Geplante Obsoleszenz Böse Absicht? Warum technische Geräte immer früher kaputt gehen

tafi/dpa

6.12.2019

Bauen Hersteller in ihre Produkte wirklich heimlich ein Verfallsdatum ein? Ein Dübendorfer OPhysiker weiss, warum technische Geräte immer früher kaputt gehen. (Symbolbild)
Bauen Hersteller in ihre Produkte wirklich heimlich ein Verfallsdatum ein? Ein Dübendorfer OPhysiker weiss, warum technische Geräte immer früher kaputt gehen. (Symbolbild)
Keystone/Ennio Leanza

Technische Geräte geben heutzutage rascher den Geist auf. Ein Physiker der Empa forscht nach den Gründen und untersucht, ob die Hersteller absichtlich ein Verfallsdatum einbauen.

Handwerker klagen seit Längerem, dass Reparaturen von technischen Geräten komplizierter werden.

Zum Beispiel lassen sich manche Gehäuse nicht öffnen. Oder wenn ein kleiner Schalter kaputt geht, muss gleich ein ganzes Modul ausgewechselt werden.

Kritiker mutmassen dann auch immer wieder, einige Hersteller legten es darauf an, dass Geräte nach einer bestimmten Zeit den Geist aufgeben – genannt wird das vorgesehene Verfall «geplante Obsoleszenz».

Ein Physiker der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) in Dübendorf fand nun heraus, dass das «Ablaufdatum» bei technischen Geräten in der Tat schneller eintritt als in früheren Zeiten.

In den vom ihm untersuchten Fällen, lasse sich allerdings keine böse Absicht unterstellen, sagte der Fehlerforscher Peter Jacob in einem Bericht des «SRF»-Konsumentenmagazins «Espresso».



Bei einer geplante Obsoleszenz wird ein Produkt mit Absicht so hergestellt, dass es nach einer bestimmen Zeit nicht mehr gebrauchsfähig ist, obwohl es das noch sein könnte.

Dass Geräte heutzutage fehleranfälliger gebaut werden, liege laut Jacob nicht an bösartigen Vorsätzen der Hersteller, sondern an einem immer grösser werdenden Konkurrenz- und Kostendruck in der Produktion.

Grenzen ausgereizt

Ein Beispiel seien LED-Lampen, bei denen es oftmals schon nach einem Zehntel der angegebenen Lebensdauer düster wird. Um konkurrenzfähig zu bleiben, würden Hersteller immer kleinere Elektrolyt-Kondensatoren einsetzen, die schlichtweg nicht dafür geschaffen seien, dauerhaft hohe Spannungen auszuhalten.

Bei der Herstellung werden oft «die Grenzen des physikalisch Machbaren ausgereizt.» Auch die Ladestecker von Smartphones seien störanfälliger geworden, weil die Geräte bei immer schlankerer Bauweise immer mehr leisten müssten.

Reparaturen lohnen sich in vielen Fällen aus wirtschaftlichen Gründen nicht: Oft ist es preiswerter, ein neues Gerät zu kaufen, als ein kaputtes zu reparieren.

Die Wegwerfstrategie ist ökologisch und für die Konsumenten aber ein Desaster. Die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) fordert deshalb, dass Geräte zukünftig so konstruiert werden, dass sie leichter zu reparieren sind.

Weniger Elektroschrott

Mit verschiedenen politischen Vorstössen will die SKS Druck auf die Hersteller machen. Langlebige Geräte schonen Ressourcen und Klima, argumentiert die SKS. Es falle weniger Elektroschrott an, und die Kaufkraft der Konsumenten würde steigen.

Im Kern orientieren sich die SKS-Forderungen an neuen EU-Regeln, die im Herbst verabschiedet wurden und 2021 in Kraft treten sollen.

Demnach sollen Geräte gleich so gebaut werden, dass man sie leichter reparieren und am Ende ihrer Lebenszeit auch recyceln kann. Es geht unter anderem um Kühlgeräte, Waschmaschinen, Geschirrspüler, elektronische Displays, Lichtquellen, Netzteile, Elektromotoren und Schweissbrenner.

Kern der neuen EU-Vorschriften ist die Pflicht für Hersteller, Ersatzteile für sieben bis zehn Jahre nach dem Verkauf anzubieten und innerhalb von 15 Arbeitstagen zu liefern.

Handwerkern müssen Informationen zum Gerät zur Verfügung gestellt werden. Zudem müssen «Ersatzteile mit allgemein erhältlichen Werkzeugen ausgetauscht werden können, ohne dass das betreffende Gerät dauerhaft beschädigt wird».

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