durch die Nutzung von fossilen Brennstoffen und industrielle Prozesse ist etwa die Konzentration von CO2 in der Atmosphäre allerdings um rund 45 Prozent gestiegen, so dass der natürliche Erwärmungseffekt verstärkt wird.
Faszinierend und beunruhigend zugleich
Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) analysierte mithilfe von Computersimulationen den CO2-Gehalt in der Vergangenheit. Heute ist demnach mehr CO2 in der Atmosphäre als wahrscheinlich je zuvor in den letzten drei Millionen Jahren. «Unsere Untersuchungen sind dabei nicht nur Simulationen: Wir haben unsere Ergebnisse mit Daten aus Proben aus der Tiefsee verglichen, und sie stimmen gut überein», sagt Matteo Willeit vom PIK.
Man habe nachweisen können, dass die Veränderungen des CO2-Gehalts eine treibende Kraft bei den Eiszeiten gewesen sei - gemeinsam mit den damaligen Schwankungen der Erdbahn um die Sonne. Willeit erklärt: «Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Erdsystem schon bei relativ kleinen Schwankungen des atmosphärischen CO2 empfindlich reagiert. So faszinierend das ist, so beunruhigend ist es auch.»
So trifft der Klimwandel die Schweizer Städte
So trifft der Klimawandel die Schweizer Städte
8,4 heisse Tage pro Jahr gab es seit 2000 in Basel. Ein Tag gilt an einem Ort dann als heiss, wenn die Durchschnittstemperatur deutlich über den ortsüblichen Temperaturen liegt, schreibt «Spiegel Online». In Basel sind das im 24-Stunden-Mittel über 22 Grad Celsius. Die durchschnittliche Jahrestemperatur stieg seit der Jahrtausendwende um 0,8 Grad im Vergleich zum 20. Jahrhundert.
Im Winter gibt es seit 2000 in Basel bedeutend weniger Frosttage: nur noch 33,4 pro Jahr im Vergleich zu 39 zuvor.
Den grössten Anstieg der Jahresdurchschnittstemperatur seit 2000 der untersuchten Schweizer Städten verzeichnete Genf: Sie liegt um 0,9 Grad Celsius über dem Durchschnitt des 20. Jahrhunderts. Die Anzahl der heissen Tage (im 24-Stunden-Mittel über 23 Grad Celsius) stieg von 2,5 Tagen pro Jahr im 20. Jahrhundert auf 9,2 Tage.
Die Anzahl der Frosttage pro Jahr sank in Genf von 29,8 im 20. Jahrhundert auf 24,3 seit 2000.
In Lausanne stieg die Durchschnittstemperatur seit 2000 um 0,7 Grad Celsius, seit der Jahrtausendwende gibt es 6,0 heisse Tage (im 24-Stunden-Mittel über 21 Grad Celsius) pro Jahr im Waadtländer Hauptort. Vorher waren es nur 1,8.
Die Winter in Lausanne werden milder: Die Zahl der Frosttage sank von durchschnittlich 56,2 pro Jahr auf 51,3.
Die durschnittliche Jahrestemperatur ist in St. Gallen von 5,0 Grad Celsius im 20. Jahrhundert auf 5,8 Grad Celsius seit 2000 gestiegen. Es gibt im Schnitt 6,5 heisse Tage (im 24-Stunden-Mittel über 19 Grad Celsius) im Jahr, vorher waren es 1,5.
Der Winter bringt seit der Jahrtausendwende fast eine Woche weniger Frosttage in die Ostschweiz: Im 20. Jahhrundert waren es noch 80,1 pro Jahr, jetzt sind es nur noch 73,6.
In Winterthur gab es im 20. Jahrhunder nicht mal einen ganzen heissen Tag (im 24-Stunden-Mittel über 21 Grad Celsius) pro Jahr: Seit der Jahrtausendwende stieg die Zahl von 0,8 auf 4,1. Die Durchschnittstemperatur legt um 0,8 Grad Celsius zu.
Für Spaziergänge an frostigen Tagen hat man in Winterthur mittlerweile fast eine Woche weniger Zeit: Die Zahl sank von 61,3 auf 54,6 pro Jahr.
In Zürich gibt es fast sechs heisse Tage (im 24-Stunden-Mittel über 21 Grad Celsius) mehr pro Jahr (von 2,3 auf 8,6) und eine um 0,8 Grad Celsius gestiegene Durchschnittstemperatur.
Die Tage, an denen der Brunnen am Alfred-Escher-Denkmal vor dem Zürcher Hauptbahnhof zufrieren kann, werden seltener: Statt an 47,6 Tagen pro Jahr im 20. Jahrhundert ist es seit 2000 nur nach an 41,2 Tagen pro Jahr im 24-Stunden-Mittel unter -1 Grad Celsius kalt.
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