Knall bei Traditionsfirma Weltbild schliesst alle Filialen in der Schweiz per sofort

dmu/toko/sda

21.8.2024

Ab Donnerstag bleiben die Türen der Weltbild-Filialen in der Schweiz geschlossen.
Ab Donnerstag bleiben die Türen der Weltbild-Filialen in der Schweiz geschlossen.
Jens Büttner/dpa

Weltbild, die Buchhandel-Kette mit fast 90-jähriger Geschichte, ist Konkurs. Ab sofort bleiben alle Schweizer Filialen geschlossen. Zuletzt hiess es noch, die Insolvenz der deutschen Mutter habe keine Auswirkungen.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Weltbild schliesst alle Filialen in der Schweiz per sofort.
  • Die Angestellten werden freigestellt.
  • Letzte Woche musste bereits das deutsche Mutterhaus Insolvenz anmelden.
  • Im Juni hatte es noch geheissen, die Insolvenz der deutschen Mutter habe keine Folgen und die Geschäfte liefen reibungslos weiter.

Dieser Artikel wurde zuletzt um 19.19 Uhr umfassend aktualisiert.

Bereits letzte Woche gab Weltbild Deutschland das Aus bekannt. Nun schliessen auch sämtliche Schweizer Filialen, wie «Züritoday» berichtet. Das Portal bezieht sich dabei auf ein Schreiben des Schweizer Geschäftsführers Anatol Fussi an die Angestellten. Am Mittwoch habe der Traditionsbuchladen Konkurs anmelden müssen.

Fussi müsse eine «sehr schwierige und traurige Nachricht» überbringen, schreibt er. Die Auswirkungen der Pleite in Deutschland seien nun auch am Schweizer Hauptsitz in Wangen bei Olten «unüberwindbar» geworden. Man habe alles versucht, um das Ende abzuwenden.

Die Schliessung erfolgt offenbar unmittelbar: Alle 24 Filialen in der Schweiz schliessen per sofort. Ab Donnerstag bleiben die Türen geschlossen.

Kein August-Lohn für Angestellte

Die Mitarbeitenden der Buchhandel-Kette mit fast 90-jähriger Geschichte sind per sofort freigestellt und sollen sich ans RAV wenden. «Wir werden den August-Lohn leider nicht mehr zur Auszahlung bringen können», schreibt Fussi. Die offenen Lohnforderungen können demnach via RAV oder via Konkursamt nachträglich eingefordert werden.

Wieviele Angestellte von der plötzlichen Massnahme betroffen sind, ist nicht genau bekannt. 2018 beschäftigte Weltbild in der Schweiz etwa 200 Leute.

Schweizer Teil war profitabel

Der Konkurs sei umso bedauerlicher, weil die Schweizer Tochtergesellschaft stets «ein erfolgreicher und profitabler Teil» der Weltbild-Gruppe gewesen sei, schreibt Weltbild Schweiz im Communiqué.

Abhängigkeiten von der deutschen Muttergesellschaft und die rasante Zuspitzung der Situation in Deutschland hätten nun aber keine andere Möglichkeit als die Konkursanmeldung zugelassen.

E-Book-Kunden könnten bald Einkäufe verlieren

Auf seiner Webseite bestätigt Weltbild die Konkursmeldung. Zudem werden alle Kund*innen, die E-Books, Hörbuch-Downloads oder einen tolino E-Reader gekauft haben, aufgefordert, ihr Konto mit einem alternativen tolino-Buchhandelspartner zu verknüpfen.

Ansonsten laufen sie Gefahr, auf die gekauften Inhalte nicht mehr zugreifen zu können. Dabei müssen sie schnell vorgehen: Für die Umstellung haben die Kund*innen gerade einmal bis 31. August Zeit.

Kein Support mehr aus Deutschland

Hintergrund ist die Insolvenz des deutschen Mutterhauses. Dieses werde nun schon per Anfang September endgültig liquidiert. Die hohen Kosten im operativen Geschäft, insbesondere in den Bereichen IT und Marketing, hätten es unmöglich gemacht, die deutsche Mutter angesichts des starken Wettbewerbsdrucks profitabel weiterzuführen.

Mit dem schnellen Aus der Konzernmutter stünden nun aber die für den Weiterbetrieb in der Schweiz notwendigen Systeme nicht mehr zur Verfügung. Ebenso könnten auch keine weiteren Dienstleistungen aus dem Mutterhaus mehr bezogen werden. «Ohne diese bis vor kurzem noch in Aussicht gestellten Voraussetzungen» habe das Unternehmen keine Möglichkeit mehr, sich in den nächsten Monaten neu eigenständig auszurichten. Dies gelte umso mehr, weil gleichzeitig Gespräche mit bestehenden und potenziellen Investoren nicht gefruchtet hätten.

Im Juni hatte es noch geheissen, die Insolvenz der deutschen Mutter habe keine Folgen und die Geschäfte liefen reibungslos weiter. Die Abläufe von Weltbild Schweiz seien in eigenständigen Strukturen parallel zu den Prozessen in Deutschland aufgestellt, so die damaligen Äusserungen.