Pendler-Ärgernis Darum bleibt die Pünktlichkeit bei den SBB auf der Strecke

tsha

3.2.2020

Die Züge der SBB treffen oft zu spät ein. (Archiv)
Die Züge der SBB treffen oft zu spät ein. (Archiv)
Bild: Keystone

Die Züge der SBB waren zuletzt wieder häufig mit Verspätung unterwegs. Der Pünktlichkeitsbeauftragte der SBB kennt die Gründe für die Krise – und schlägt Lösungsansätze vor.

Es sind zwei Zahlen, die die Verantwortlichen der SBB derzeit aufhorchen lassen dürften. Die eine Zahl lautet 89,5 und misst die Pünktlichkeit der Bahn. Die andere Zahl lautet 84,1. Sie steht für die Zufriedenheit der Bahnkunden. Beide Werte sind zuletzt gesunken – sind die Bahnen häufiger verspätet, sind auch die Kunden zunehmend frustriert.

Die Pünktlichkeitswerte – die Bahn selbst spricht von der «magischen Kennzahl» – sanken zum zweiten Mal in Folge. Die Zahl 89,5 setzt sich dabei zusammen aus der Anzahl der Passagiere, die die SBB-Züge nutzen, und der Pünktlichkeit derselben. Vor allem in den letzten Monaten des Jahres 2019 lagen die Werte tief, bei nur 83,5 (November) respektive 85,5 (Oktober). Zuletzt lagen die Monatswerte im Jahr 2012 so niedrig, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet.



David Fattebert, der bei den SBB für die Pünktlichkeit zuständig ist, macht mehrere Ursachen für die miesen Werte aus. Verantwortlich seien viele Baustellen, die den Betrieb störten, ein Mangel an Personal sowie das zuletzt stetig ausgebaute Angebot, das bedient werden müsse. Das ganze System sei an seine Grenzen gestossen – «wir haben operativ fast keinen Spielraum mehr», sagt Fattebert dem «Tages-Anzeiger».

«Zu optimistisch geplant»

Vor allem die grosse Anzahl an Baustellen habe zu den Verspätungen geführt. Die Verantwortlichen hätten «zu optimistisch geplant», räumt Fattebert ein. Es sei allerdings nicht immer einfach, verschiedene Bauprojekte aufeinander abzustimmen. Denn manche Baustellen müssten Jahre im Voraus geplant werden, während andere Baumassnahmen sehr kurzfristig durchgeführt würden. Manchmal würden also zwei Bauprojekte ungewollt miteinander kollidieren und die Planung über den Haufen werfen.

Die schnellsten Züge der Welt

Um die aktuellen Probleme in Griff zu bekommen, müsse man entweder das Schienennetz vergrössern oder mehr Personal einstellen und Rollmaterial erwerben, um Reserven aufzubauen, findet Fattebert. Das aber kostet Geld.

Eine weitere Möglichkeit sei es, Puffer bei den Fahrzeiten einzuplanen, um den eng getakteten Fahrplan zu entflechten. Schon kleine Erfolge würden sich positiv aufs grosse Ganze auswirken, sagt Fattebert. «Unsere Mathematikerin hat ausgerechnet, dass, wenn alle Züge im Durchschnitt zehn Sekunden pünktlicher fahren, ein Prozentpunkt mehr Kundenpünktlichkeit resultiert», erklärt er.

Entschädigung bei Verspätungen

Ab Mitte des Jahres erhalten Bahnreisende übrigens eine Entschädigung, wenn ihr Zug verspätet ist. Denn dann greifen neue Regelungen, die bislang nur in der EU galten, auch in der Schweiz. Hat ein Zug mehr als eine Stunde Verspätung, gibt es 25 Prozent des Billettpreises zurück; bei mehr als zwei Stunden Verspätung werden 50 Prozent zurückerstattet.

Beträge, die unter zehn Franken liegen, werden allerdings nicht ausbezahlt. Heisst: Erstattungen gibt es nur bei Billetts, die mehr als 40 Franken kosten. Ärgerlich ist das vor allem für Reisende im Regionalverkehr. Denn hier sind nicht nur die Billetts billiger, also oftmals ausgeschlossen von einer Entschädigung.

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