Zinsen im Tiefflug Sparen rentiert nicht mehr – aber wohin sonst mit dem Geld?

Von Gil Bieler

2.1.2020

Bitcoins sind in aller Munde – aber ein Finanzexpert warnt vor der Unberechenbarkeit der digitalen Währungen.
Bitcoins sind in aller Munde – aber ein Finanzexpert warnt vor der Unberechenbarkeit der digitalen Währungen.
Bild: Keystone

Die Zeit der Sparfüchse ist vorbei: Bankkunden erhalten kaum noch Zinsen, die Nationalbank belässt ihren Leitzins im Minusbereich. Fünf Alternativen im Experten-Check. 

Die Zeiten, in denen man sein Erspartes bequem auf einem Sparkonto parkieren konnte und dafür einen attraktiven Zins erhielt, sind vorbei. Das Konsumentenmagazin «K-Tipp» hat magere 0,15 Prozent als den derzeit besten Zinssatz ermittelt, den die Banca dello Stato del Cantone Ticino für ein Sparkonto ohne besondere Konditionen bietet. 

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Zum Jahresende bringt «Bluewin» die Lieblingsstücke des ablaufenden Jahres noch einmal. Dieser Text erschien zum ersten Mal am 19. September 2019.

Und das Zinsumfeld wird in nächster Zeit kaum freundlicher: Nachdem vergangene Woche die Europäische Nationalbank (EZB) bekanntgab, ihren Leitzins bei rekordtiefen null Prozent zu belassen, äusserte sich heute auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) zu ihrer Zinspolitik. Sie belässt ihren Leitzins bei minus 0,75 Prozent. Die SNB verrechnet also Banken, die ihr Geld bei der SNB parkieren, Negativzinsen. Und nach Ansicht vieler Experten wächst nun der Druck auf die Banken, diesen Strafzins an ihre Kunden weiterzugeben.

Sparen rentiert also nicht mehr sonderlich. Sollte man sein Geld stattdessen vielleicht besser anlegen? Immerhin kann man mittlerweile sogar gewinnbringend mit Sneakers spekulieren. Sammlerstücke wie die Nike Mag bringen an Auktionen horrende Summen von 50'000 Dollar und mehr ein.

«Bluewin» hat bei den Finanzexperten vom VZ Vermögenszentrum in Zürich angeklopft und um eine Einschätzung zu fünf Anlagemöglichkeiten gebeten.

Aktien

Was Ausschüttungen angehe, seien Aktien eine attraktive Geldanlage, sagt Rolf Biland, Anlagechef beim VZ Vermögenszentrum. «Je nach Aktienindex werden vor Steuern Dividendenerträge von etwa 1,5 bis 3,5 Prozent ausgeschüttet.» Das sei deutlich mehr als etwa bei Staatsanleihen.

Allerdings seien im Aktienbereich jederzeit auch grössere Wertschwankungen möglich, die das investierte Vermögen vorübergehend beträchtlich schmälern können – laut Biland um 25 Prozent und mehr. «Daher brauchen Aktienanleger neben der nötigen Risikofähigkeit und Risikobereitschaft auch einen mehrjährigen Anlagehorizont.»

Gold

Bezüglich der Risiken ähneln Anlagen in Gold jenen in Aktien, sagt Biland. «Sie müssen sogar eher noch als risikoreicher angesehen werden, weil im Gegensatz zu Aktien kein langfristiger Vermögensaufbau zu erwarten ist.» Zudem werfe Gold keinerlei Ertrag ab, während die Sparzinsen immerhin auch wieder einmal steigen könnten.

Gold könne in einem diversifizierten Portfolio als Beimischung zu anderen Anlageklassen durchaus sinnvoll sein, sagt der Experte. «Es ist aber keinesfalls eine Alternative zum Kontoguthaben.»

Bitcoins

Bitcoins und andere Kryptowährungen sind in aller Munde – jedoch auch «eine hochspekulative Anlage». Die Kursschwankungen seien immens, und es gebe keine Anzeichen, dass sich das künftig ändern könnte. Bitcoins sollten daher «nicht einmal als Investition angesehen werden geschweige denn als Alternative zu Bargeld oder Kontoguthaben», betont Biland.

Galerie: Das ABC der Kryptowährungen

Immobilien

«Es gibt sehr unterschiedliche Formen von Immobilien. Die Spanne reicht vom selbstbewohnten Eigenheim über Renditeliegenschaften bis hin zu Immobilienfonds und Immobilienaktien», sagt Biland. Entsprechend gross seien daher auch die Unterschiede in Bezug auf Risiko und Ertrag.

Noch werfen dem Experten zufolge Kollektivanlagen wie etwa Fonds in Immobilien einen höheren Ausschüttungsertrag ab als Zinsanlagen. «Allerdings gibt es gerade in der Schweiz auch grosse Risiken am Immobilienmarkt. Stichwort: Preisblasen oder Liquiditätsrisiken.» Als Teil eines diversifizierten Anlageportfolios könnten Immobilien aber sinnvoll sein.

Kunst/Oldtimer

Das Verdikt des Experten ist klar: «Kunstgegenstände, Uhren, Oldtimer usw. eignen sich nicht zur Geldanlage.» Besonders problematisch sei das Fehlen eines geregelten Marktes. «Zudem bedarf es für einen Kaufentscheid eines sehr hohen Spezialwissens. Solche Gegenstände sollten Fachspezialisten und Liebhabern vorbehalten bleiben und im besten Fall einen geringen Anteil eines – grossen – Vermögens ausmachen.»

Fazit

Eine echte Alternative zum guten alten Sparkonto ist keine der fünf genannten Optionen. «Sparen ist eine weitgehend risikolose Tätigkeit – abgesehen vom Risiko der Bank –, während alle Alternativen mit Risiken verbunden sind», gibt Biland zu bedenken. 

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